Mit 60 Goldenen Schallplatten ist Paul McCartney einer der erfolgreichsten Komponisten in der Geschichte der Popmusik. 60 Jahre lang hat er einen Hit nach dem anderen verfasst. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass blickt Qobuz auf seine Jahre nach den Beatles zurück und wählt aus seiner umfangreichen Diskografie die 10 wichtigsten Alben aus.

McCartney (1970)

Am 20. September 1969 erlebte Paul McCartney einen Schock. John Lennon hatte seinen Beatles-Kollegen soeben mitgeteilt, dass er die Band verlassen möchte. Es dauerte noch viele Monate, bevor die Öffentlichkeit davon erfuhr, aber es traf den Sänger und Bassisten der Fab Four war so hart, dass er einen Zusammenbruch erlitt. McCartney zog sich auf seine Farm in Campbeltown, Schottland, zurück, wo er insgeheim mit der Arbeit an seinem ersten Soloalbum begann. Er hatte bereits 1966 allein mit George Martin am Soundtrack des Films The Family Way gearbeitet, aber der Anlass macht dieses Album in zweifacher Hinsicht zu einem historischen Objekt. Bei seinem Erscheinen im April 1970 wurde die Trennung der Beatles durch die berühmte Pressemitteilung, die gleichzeitig die Veröffentlichung des Albums als auch das Ende seiner Zusammenarbeit mit der Band ankündigte, förmlich besiegelt. Vor allem machte Paul in seinem Bemühen, nicht aufzufallen, McCartney zum ersten Album eines "Bedroom Producers". Er spielte alle Instrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard...) – nur seine Frau Linda lieh ihm ihre Stimme – selbst auf einem Vierspurgerät in seinem Haus oder diskret in den EMI-Studios. Logischerweise klingt die Platte, mit Songs wie Junk und Teddy Boy (die er mit seinen Ex-Kollegen erarbeitet hatte) und dem Hit Maybe I'm Amazed, der das Album an die Spitze der englischen Charts katapultierte und nur von Simon & Garfunkels Bridge Over Troubled Water abgelöst wurde, sehr nach Beatles.

Ram (1971)

Ende des Jahres 1970, als ihn die halbe Welt für die Trennung der Fab Four verantwortlich machte und die Beziehung zu seinen ehemaligen Mitstreitern auf dem Tiefpunkt war, flüchtete sich Paul in die Musik und ging in die USA, um zwischen New York und Los Angeles RAM aufzunehmen. Auf diesem ersten Album, das offiziell Paul und Linda McCartney zugeschrieben wurde, scheint sich Paul vom Einfluss der Beatles zu befreien. Es wurde trotz seines großen kommerziellen Erfolgs bei der Veröffentlichung im Mai 1971 von der Kritik verrissen. "Ich fand das Album schrecklich", kommentierte Lennon und sprach sogar von "Muzak". "Auf McCartney gab es wenigstens Hits". Lennon, der drei Monate später sein Album Imagine veröffentlichen sollte, glaubte, Kritik an ihm selbst zu erkennen, insbesondere in Too Many People. Im Laufe der Jahre fand Ram jedoch schließlich seinen Platz in der Nachwelt als eine der besten Inspirationen von Paul, der sogar als Pionier des Indie-Pop gefeiert wurde. Die Wiederveröffentlichung des Albums nach einem Remastering im Jahr 2012 in den Abbey Road Studios überzeugte schließlich alle.

Band on the Run (1973)

1973 erlebte Paul McCartney ein Revival: Er hatte mit Live and Let Die für den Soundtrack des achten Films der James Bond-Saga den großen Hit des Jahres geschrieben. Er beschloss, das nächste Album mit seinen Wings in Lagos aufzunehmen, um dem Konzept der "Band on the run" treu zu bleiben. Kurz vor dem Start musste er jedoch zwei Ausfälle verkraften: den des Gitarristen Henry McCullough und den des Schlagzeugers Denny Seiwell. Vor Ort allein mit Linda und Denny Laine wurde er schnell ernüchtert: Die Arbeitsbedingungen waren miserable und McCartney wurde von dem lokalen Star Fela Kuti als musikalischer Neokolonialist beschimpft. Es fing schlecht an, aber alles endete gut in London, vor allem mit den beiden Singles, die sofort Erfolg hatten: dem mitreißenden Jet und dem berauschenden Band on the Run. Das Album war ein Hit, gewann zwei Grammys und brachte Paul McCartney nach zwei mittelmäßigen Platten (Wild Life und Red Rose Speedway) zurück nach oben in die Top of the Pop.

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