Das legendäre Live-Album von Pink Floyd, aufgenommen im Sommer 1990, erscheint endlich in Hi-Res 24-Bit Qualität

Da gibt es diese riesigen Live-Events, an die man sich dank bestimmter Vertriebsmöglichkeiten noch lange erinnert. Das Knebworth-Konzert war ein solcher Fall, das perfekt eine Epoche widerspiegelt, in der das Fernsehen (insbesondere der Sender MTV) die ohne Sicherheitsnetz mitgeschnittenen Aufführungen direkt ausstrahlte und diejenigen, die sich nicht vor Ort begeben konnten, hatten ihre wahre Freude daran. Das war auch eine Zeit, aus der die Fans lange noch Videokassetten archivierten, bis dann die stabileren Digitalversionen wie DVD auftauchten, und später dann das Web und die Streamingangebote, um diese großen Ereignisse in Ton und (teilweise) Bild zurückzuholen. Gerade die Floyd-Anhänger gaben sich lange mit der Kompilation zufrieden, in der ein paar Titel der Band enthalten waren, die an jenem Tag neben Genesis, Robert Plant, Eric Clapton, Tears for Fears, Mark Knopfler und anderen die Wohltätigkeitsorganisation Nordoff Robbins unterstützte.

Letzten Endes schafften es nur zwei Songs in die engere Wahl, Comfortably Numb und Run Like Hell. Eine magere Ausbeute. Es mussten dann fast dreißig Jahre vergehen, bis die gesamte Aufführung dank der Box The Later Years 1987-2019 inklusive Audioversionen sowie restaurierter und geremasterter HD-Videoaufnahmen wieder offiziell zum Vorschein kam. Genauso wie Delicate Sound of Thunder, das es nur in der überarbeiteten Version in diese Box geschafft hatte und dann ein Jahr später als Single erschien, kommt jetzt auch Live at Knebworth 1990 aus der Sammleredition, sodass es nun sein eigenes Leben außerhalb von Sammlerkreisen führt und einem breiteren Publikum bekannt wird.

Denken wir doch zurück an die 1990er, als man einige Nummern zu große Anzüge mit Schulterpolstern trägt, das Saxofon ein gutes Jahrzehnt lang schon die Mainstream-Musik beherrscht und Pink Floyd gemütlich in der, man könnte fast sagen, Gilmour-Ära dahinwandeln. Die Band hat gerade eine fast zweijährige Tournee hinter sich, bei der sie zwischen September 1987 und Juli 1989 auf der Bühne ihren A Momentary Lapse of Reason zum Besten gab. Ausnahmsweise tun sie einmal mehr etwas für einen guten Zweck, als sie sich bereit erklären, am 30. Juni 1990 in Knebworth aufzutreten, wo sie sich seit ihrem letzten Aufenthalt im Jahre 1975 nicht mehr hatten blicken lassen. Pink Floyd haben sich verändert, das treue Publikum aber ist noch größer geworden als damals. Für die Band ist es eine Gelegenheit, auf der Bühne sieben Stücke zu spielen. Es handelt sich um auserlesene Songs aus nur vier ihrer Alben: Dark Side of the Moon, Wish You Were Here, The Wall und A Momentary Lapse of Reason.

Da gibt es nichts Psychedelisches von damals und keine großen hypnotisierenden Geistesblitze mehr, denn Floyd Version 1990 bedeutet in erster Linie eine Bühnenmaschinerie, an der man sich nicht sattsehen kann. Aber es funktioniert. Mit dem göttlichen Gitarren-Sound eines Gilmour in der Solopassage des Comfortably Numb kann es nämlich keiner aufnehmen. Und weil Wish You Were Here in alle Ewigkeit so hinreißend schön ist und uns die Geschichte mit Syd Barrett vor Augen führt.

Die noch ganz junge, kaum 21-jährige, von Prince und Dave Stewart entdeckte Candy Dulfer spielt die Saxofonpassagen in Shine On You Crazy Diamond und Money so, als ob sie das immer schon gemacht hätte. Besonders gut werden wir uns vor allem an diesen unglaublichen Moment erinnern, wenn Clare Torry, die ursprünglich The Great Gig In The Sky gesungen hatte, nochmals auf die Bühne kommt, um den Song ein einziges Mal live zu singen, sieht man von einer Aufführung im Jahr 1973 ab. Ein historischer Augenblick. Letzen Endes war es die Mühe wert, ein paar Jahrzehnte zu warten, um ein dem Ereignis entsprechendes Konzert im Hi-Res-Sound neu zu entdecken. Einfach nur, um sich daran zu erinnern.

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