Schweden war der Geburtsort unzähliger Metal-Bands und machte weltweit von sich reden, als Anfang der 90er Jahre plötzlich eine produktive und dynamische Death Metal-Szene auftauchte. Hier nun ein kleiner Rückblick, um aufzuzeigen, wie sich diese musikalischen Kreise entwickeln konnten und warum sie so originell sind.

Im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern, wo Hard Rock, Glam Rock, Heavy Metal, und dann „New Wave of British Heavy Metal“ die Radiosender eroberten und ganze Stadien füllten, schwärmte man in den 70er und 80er Jahren in Schweden nicht dermaßen für Metal. Zu dieser Zeit existiert die Metal-Szene eigentlich so gut wie nicht, abgesehen von ein paar Bands wie die Glam Metal-Gruppe Europe – die 1983 ihre erste Einspielung macht – sowie ein paar Speed/Trash-Gruppen, die bald wieder abtauchen, weil die Auftrittsmöglichkeiten, um ihre Musik zu spielen oder zu vertreiben, Mangelware sind. Hat etwa das strenge skandinavische Klima dem schwedischen Underground den Garaus gemacht? Anscheinend doch nicht, da die Punk- und Hardcore-Szenen recht aktiv sind! Gruppen wie Rude Kids, Missbrukarna und vor allem Anti Cimex entwickeln einen Stil so voller Aggressivität, dass sie den Bands der britischen und amerikanische Szene, wie etwa Discharge oder Black Flag, durchaus das Wasser reichen können. Asocial haben zum Beispiel auf sich aufmerksam gemacht, als sie 1982 mit ihrer EP How Could Hardcore Be Any Worse? den „One Beat“ einführten, dessen Ähnlichkeit mit dem späteren – von Mick Harris inthronisierten – Blastbeat nicht zu überhören ist. Zwar war die Death-Metal-Szene nur kurzlebig, aber die meisten Musiker, die zu ihrem Entstehen beigetragen hatten, blieben ihr treu und manche von ihnen haben sich sogar daran beteiligt. Trotz der deutlichen Dichotomie zwischen Punk- und Metal-Szene sind die Grenzen durchlässig.

Unter den ganz zu Beginn der Metal-Bewegung in Schweden bedeutenden Gruppen sind MercilessObscurityMefisto und vor allem die One Man Band Bathory zu nennen. Thomas Forsberg alias „Quorthon“ gründet Bathory im Jahre 1983 und beansprucht damit für sich die Aura der legendären und blutrünstigen ungarischen Gräfin Elisabeth Báthory. Nach dem überraschenden Erfolg seiner ersten beiden, speziell für die Kompilation Scandinavian Metal Attack (1984) eingespielten Titel bringt Quorthon für einen lächerlich geringen Preis bei Black Mark, einer fiktiven Vertretung des Labels Tyfon, sein Debütalbum heraus. Der Beweis für diesen schönen Erfolg liefert die Tatsache, dass die ersten Tausend gepressten Platten in weniger als zwei Wochen abgesetzt sind und dass sich das Album dann auch noch den ganzen Herbst hindurch weiterhin gut verkauft! Auch die beiden Folgealben dementieren es nicht. The Return (1985), und dann Under the Sign of the Black Mark (1987) gehen noch ein bisschen weiter über die Grenzen dieser Musik hinaus. Diese wird düsterer und einige ihrer Charakteristika bestimmen dann sogar die Regeln des zukünftigen, in Norwegen entstehenden Black Metal der 90er Jahre. Zwar hat Bathory der Death Metal-Szene nicht direkt den Weg geebnet, aber mit einigen bemerkenswerten Gruppen wie etwa Merciless und mit seiner zweiten EP, Realm of the Dark (1988), hat er als Katalysator des schwedischen Underground zu ihrer Entstehung beigetragen.

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