Als einer der besten Slide-Gitarristen arbeitete er mit Neil Young, Bob Dylan, Eric Clapton und den Rolling Stones zusammen, komponierte Soundtracks zu Filmen wie Paris, Texas, war schon früh Vorreiter in Sachen Weltmusik und später maßgeblich am Buena Vista Social Club beteiligt. Im Interview hingegen erlebt man Ry Cooder hingegen eher moralisierend und grummelig.

Der modernen Welt – sagt Ry Cooder – mangle es an Anstand, Sitte und Moral. Sie sei aus den Fugen geraten, verwahrlost und verrottet. Weshalb der 71-jährige Ausnahmegitarrist ein regelrechtes Manifest vorlegt: The Prodigal Son, sein erstes Album seit sechs Jahren (siehe Rezension im STEREO-Magazin 6/18), versteht sich als Lehrstunde in Sachen Gospel, Blues und Spiritualität – aber auch als praktische (Über-)Lebenshilfe. Das Problem ist nur: Der Altmeister ist nicht willens, darüber zu reden. Schon gar nicht mit den Medien, die ihn sowieso nie verstanden hätten und ihn immer mit denselben alten Fragen penetrieren. „Deswegen gebe ich kaum noch Interviews – weil das reine Zeitverschwendung ist. Wer das Album hört, weiß, worum es mir geht und was ich damit sagen will. Da muss ich mich nicht groß erklären“, so der mundfaule Künstler. „Das erschließt sich von alleine – weil ich sehr direkt bin. Und weil es mir egal ist, ob sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.“ Eine Attitüde, die etwas von einem renitenten Rentner hat.

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