Mit "Dear America" veröffentlich Eric Ribb er ein großartiges Blues-Soul-Gospel-Album, das die tragischen Stunden der afro-amerikanischen Geschichte behandelt...

Der aus gutem Hause kommende Eric Bibb (dessen Vater der Folksänger Leon Bibb und dessen Onkel der Jazzmusiker John Lewis waren) hat sein erstes Album vor nicht ganz 50 Jahren veröffentlicht. Zwar ist er mit dem Blues aufgewachsen, aber seit langem ist er weit mehr als nur ein Bluesmusiker. Er reiste viel, lebte auch außerhalb der USA, ließ sich von afrikanischer Musik inspirieren und perfektionierte sein Spiel im Kontakt mit anderen Stilarten und anderen Musikern. Dear America, eine Art Rückkehr zu seinen Wurzeln, erscheint, als er siebzig Jahre alt ist. Es ist die Platte eines Historikers, der mit seinen Songs einige, eher tragische Kapitel der afroamerikanischen Geschichte Revue passieren lässt. Musikalisch gesehen ist es eine im Blues, im Soul und in Gospelchören verankerte Platte. Diese Genres sind so uralt und abgedroschen, dass man sich fragt, wie Musiker es schaffen, immer noch den Saft herauszufiltern, ohne dabei Klischees zu servieren.

© Edu Hawkins

Eric Bibb, mit dem Aussehen eines ewig jung gebliebenen Mannes, schafft es aber und verwandelt seine Rückkehr zu den Wurzeln in einen Jungbrunnen. Diese althergebrachte Musik spielt er nicht wie ein Antiquitätenhändler, sondern wie ein Handwerker oder ein Bildhauer, der sich immer wieder freut, wenn vor seinen Augen die Rohmaterie Gestalt annimmt. Mit sanftem Picking und Laid-Back-Tempo schaukeln alle Songs mit nüchterner Eleganz dahin. Aus seinem Blues macht er akustischen Soul oder Folk, die ineinander übergehen, was nur er allein so gut kann – und er teilt es mit seinen Musikern, zu denen der Schlagzeuger Steve Jordan, der Kontrabassist Ron Carter, der Gitarrist Eric Gales sowie die Sängerinnen Shaneeka Simon und Lisa Mills zählen. Es ist das Album eines Zen-Meisters amerikanischer Musik.

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*Fotos: © Edu Hawkins

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