Mit "Californian Soil" veröffentlichen Hannah Reid, Dot Major und Dan Rothman ein fesselndes drittes Album mit anspruchsvollem feministischem Pop...

Das dritte Album des Trios aus Nottingham beginnt wie ein Film, mit einem ätherischen Intro, das über einem Klagteppich aus wellenartigen Geigenklängen schwebt… Danach bringt uns der Titelsong Californian Soil gleich in medias res. Hannah Reids Stimme war noch nie so souverän und ergreifend, eiskalt und brennendheiß zugleich. Die Geigen sind auch hier präsent. Nur durch die elektronische Rhythmik, eine Art Downtempo-Remineszenz, die an den Trip-Hop der 90er Jahre erinnert, lässt sich der Titel in die Gegenwart datieren.

Dazu wurde ein Videoclip mit einer etwas düsteren Ästhetik gedreht. Strandszenen im Stil der Fotografien aus den 70er Jahren von David Hamilton tauchen den Raum in poetische Verschwommenheit. Die Geschichte geht weiter mit Missing: Hannah Reids Stimme ist virtuos, allgegenwärtig und wird durch gospelähnliche Echo-Effekte verstärkt. Die Sängerin erklärt, dass sie sich auf diesem Album vor allem mit Themen wie Feminismus und Berühmtheit auseinandersetzt – in der Tat wichtige aktuelle Trends. Sie schreibt: „Dieses Album handelt davon, wie man über sein eigenes Leben bestimmt. Man stellt sich Erfolg als genial und unglaublich vor. Wenn er dann eintritt, sieht man ihn von innen und fragt sich: Warum habe ich dieses Ding nicht unter Kontrolle? Warum kann ich ihn nicht kontrollieren? Und gibt es da einen Zusammenhang, hat es etwas damit zu tun, dass ich eine Frau bin? Und wenn es so ist, wie kann ich es anders machen?

© Alex Waespi

Mit dem Erfolg ist der ihres vorherigen, 2017 veröffentlichten Albums Truth is a Beautiful Thing gemeint. Die 12 Titel von Californian Soil geben auf diese Fragen Antwort. Denn sie zeigen, wie Hannah effektiv von der Gruppe und den Überlegungen, die sie beschäftigen, Besitz ergreift und ihre tiefen Gefühlen demonstriert, wie das berauschende und mächtige Lord It’s a Feeling und das poppigere How Does It Feel beweisen.

Der Indie-Pop von London Grammar ist auch stellenweise von Elektronik durchzogen, wie in Baby It's You, was ihm eine gewisse Einzigartigkeit verleiht. Auch in I Need the Night herrscht Kino-Atmosphäre vor, die dann endgültig im letzten, schlicht America genannten Titel in Dunkelheit und Mysterium versinkt: eine melancholische Ballade, in der Hannah über diesen "American Dream“ spricht, „der ihr nichts bedeutete" ("a dream that meant nothing to me..."). Californian Soil ist ein großartiges Album und ein weiterer Erfolg für London Grammar.

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