Verpassen Sie nicht die besten Musik-Neuerscheinungen aus allen Genres, jeden Monat von unserer Qobuz-Redaktion für Sie zusammengestellt.

Metal & Hard Rock

Der Frühling kommt und mit ihm frischer Sound! Die großen Veteranen sind wieder da und schlagen alle kräftig zu, allen voran Bruce Dickinson mit seinem Mandrake Project, das fast zwei Jahrzehnte nach seinem letzten Soloalbum erscheint. Judas Priest, der unbestrittene König des Heavy Metal, legt mit Invicible Shield ein Album von seltener Kraft vor, das ebenso zeitgemäß ist wie es das Erbe der Band respektiert. Ministry setzen mit ihrem HOPIUMFORTHEMASSES ihr unsägliches Bestreben fort, den Mächtigen dieser Welt Paroli zu bieten, wobei sie sich auf die Probleme des 21. Jahrhunderts konzentrieren.

Fans von Vintage-Rock mit Groove und Americana-Flair werden sich freuen, dass die Band der Robinson-Brüder wieder in den Vordergrund rückt. The Black Crowes sind in Topform und beweisen dies mit ihrem Happiness Bastards, das nach 15 langen Jahren Studiopause einen nie dagewesenen Sound erklingen lässt. Die Stille ist genau das, was Sum 41 erwartet, nachdem sie das veröffentlichen, was die Band als ihr Abschiedsgeschenk angekündigt hat: ein Doppelalbum mit dem Namen Heaven :x: Hell, dessen Farben sich mit einem rockigeren Inhalt auf der einen und einem metallischeren auf der anderen Seite unterscheiden sollen.

Rock, Alternative & Pop

Alles ist in diesem Monat möglich! Zuerst schließt sich Liam Gallagher mit seinem Idol, dem Stone Roses-Gitarristen John Squire für eine Rock-Platte zusammen. Ein Album von höchster Qualität, auf dem die beiden Britpop-Legenden zu ihren Wurzeln zurückkehren. Und auch Gossip feiern nach einer zwölfjährigen Pause ihr großes Comeback und begeistern ihre Fans mit dem gelungenen Real Power, genauso wie die erfolgreiche Sängerin und Songwriterin Sheryl Crow, die zahlreiche Texte für Stars wie Soccer Mommy, Snail Mail oder Waxahatchee geschrieben hat. Auf Evolution zeigt sie sich von ihrer klassischen Pop-Seite, so frisch wie eh und je.

Für Fans von weiblichen, samtigen Indie-Stimmen legt die Amerikanerin Faye Webster ihr fünftes Album Underdressed at the Symphony mit unendlich weichem Indie-Pop bei Secretly Canadian vor. In weitaus experimentellere Sphären begibt sich dabei Kim Gordon auf The Collective, auf welchem sie mit Loops und Overdubs digitale Klangwelten erkundet. Die Komponistin Julia Holter zeichnet in Something in the Room She Moves bewegte Wasserlandschaften — eine rätselhafte und faszinierende Platte, die Sie auf keinen Fall verpassen sollten, mit jazzigen, klassischen und avantgardistischen Wendungen, auf der die Amerikanerin sich klanglich ganz entfalten kann.

Glasgow Eyes, mit seinen starken Synthesizern und kalten Gitarren, ist die Rückkehr der unermüdlichen schottischen Band The Jesus And Mary Chain, die sich nach einer siebenjährigen Pause wieder ins Studio begeben haben und wir darüber hinaus in einem exklusiven Interview sprechen durften. Zudem können wir diesen Monat zwei echte Indie-Legenden hören: Elbow mit AUDIO VERTIGO und The Dandy Warhols mit ROCKMAKER. Schließlich beenden wir den Monat mit Ride. Die Shoegazer aus Oxford kehren in frischer Form mit Interplay zurück, ihrer dritten Platte seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2014.

Soul und R&B

Bevor wir auf einen der am meisterwarteten Releases dieses Monats zu sprechen kommen, ist es zuerst eine andere Diva, die den poporientierten R&B zum Klingen bringt: Ariana Grande. Ihr siebtes Album, eternal sunshine, ist überraschend reich an Streicherorchestrierungen und ausgeklügelten Arrangements, mit Ausreißern wie der Hitsingle yes, and?, die den Einfluss der House-Musik auf das Genre fortsetzt. Auch die neue EP von 24kGldn, Growing Pains, ist mit den beiden Singles Good Intentions und Clarity, ein R&B-Projekt, das immer wieder an den Rap grenzt, ebenfalls ein Highlight.

Weiter geht es mit Kodie Shane. Bereits im frühen Alter von 15 Jahren wurde sie sehr erfolgreich und das ist vielleicht der Grund für ihre große künstlerische Reife. Die Sängerin veröffentlichte nun die EP Young Hot & Vulnerable, ein lässiges und sinnliches Acht-Track-Album mit dem potenziellen Hit Pull the Car Around. Weiter geht es mit einem selbstbewussten und kontrollierten Klassizismus: Der Crooner Kenyon Dixon präsentiert uns The R&B You Love: Soul of The ‘70s, das insbesondere den Riesenhit Lucky mit seinem feurigen Gitarrensolo enthält. Eine süße und schelmische Hommage an die heiligen Monster.

Wie anfangs schon erwähnt, veröffentlichte auch die Soul-Queen schlechthin ihr neues Album, das jedoch weitaus mehr als Soul und R&B zu bieten hat. Beyoncé ist mit COWBOY CARTER zurück, einem Album, das sich dem Country widmet, nachdem sie auf ihrem Vorgänger RENAISSANCE mit House experimentierte. Ein traditionell “weißes” Genres, dem die texanische und schwarz Künstlerin mit ihren südländischen Wurzeln ihren eigenen, authentischen Stempel aufsetzt. Ein starkes und politisches Zeichen in Zeiten eines trumpschen Amerikas.

Blues, Country, Folk

Der Ire Oisin Leech veröffentlicht sein Debütalbum Cold Sea, das seinem Namen nur zur Hälfte gerecht wird. Seine Musik erinnert recht gut an das Element Wasser und seine Unermesslichkeit, sie ist aber alles andere als kalt. Mit ausgedehnten, kontemplativen und friedlichen (wie der Ozean?) Folksongs interpretiert der Zen-Crooner neun Songs, die gleichzeitig geschmackvoll und nüchtern arrangiert sind. Die ebenfalls aus Irland stammende Amerikanerin Aoife O’Donovan legt mit All My Friends ein Album der Spitzenklasse vor, das gesanglich in die Fußstapfen von Joni Mitchell tritt und ausgedehnte neoklassische Arrangements enthält. Ein formal und inhaltlich anspruchsvolles Album über das Wahlrecht der Frauen in den Vereinigten Staaten. Und auch die “Blueswoman” Sue Foley präsentiert auf dem sehr schönen One Guitar Woman, einem Soloalbum über Gitarristinnen in der Geschichte des amerikanischen Folk und darüber hinaus, ein Werk des Feminismus und des öffentlichen Heils. Eine Gelegenheit, Maybelle Carter, Lydia Mendoza, Memphis Minnie oder Geeshie Wiley wiederzuentdecken.

Ebenfalls in den USA setzt die Folk-Songwriterin Adrianne Lenker ihren Weg parallel zu Big Thief mit dem schlichten Bright Future fort, das in einem analogen Studio mit dem Koproduzenten Philip Weinrobe und einem kleinen Ensemble aufgenommen wurde: Nick Hakim, Mat Davidson und Josefin Runsteen.

Weitere Highlights: Der aus New Orleans stammende Sean Riley veröffentlicht mit Stone Cold Hands ein köstliches Gericht aus lokaler Musik zwischen Zydeco-Blues und Cajun-Country; der Veteran Alejandro Escovedo schafft mit seinem geheimnisvollen Echo Dancing, das die Wurzeln des Blues mit Klängen aus Post-Punk und New Wave vermischt,eine ebenso vielseitige wie gewagte Mischung. Und um richtig wachgerüttelt zu werden, kann man auf die Rückkehr der One-Man-Blues-Punk-Band Scott H. Biram zählen, die auf The One and Only energiegeladener denn je ist.

Klassik

Der März stand im Zeichen der Jugend mit der starken Rückkehr von zwei unserer jüngsten Newcomer und Qobuzissimes: Klaus Mäkelä und Alpesh Chauhan. Der erste kehrt bei Decca an der Spitze seines Orchestre de Paris für ein prächtiges Programm rund um die Ballette von Strawinsky (Petrouchka) und Debussy (Jeux) zurück. Letzterer setzt bei Chandos seine Erkundung von Tschaikowskys Ouvertüren in einem zweiten Band fort — und steht dabei seinem brillanten Vorgänger in nichts nach.

Weiter geht es mit drei Weltstars des Operngesangs: Der Countertenor Andreas Scholl, begleitet von der Academia Bizantina, und seine Invocazioni Mariane (auf Naïve) mit Lobpreisungen der Jungfrau Maria aus dem neapolitanischen Repertoire des 18. Jahrhunderts; Michael Spyres, ein unglaublicher Barytenor, den Sie anlässlich der Veröffentlichung seines Albums In the Shadows mit ausgewählten Stücken aus französischen, deutschen und italienischen Opern des 19. Jahrhunderts in einem Interview in unserem Magazin finden können; und schließlich Elīna Garanča, die sich auf ihrem neuen Soloalbum When Nights Falls… dem Hereinbrechen der Nacht widmet und zum ersten Mal ihre eigene Muttersprache mit lettischen Komponisten ins Zentrum der Musik stellt. Die Mezzosopranistin ist übrigens auch auf der kürzlich veröffentlichten Parsifal-Produktion als Kundry neben Jonas Kaufmann zu sehen — eine Live-Aufnahme mit ungeheurer Dramatik und einnehmender Kraft.

Erfahrene Ohren können sich an der makellosen Hommage an Ligeti erfreuen, die von der Crème de la Crème der zeitgenössischen Musik stammt: dem Ensemble Intercontemporain, das hier von Pierre Bleuse geleitet wird, der sein erstes Album mit dem Orchester aufnimmt, seitdem er im September letzten Jahres die Leitung übernahm. Auch L’Heure bleue, das zweite Album des Saxophonquartetts Zahir, das uns wunderschöne Transkriptionen von impressionistischen Werken liefert, die auf CD viel zu selten zu hören sind, ist ein absolutes Highlight und unser Qobuzissime in diesem Monat. Weiter in Richtung experimentelle Neoklassik veröffentlicht der Klangkünstler Dustin O’Halloran das wunderschöne Album 1001, dessen Cover mit künstlicher Intelligenz kreiert wurde.

Auf instrumentaler Seite sollten Sie auf jeden Fall die beeindruckende Fauré-Klavier-Gesamtaufnahme des Nachwuchspianisten Lucas Debargue entdecken: eine Monografie in vier Bänden, aufgenommen auf dem berühmten Instrument Opus 102 von Stephen Paulello, einem Klavier mit 102 Tasten. Des Weiteren gibt es zwei Giganten der Deutschen Grammophon zu entdecken: Lang Lang mit seiner Hommage an Saint-Saëns, der zusammen mit seiner Frau und Pianistin Gina Alice und dem Gewandhausorchester Leipzig den Karneval der Tiere sowie weitere französische Werke darbietet. Und auch Daniil Trifonov ist mit Stücken seines geliebten Rachmaninow zurück, diesmal jedoch nicht alleine, sondern zusammen mit Sergei Babayan. Auf Rachmaninoff for Two interpretieren die beiden Künstler Werke des russischen Komponisten für zwei Klaviere. Abschließend sollte Sie die italienische Pianistin Beatrice Rana mit ihrem Soloprojekt rund um Sonaten von Chopin und Beethoven auf dem Hammerklavier nicht verpassen (Warner Classics).

Jazz

Ein vollgepackter Monat für den Jazz, der den außergewöhnlichen Eklektizismus der Musikrichtungen widerspiegelt. Wir beginnen mit den Genrevätern, dem genialen Saxophonisten Charles Lloyd und Pianisten Monty Alexander, die noch nie so kreativ und souverän gewirkt haben wie mit ihren aktuellen Werken The Sky Will Still Be There Tomorrow und D Day. In ihrem Gefolge, jeder auf seine Weise die kanonische Formel des Quartetts neu interpretierend, zeigen der Amerikaner Chris Potter am Tenorsaxophon (Eagle’s Point) und der Franzose Emile Parisien am Sopransaxophon (Let Them Cook), dass Tradition und Moderne sich nicht gegenseitig ausschließen müssen. Dasselbe gilt für die Kontrabassisten Christian McBride und Edgar Meyer, deren Duo-Album But Who’s Gonna Play the Melody? wie eine herzliche Feier des Instruments und ihres gemeinsamen musikalischen Erbes klingt.

Konzeptueller und formal abenteuerlicher ist der Gitarrist Julian Lage, der mit Speak to Me eine Reihe von “Liedern ohne Worte” schreibt, die hinter ihrer scheinbaren Einfachheit eine große Raffinesse aufweisen. Die Sängerin Norah Jones erneuert in dem leuchtenden Visions den unnachahmlichen Cocktail aus Jazz, Americana und Pop, der ihren Ruhm begründet hat. Und ihre Landsfrau Moor Mother, die letztes Jahr den Deutschen Jazzpreis erhielt, legt mit The Great Bailout ein experimentelles und sozialkritisches Zeugnis der heutigen Jazzgeschichte ab.

Ansonsten ist das ästhetische Register weit gespannt zwischen der musikalischen Symbiose aus dem Multiinstrumentalisten Magnus Lindgren und dem Pianisten John Beasley (Butterfly Effect), dem frischen orchestralen Jazz des Schweizer Gitarristen Louis Matute (Small Variations from the Previous Say), dem synthetischen Neo-Jazz-Fusion des Deutschen Janek van Laak (Circle of Madness) und den melancholisch-nordischen Kompositionen des Schlagzeugers Emil Brandqvist (Interludes), die einen in die skandinavische Natur entführen.

Bemerkenswert sind auch das außergewöhnliche neo-tropikalistische Fresko des brasilianischen Pianisten Amaro Freitas mit Y’Y; das neue, entschieden futuristische Opus des Duos Jahari Massamba Unit, bestehend aus Madlib und Karriem Riggins (YHWH Is LOVE); und schließlich das legendäre Konzert, das Alice Coltrane 1971 in der Carnegie Hall gab und das zum ersten Mal in seiner Gesamtheit veröffentlicht wurde.

Electronic Music

Im Bereich der elektronischen Musik sollte man diesen Monat auf keinen Fall das avantgardistische Album der Amerikanerin Jlin verpassen, die ihr Album Akoma bei Planet Mu, dem Label von Mike Paradinas, herausbringt, mit luxuriösen Featurings wie Björk, Philip Glass oder dem Kronos Quartet. Zudem gibt es Neues von Four Tet. Nachdem er mit Skrillex und Fred Again die Bühnen der Welt erobert hatte, kehrt der englische Produzent mit Three zum Ambient zurück, einer verträumten Platte, auf der er erneut seine Kunst der Klangcollage entfaltet.

Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel, die zwei Köpfe von Air, waren auf Tournee, um das 20-jährige Jubiläum ihres Albums Moon Safari zu feiern. Sie nutzen die Gelegenheit, um eine Sonderversion der Platte, die ihnen zu Ruhm verholfen hat, mit Demos und Raritäten herauszugeben. Der große Pianist und Neoklassik-Pionier Nils Frahm präsentiert uns mit Day sein neues Ambient-Projekt und der Komponist und Produzent Michael A. Muller — ein Teil des Ensembles Balmorhea — veröffentlicht sein sphärischen und transzendentes Mirror Music.

Einen heiteren und chilligen Sound können wir auch bei der Newcomerband Coma entdecken, die uns mit Fuzzy Fantasy eine Electro-Pop-Platte vom Feinsten liefern. Außerdem ist Jeff Mills mit einer neuen EP, Neo Tantric Parts, wieder vorne mit dabei. Und dann sollte man natürlich auch das erfreuliche Debütalbum von Bolis Pupul nicht verpassen, der auf Letter to Yu zu seinen Wurzeln in Hongkong zurückkehrt und von Belgiens tanzbarsten Geschwistern, Soulwax, produziert wurde.

Deutsche Musik

Zwischen sanftem Pop, coolem Indie und aggressivem Punk-Rap — der Musikmonat März ist für die lokale Musikszene wohl selten so vielseitig ausgefallen. Neben einigen tollen Newcomeracts, die wir Ihnen wärmstens ans Herz legen möchten, wie Grand Hotel Schilling (POLAR) oder Christine Nichols (Rette sich, wer kann!) gibt es auch einige altbekannte Gesichter, die sich wieder ins Studio begeben haben.

Christina Stürmer können wir ganz nah und bodenständig auf ihrer MTV Unplugged-Aufnahme aus Wien erleben, genauso wie die Live-Session von Thomas D und The KBCS, die auf Little Big Beat Studio ein ganzes Staraufgebot mitgebracht haben. A propos Staraufgebot: Auch das Schweizerer Tauschkonzert “Sing meinen Song” hat in seiner fünften Ausgabe promitechnisch nicht gespart. Mit dabei sind unter anderem Nemo, Vincent Gross, Eliane und Cachita.

Wenige Künstler und Künstlerinnen wie er formulieren so direkte Songtexte: Alligatoah ist mit off zurück und lässt sich (natürlich) kein Blatt vor den Mund nehmen. Mit Songs wie ICH FÜHLE DICH und ICH ICH ICH ist es so sozialkritisch wie eh und je, außerdem gibt es Features von Tarekt K.I.Z oder Fred Durst. Weitaus ruhiger geht es da schon bei Philipp Poisel zu, der uns auf Neon Acoustic Orchestra tolle orchestrale Arrangement seiner schönsten Lieder präsentiert. Unbedingt reinhören!

Illustration: Bolis Pupul, Norah Jones, Amaro Freitas, The Jesus and Mary Chain & Adrianne Lenker © Jess Rotter