Verpassen Sie nicht die besten Musik-Neuerscheinungen aus allen Genres, jeden Monat von unserer Qobuz-Redaktion für Sie zusammengestellt.

Klassik

Der Monat Mai hatte viele musikalische Überraschungen zu bieten und beginnt in der Klassik mit einem Qobuzissime für die aufstrebende Geigerin María Dueñas und ihr Album Beethoven and Beyond bei der Deutschen Grammophon. Ein Debütalbum von höchstem Niveau, mit dem sie in die Fußstapfen der ganz großen Interpret:innen tritt. Verpassen Sie außerdem auf keinen Fall die neueste Veröffentlichung von Alia Vox, dem Label des Barockstars Jordi Savall. Allerdings glänzt er dieses Mal nicht mit alter Musik, sondern Mozarts umwerfendem Requiem, das Savall 30 Jahre nach seiner ersten Version neu einspielt. Bei Sony Classical präsentiert uns Christian Gerhaher Mahlers Lied von der Erde, das uns sehr viel Freude bereitet, darüber hinaus können wir aus der Schweiz Simon Bürki bewundern, der sich auf Reminiscence als brillanter Rachmaninow-Interpret erweist.

Weitere, bewundernswerte Orchester-Einspielungen finden wir bei Dejan Lazić zusammen mit dem Münchner Rundfunkorchester und Istrian Rhapsody sowie die Berliner Philharmoniker mit ihrem Musikdirektor Kirill Petrenko und einer tollen Aufnahme im hauseigenen Label von Shostakovichs Symphony No. 9. Ein weiteres Nachwuchstalent begeistert uns zusammen mit einem der ganz großen Maestro unserer Zeit: Violinist Randall Goosby mit Yannick Nézet-Séguin auf Max Bruch - Florence Price, Violin Concertos. Schließlich können wir wieder etwas aus der Kanneh-Mason-Familie hören: Isata widmet sich mit Childhood Tales den schönsten Werken ihrer Kindheit, die uns ins das Reich der Träume verschlagen, genauso wie From Afar (Reworks), wo Víkingur Ólafsson Werke seines letztes Albums in neuer Form erstrahlen lässt.

Electronic Music

In der Abteilung für elektronische Musik können wir zwei große Comebacks erleben, angefangen mit The Rat Road, das die Rückkehr von SBTRKT einläutet. Der britische Künstler lässt sieben Jahre nach seinem letzten Album Save Yourself die Maske fallen und umgibt sich mit Little Dragon, Toro Y Moi und dem treuen Sampha. Auch wenn sie seit Ende der 90er Jahre nicht mehr aus der Electronic-Szene wegzudenken ist, veröffentlicht Alison Goldfrapp erst jetzt und aufgrund der Pandemie ihr erstes Soloprojekt The Love Invention. Zwischen House, Disco, Elektropop und New Wave präsentiert sie uns ihr « tribute to the dance floor » — ob zu Hause oder im Club. Kennen Sie KAYTRAMINÉ? Das ist die Allianz des kanadischen Produzenten KAYTRANADA und des amerikanischen Rappers Animé. Ihr Sommerhit 4EVA mit Pharrell Williams lässt uns bereits die Hüften schwingen, das volle Album KAYTRAMINÉ ist also bereit für die kommende Jahreszeit. Weitaus ruhiger geht es beim Duoprojekt von Fred again.. & Brian Eno zu, die mit Secret Life eine träumerische Ambient-Atmosphäre schaffen. Außerdem gibt in diesem Monat das neue Album von Moby, der für das Projekt Resound NYC in seinen Archiven stöbert und welches sehr popgeprägt ist, sowie die Neuauflage von Random Access Memories zum zehnjährigen Jubiläum des letzten Daft Punk-Albums — mit Demos, Remixen und der neuen, bisher unveröffentlichten Perle, Infinity Repeating feat. Julian Casablancas.

Rock & Alternative

Ein Monat vieler Feiertage und vieler schöner Veröffentlichungen in Sachen Alt&Indie, die uns erfreuen. Gleich am Anfang ging es los mit den Lemon Twigs, die bei Captured Tracks erschienen sind. Die hochbegabten Brüder aus Long Island tauchen mit Everything Harmony, das von den Everly Brothers, den Beach Boys oder Arthur Russell inspiriert ist, in die Sixties- und Seventies-Harmonien der großen Duette ein. Eines der Highlights des Monats! Anschließend folgt ein Qobuzissime-Doppelpack, angefangen mit dem ersten Album des Multiinstrumentalisten James Ellis Ford, der Hälfte des Elektroduos Simian Mobile Disco, der sich auf seinem Soloprojekt in experimentelle Gefilde begeben hat, gefolgt vom gemeinsamen Debütalbum Can We Do Tomorrow Another Day? des charmanten Duos Galen & Paul, mit niemand anderem als Paul Simonon von The Clash und der Sängerin Galen Ayers. Kurz darauf beschert uns der geniale texanische Songwriter Kevin Morby More Photographs (A Continuum), eine logische Fortsetzung seines vorherigen Albums, auf dem er drei Stücke neu interpretiert. Das Indie-Genie Sufjan Stevens verbindet sich mit den Pianisten Timo Andres und Conor Hanick für Reflections, eine siebensätzige Studioversion eines Auftragswerks für ein Ballett von Justin Peck aus dem Jahr 2019 — und überschreitet dabei die Grenzen zwischen Pop/Rock, Klassik und Jazz.

Natürlich dürfen in diesem Monat auch keine großen Namen fehlen: Sparks kehren zurück und bleiben ihrem jüngsten Ausflug in die Kinowelt (mit Leos Carax’ Film Annette) treu und erschaffen auf ihrem bereits 26. Album The Girl Is Crying In Her Latte eine filmische Atmosphäre. Zudem feiern wir das 50-jährige Jubiläum mit Mike Oldfield und seinem ersten Album Tubular Bells, welches in einer Special Edition erscheint. Den krönenden Abschluss bildet einer unserer Redaktions-Lieblinge. Vor zwei Jahren hatte sie mit ihrem Debüt Collapsed In Sunbeams einen Qobuzissime-Award abgesahnt, nun ist Arlo Parks mit ihrer zweiten Platte My Soft Machine zurück und begibt sich vom Soul weiter in Synth- und elektronische Klänge.

Hard Rock & Metal

Das Meisterwerk Rites of Percussion des Schlagzeugers Dave Lombardo wird die erste Überraschung im Mai 2023 sein. Das erste Soloprojekt des ehemaligen Slayer-Drummers nimmt uns mit auf eine Reise durch Dutzende von Stimmungen und Herangehensweisen an das Schlagzeug. Überraschend, aber auch zugänglich. Auch die Deathstars kehren mit dem poppigeren (aber nicht zu poppigen ;)) Everything Destroys You zurück. Mitte Mai erfolgte der große Tag des Monats mit der EP Phantomime von Ghost, auf der Papa Emeritus Tina Turner, Television, Iron Maiden, The Stranglers und Genesis covert. Def Leppard hingegen lassen mit Drastic Symphonies ihren Katalog im symphonischen Modus Revue passieren, außerdem präsentieren uns Sleep Token ihr drittes Album Take Me Back to Eden. Schließlich gibt es noch Yes, oder vielmehr das, was von ihnen übrig geblieben ist, die mit dem faszinierenden Mirror to the Sky zurückkehren. Ende des Monats veröffentlichten Elegant Weapons, das Nebenprojekt von Richie Faulkner (Judas Priest), ihr Debütalbum Horns for a Halo und schließlich melden sich auch Mass Hysteria mit Tenace zurück.

World Music

Das neue Album von Tinariwen hätte man fast in die Rubrik Country einordnen können — vom ersten Stück an hört man Banjo-Galopps und weiter hinten Geige oder die Pedal-Steel, die von Produzent Daniel Lanois gespielt wird. Die altehrwürdige Tuareg-Band hat nie einen Hehl aus ihren Verbindungen zur amerikanischen Folk- (und Rock-) Musik gemacht, die im hypnotischen Amatssou noch stärker zum Ausdruck kommen. Auch bei Fatoumata Diawara und Blick Bassy sind die Beiträge der westlichen Musik ebenso offen und erfolgreich. Auf dem coolen und groovigen London Ko setzt erstere ihre Suche nach einer Mischung aus malischen Rhythmen und Elektropop-Arrangements fort. Auf Mádibá, einem fünften Album mit ökologischen Inhalten, webt Blick Bassy einen ebenso zarten wie kraftvollen Electro-Soul, dessen Inspirationsquelle immer noch in Kamerun zu finden ist. Der Geist von Marvin Gaye schwebt über dieser Platte... Eine andere Stimmung herrscht auf dem feurigen neuen Album Guajiro des legendären Sängers und Gitarristen Eliades Ochoa, einem der wenigen Überlebenden des Buena Vista Social Club — und beweist, dass er noch sehr lebendig ist.

Blues/Country/Folk

Im Gegenzug zu Tinariwen hätte man das neue Album des unwahrscheinlichen Peter One hingegen fast in die Rubrik World Music einordnen können. In den 80er Jahren war der Mann von der Elfenbeinküste DER Country- und Folk-Star in Westafrika. Nach dreißig Jahren fernab der Musik, die er in Nashville verbracht hatte, kehrte er mit Come Back to Me zurück, einem Wunderwerk samtiger Americana und auch Africana. Eine andere Form des Comebacks für Rodney Crowell: Der Country-Folk-Songwriter schließt den Kreis mit The Chicago Sessions, einem Album, das seinem Debüt aus dem Jahr 1978 ähnelt. Die Produktion stammt von Jeff Tweedy (Wilco) und ist immer ein Garant für Qualität und Eleganz. Ein weiterer sicherer Wert ist der gute alte Marty Stuart, der mit einem effektiven Album mit traditionellem Country-Rock zurückkehrt. Das Cover von Altitude erinnert an den Byrds-Klassiker Sweetheart of the Rodeo, und die Musik ebenfalls. Platz für die (jüngeren) Leute und den Bluesrock mit dem Duo Samantha Fish & Jesse Dayton. Schmutzig und funky produziert von Jon Spencer, riecht ihr Death Wish Blues nach Bier und Barbecue. Da trifft es sich gut, dass die Saison gerade beginnt.

Jazz

Der Mai beginnt « traditionell » mit der Rückkehr der von der Pianistin Renee Rosnes gegründeten Frauengruppe Artemis auf Blue Note. In neuer Besetzung präsentieren sie uns auf In Real Time eine Musik, die immer noch so anspruchsvoll und verführerisch ist wie zuvor. In einem viel minimalistischeren Register, im Duett mit dem Sänger und Perkussionisten Abraham Rodriguez Jr., veröffentlicht der Kontrabassist Avishai Cohen mit Iroko eine Platte voller Grooves, die seine facettenreiche Liebe zur lateinamerikanischen Musik zelebriert. Für ECM liefert der große Tenorsaxophonist Joe Lovano mit Our Daily Bread das zweite Werk seines experimentellen Trio Tapestry mit einer lyrischen und atmosphärischen Musik, während der norwegische Gitarrist und Labelkollege Jacob Young mit Eventually sein ersten Projekt in der anspruchsvollen Trio-Formel veröffentlicht. Außerdem sollten Sie nicht das Julia Kadel Trio mit ihrer zweiten MPS-Platte Powerful Vulnerability verpassen.

Auch Duo-Formationen kommen diesen Monat nicht zu kurz: Die amerikanische Sängerin Gretchen Parlato setzt in Lean In ein seit langem bestehendes musikalisches Gespräch mit dem beninischen Gitarristen und Sänger Lionel Loueké fort, der Saxophonist Émile Parisien und der Pianist Roberto Negro begeben sich mit ihren Métanuits auf eine ehrgeizige und gefährliche Neuinterpretation der Métamorphoses nocturnes, Ligetis erstem Streichquartett. Der Londoner Pianist und Komponist Ashley Henry präsentiert mit My Voice die neueste Bestandsaufnahme seiner Klangexperimente an der Grenze zwischen Soul und elektronischer Szene, wohingegen der amerikanische Gitarrist Dan Wilson auf Things Eternal eine neue Variante seines funky und eleganten Jazz bietet, der die Vermächtnisse von Wes Montgomery und George Benson aktualisiert. Schließlich lässt die kanadische Sängerin Laila Biali in Your Requests die großen Standards neu aufleben und Paolo Fresu beweist uns seine kulinarische Liebe, ausgedrückt durch die Musik, auf Food.

Deutsche Musik

Auch im eigenen Lande kommen Musikneuheiten nicht zu kurz! Nicht fünf, nicht zehn, nein ganze 15 Jahre hat Peter Fox seit seinem generationenprägenden Debütalbum Stadtaffe auf sich warten lassen. Love Songs zollt kein zweites Mal Berlin Tribut, sondern wendet sich eher dem Großstadtdschungel ab. Dancehall-Beats und die lyrische Kreativität sind aber natürlich so präsent wie zuvor. Eine weitere Berliner Seele beschert uns diesen Monat eine Live-Version: Auf IN WIEN - The song maker können wir Reinhard Mey in authentischer Pracht erleben, der die österreichische Hauptstadt als Aufnahmestudio wählt… Über die Donaugrenzen und den Brenner hinaus spielt auch das zweite Album der Crucci Gang, den Meister:innen der deutsch-italienischen musikalischen Zusammenarbeit. Mit Fellini liefern sie uns eine Italo-Compilation erster Sahne, mit Hits von Die höchste Eisenbahn, Tocotronic & Co.

Weiter erfreut uns Heinz Rudolf Kunze mit seinem Deutschpop-Chanson-Projekt Können vor Lachen, in etwas härtere Gefilde begeben wir uns mit Feine Sahne Fischfilet (Alles glänzt) und Fatoni holt uns mit Wunderbare Welt in der Deutschrap-Szene ab. Darüber können wir Ihnen eine Bandbreite von Newcomer-Artists präsentieren, angefangen mit Ann Can’t Talk und ihrem Debütalbum Keine Liebe, die deutschen Indie mit elektronischen Beats mischen, bis zu Holli (Der erste gute Tag) und Raum27 (Anfangen Anzufangen).

Als kleines Abschlussschmankerl können Sie sich auf ein ganz besonderes Interview freuen! Zum Ende seiner Eurovision Song Contest-Karriere und zum 75. Geburtstags durften wir mit der deutschen Moderatorenlegende Peter Urban sprechen, dessen Autobiografie Sie auch auf Qobuz streamen können.