26 Jahre lang hat Peter Urban dem Eurovision Song Contest seine Stimme als Kommentator gegeben, nun beendet er seine ESC-Karriere und veröffentlicht gleichzeitig seine Autobiografie « On Air ». Der perfekte Anlass, um uns mit ein paar Fragen an den deutschen Moderator, Journalisten und Musiker zu wenden…

Es ist wieder so weit! Am 13. Mai findet seit 1956 der Eurovision Song Contest statt — ein musikalisches Ereignis, das jedoch weit über die Musikwelt hinausgeht. Mit mehr als 180 Millionen Zuschauer:innen weltweit sowie 37 Teilnehmerstaaten zählt der Wettbewerb zu einem jährlichen medialen Highlight, ob beim Public Viewing in den Städten oder zu Hause im Wohnzimmer. In Deutschland verbinden wir dieses Event vor allem mit einer Person: Peter Urban. Der deutsche Journalist, Moderator und Musiker kommentiert seit 26 Jahren die Live-Übertragung des ESC und kommentiert das aufbrausende Geschehen mit trockenem Humor und guter Laune. Nun beendet Urban seine Karriere als ESC-Kommentator und veröffentlicht passend zu seinem 75. Geburtstag seine Autobiografie « On Air - Erinnerungen an mein Leben mit der Musik », die nun im Streaming als Hörbuch verfügbar ist. Auch neben dem ESC prägt Urban seit Jahrzehnten die deutsche Radiolandschaft und erschließt die lokale und internationale Musikszene mit Offenheit, Humor und Authentizität, wobei es spannende Episoden zu berichten gibt. Wir durften uns mit ein paar Fragen an die « Stimme der Nation » wenden und lassen mit Peter Urban sein ereignisreiches Leben ein wenig Revue passieren…


Vielen Dank Herr Urban, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen, ein paar Fragen zu beantworten. Wir möchten direkt starten, deshalb gleich vorne weg: Wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit die Moderation des Eurovision Song Contest zu beenden?

Je näher die Show rückt, desto wehmütiger werde ich. Der Abschied fällt mir schon ziemlich schwer. Immerhin habe ich über ein Drittel meines Lebens mit dem ESC zugebracht und habe die Aufregung, Spannung und Atmosphäre dieses weltweit einzigartigen Events sehr genossen.

Ganz spontan: Was waren Ihre Top drei persönlichen ESC-Events in den letzten 25 Jahren? Und warum?

1998 sorgte Guildo Horn in Birmingham für Aufsehen mit einem spektakulären Auftritt, der selbst im Mutterland moderner Popmusik beeindruckte.

2010 Lenas Triumph in Oslo und danach ein denkwürdiges Interview auf der internationalen ESC-Bühne mit der Siegerin.

2014 in Kopenhagen, neben Conchitas Triumph die intime spannende und coole Ausstrahlung der Common Linnets aus den Niederlanden.

2017 in Kiew, der sensationelle und musikalisch faszinierend zarte Sieg des portugiesischen Jazzsängers Salvador Sobral – sorry, das waren vier...

Wie kam es überhaupt zur Ursprungsidee, den ESC zu moderieren?

Der zuständige Unterhaltungschef des NDR fragte mich, ich hatte für ihn große Rock-Events wie das Konzert für Mandela kommentiert. Ich habe erst gezögert, weil der ESC in den 70er, 80er und auch 90er Jahren mir musikalisch weniger gelegen hatte und ich in meinen Sendungen völlig andere Musik präsentierte. Aber der sportliche Aspekt, die Spannung und das Drama des Wettbewerbs reizte mich, dazu kommentierte man für ein Millionenpublikum, das reizte mich, und ich habe es nie bereut.

Neben dem ESC sind Sie als erfolgreicher Radiomoderator, Journalist und Musiker tätig — ob in der lokalen oder internationalen Musikszene. Aber welche Musik hören sie am liebsten zu Hause?

Da bin ich so offen und vielseitig wie in meinen Radio-Shows, das geht von Beatles zu Jazz von Brad Mehldau, von U2 zu Taylor Swift, von Soul von Marvin Gaye bis zu Cumbia und anderer lateinamerikanischer oder karibischer Musik. Musik spielt für mich privat auch eine zentrale Rolle, ich setze mich gerne ans Klavier oder das digitale Keyboard, ich habe ja auch lange in Bands gespielt.

Ist Ihnen aus ihrer Karriere ein bestimmten Künstler*innen-Interview oder Ereignis besonders in Erinnerung geblieben?

Keith Richards packte in den 70 Minuten unseres Gesprächs fast sein ganzes Leben auf den Tisch, ehrlich, offen und witzig redete er über sein schwieriges Verhältnis zu Mick Jagger, in dem sich die Beiden oft wie ein altes Ehepaar stritten und versöhnten, über seine selbstzerstörerische Drogensucht und den Kampf dagegen, über die gewaltige universelle Kraft der Musik, besonders des Blues.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?

Dass man so perfekt Leidenschaft, Vorlieben und Interessen mit einer beruflichen journalistischen Tätigkeit verbinden kann, ein Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß.

Vor kurzem ist ihre Autobiografie « On Air » erschienen — wie fühlt es sich an, so ein ereignisreiches Leben in Wort und Schrift zu fassen?

Zunächst wie ein Bergsteiger vor einem riesigen Gipfel, wo fange ich an, was lasse ich aus, was ist Wichtig. Aber als ich dann in die Arbeit einstieg, begann es immer mehr Spaß zu machen, in frühere Zeiten einzutauchen und sie in Worten wieder aufleben zu lassen.

Dieses Jahr werden Sie das letzte Mal den ESC kommentieren - was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Natürlich werde ich den ESC weiter verfolgen und begleiten, aktiv bleibe ich bei meiner wöchentlichen Radio-Show bei NDR 2 und meinem NDR-Podcast « Urban Pop – Musiktalk mit Peter Urban ».

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