Vor rund 20 Jahren überschwemmte der French Touch die Clubs und Radiosender auf der ganzen Welt und verschaffte damit Frankreich einen guten Platz auf der elektromusikalischen Landkarte. Qobuz erzählt die Geschichte jener zehn Titel, die für das goldene Zeitalter der französischen Produzenten ausschlaggebend waren.

Cheek - Venus (Sunshine People) (DJ Gregory remix) (1996)

Nach seiner erfolgreichen ersten Veröffentlichung mit I:Cubes Disco Cubizm, dessen Resonanz wohl dem berühmten Daft Punk Mix zu verdanken ist, geht das Pariser Label Versatile mit dem darauffolgenden Venus von Cheek, dem Alter Ego seines Bosses Gilb'R, noch einen Schritt weiter. An diesen Titel erinnert man sich deswegen weniger gut, weil der richtige Hit dieser Maxi-Single, ein Remix von DJ Gregory, beinahe gar nicht entstanden wäre. „Gilb'R kam auf die Idee, ein Stück namens Venus unter einem Pseudonym, Cheek, aufzunehmen und einen Remix machen zu lassen", erzählt Grégory. „Er wendet sich an Philippe Zdar (La Funk Mob/Cassius, A.d.R.), und dieser erwidert: ‚Tut mir leid, keine Zeit, fahre in Urlaub…' Dann kommt Gilb'R zu mir und sagt: 'Hör mal, ich brauch das jetzt!' Ich war wie versteinert. Ich musste 14 Tage später nach New York fliegen und da bringt er mir die Teile mit den Samples und nichts gelingt mir. Nach einer Woche gehe ich zum ihm und sage, dass ich es nicht schaffe… Er erwidert: 'Doch, doch, du machst mir diesen verdammten Remix.' Daraufhin suche ich bei ihm unter seinen Platten, um etwas Geeignetes zu finden. Ich nehme eine von Brass Construction, Happy People, lege den Tonabnehmer darauf und da höre ich Sunshine People, Sunshine People we are. Das war's. Ich mache das Stück innerhalb von zwei Tagen, überreiche es ihm und mache mich davon nach New York!" Gilb'R kann es immer noch nicht fassen: „Nach Disco Cubizm war das meiner Meinung nach total verrückt. Da stand ich nun mit zwei ‚hymnischen' Stücken nacheinander da! Es ist emblematisch, das Stück des French House schlechthin, weil es von der Produktion her auch sehr naiv, sehr rough ist, und das haut unheimlich rein."

Daft Punk - Around The World (1997)

Nach dem Erscheinen ihrer ersten Singles beim schottischen Label Soma wechseln Daft Punk zu Virgin über und bringen Anfang 1997 ihr Debütalbum Homework heraus. Gleich danach präsentieren sie Around the World der breiten Öffentlichkeit. Dieses Stück mit synthetischem Discosound enthält kein einziges Sample, sondern inspiriert sich frei an Nile Rodgers' Gruppe Chic, wie Thomas Bangalter später erzählen sollte: „Around the World war so, als würden wir eine Platte von Chic mit einer Talkbox aufnehmen und dabei den Bass am Synthesizer spielen, da wir uns ja Nile Rodgers nicht leisten konnten." Der Titel mit seinen drei Worten, die 114 Mal wiederholt werden, wird unmittelbar zum Kassenschlager. Der Erfolg ist zum Teil dem urigen Clip Michel Gondrys zu verdanken, den Bianca Li choreografierte und in dem man zum ersten Mal die Roboter sieht. Zwanzig Jahre später beweisen Thomas Bangalter und Guy-Manuel von Homem-Christo, dass sie von ihrer ursprünglichen Idee nie abgewichen sind, da sie sich für ihr Album Random Access Memories die besten Musiker der siebziger Jahre geleistet haben, darunter Giorgio Moroder und vor allem Nile Rodgers für Get Lucky.

Stardust - Music Sounds Better With You (1998)

Drei Sekunden eines 20 Jahre alten Disco-Samples, ein Beat House, eine köstliche Stimme mit einprägsamem Refrain und schon verkauft man zwei Millionen Exemplare. Stardust, die vielleicht kurzlebigste Gruppe der Musikgeschichte überhaupt, besteht aus dem DJ Alan Braxe, einer Hälfte der Daft Punks, Thomas Bangalter und dem Sänger Benjamin Diamond. Im Jahre 1998 arbeitet Alan Braxe, der gerade seinen Titel Vertigo veröffentlicht hat, seinen Live-Auftritt im Pariser Rex Club auf. Thomas Bangalter greift ihm am Synthesizer und am Bass unter die Arme und Benjamin Diamond steht hinter dem Mikro. Aus der Probe wird umgehend eine Jam-Session und das Trio reiht ein Sample an das nächste, bis sie bei Fate von Chaka Khan landen, und da geht ihnen ein Licht auf. Eine Woche lang arbeiten sie ununterbrochen. An einem schönen Montagmorgen im Daft House, Bangalters Homestudio, läuft Music Sounds Better With You in Dauerschleife. Es erscheint im Frühjahr bei seinem Label Roulé Records, bevor es dann gleich danach bei der Winter Music Conference in Miami an die bekanntesten DJs der Welt verteilt wird. Pete Tong von der BBC ist der Erste, der sie auflegt. Die Verkaufszahlen der Vinylplatte schnellen sofort in die Höhe und das Stück ist bald über die Grenzen der Clubwelt hinaus bekannt.

 

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