Tanya Tucker
Sie gehört zu den erfolgreichsten Country-Sängerinnen aller Zeiten, doch das ist lange her. Selbst in den USA war ihr Name fast in Vergessenheit geraten, bevor ihr 2019 ein groß angelegtes Comeback gelingt. Oder eher, wie sie meint, ein Relaunch.
1958 in Seminole, Texas geboren, aber in Arizona und Utah aufgewachsen, findet Tanya Tucker schon als Kind einen Förderer ihrer Karriere als Sängerin, nämlich ihren Vater, der sie immer wieder zu Probeveranstaltungen fährt. Ihr Bühnendebüt feiert sie mit dem Country-Sänger Mel Tillis.
1969 zieht sie nach Nevada in die Nähe von Las Vegas, wo sie weitere Konzerte gibt. Ein Demotape landet beim Major CBS und führt zu einem Vertrag mit Columbia. Tucker ist gerade mal 13 Jahre alt, als ihr erstes Album "Delta Dawn" im Mai 1972 erscheint. Die gleichnamige Single erreicht Platz 6 der Country-Charts, ein Jahr später in der Interpretation der Australierin Helen Reddy sogar die Spitze der Pop-Charts.
Ein Kinderstar ist Tucker jedoch nicht. Dafür klingt ihre Stimme zu dunkel - und ihre Auftritte sind sexuell zu stark aufgeladen. Auf ihren Konzerten "versammeln sich Lesben und aufgegeilte Männer jeglichen Alters" schreibt der Rolling Stone über sie 1974.
Dem Erfolg tut das keinen Abbruch, im Gegenteil - mit "What's Your Mama's Name" erreicht Tucker 1973 Platz 1 der Country-Charts, ebenso mit "Blood Red And Goin' Down" sowie "Would You Lay With Me (In A Field Of Stone)" ein Jahr später.
Alles läuft gut, bis sie 1978 mit "TNT" versucht, sich als Rockröhre neu zu positionieren. Das Album geht vergleichsweise unter, das freizügige Cover kommt bei vielen Fans nicht gut an. Zumal Tucker für die eher konservativen Verhältnisse des Genres mit wechselnden Liebschaften für Diskussionen sorgt. Während ihr Stern singt, hat sie zu Beginn der 1980er Jahre eine in der Klatschpresse breitgetretene Affäre mit dem doppelt so alten Country-Star Glen Campbell.
1986 versucht sie sich an ihrem ersten Comeback - und hat wieder Erfolg: vier Auskopplungen aus "Girls Like Me" landen in den Top 10 der Country-Charts. Bis in die 1990er Jahre hinein reitet sie die Welle, spielt 1994 in der Halbzeitpause des Super Bowls, bringt drei Kinder zur Welt (ohne zu heiraten). Die Veröffentlichungen sind jedoch immer dünner gesät, wie auch die Chart-Platzierungen.
2002 erscheint mit "Tanya" ihr für lange Zeit letztes Album, gefolgt von "My Turn" (2009), das nur Cover-Versionen enthält. Dazwischen ist sie in einer Reality-TV-Show mit dem Titel "Tuckerville" zu sehen, in dem sie sich in ihrem Haus in Nashville selbst darstellt.
2017 veröffentlicht Tucker ihre erste Single seit 2009, mit dem Titel "Forever Loving You". Dass sie am Tag vor der Beerdigung ihres ehemaligen Liebhabers Glen Campbell erscheint, sorgt für Stirnrunzeln - zumindest bei Familienmitgliedern und Teilen der Presse.
Uneingeschränktes Lob erhält Tucker dagegen für "While I'm Livin'", ihr erst drittes Album im neuen Jahrtausend, das im August 2019 erscheint. Die Produktion teilen sich Wylon Jennings' Sohn Shooter und Brandi Carlile, die auch die Texte der meisten Stücke beisteuert. "Eine Art musikalische Biographie über Tanyas wirkliches Leben und die Orte, die sie gesehen hat", erklärt die Singer/Songwriterin, um sie noch im selben Satz auf eine Ebene mit Johnny Cash zu stellen.
Der Relaunch ist ein Erfolg: Das abschließende Stück "Bring My Flowers Now" trägt sie im April 2019 auf einer groß angelegten Veranstaltung zu Ehren Loretta Lynns vor, das Album erreicht in der Veröffentlichungswoche Platz 8 der US-Country-Charts. "A woman's life ain't just a list of worst things she has done", singt sie passenderweise im Opener "Mustang Ridge".
© Laut
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