Disclosure
'Referenzen statt Revolution' lautet vermutlich das Motto des britischen Brüderpaars Guy (*1991) und Howard Lawrence (*1994). Als Pop/House/Garage/Dance-Act züchten Disclosure von Anfang ein riesiges Referenzsystem, das sich stilistisch nicht festlegen will, überall undogmatisch bedient und gerade dadurch Erfolge einfährt: Das Debüt "Settle" klettert im Sommer 2013 in den USA in die Top 50, in Australien in die Top 10 und in der Heimat bis auf Platz eins.
In dieses Netz, das Guy und Howard zwischen Pop und elektronischer Tanzmusik spannen, sind beinahe von Beginn an Featuregäste eingebettet. 2010 veröffentlichen die vorher jeweils in Indiebands aktiven Brüder ihre erste Single "Offline Dexterity" auf Moshi Moshi - doch beweisen sie schon auf der "The Face"-EP 2012 ihre Team-up-Qualitäten.
Darauf remixen Disclosure Jessie Ware, die seinerzeit gerade mit ihrem eigenen Album zum Durchbruch ausholt. Auf der LP-Premiere via Universal versammelt der Zweier aus dem südostenglischen Reigate dann bereits das Whoiswho der UK-Popszene: AlunaGeorge, London Grammar und Eliza Doolittle signalisieren klar, wie sehr Disclosures Elektrosound auf den Mainstream schielt.
"Uns ist egal, als was uns die Leute bezeichnen, solange sie uns nicht beleidigen", sagen die Lawrences. "Wir schreiben einfach Popsongs im Stil von House- und Garage Music."
Rolling Stone, Pitchfork und Spin zeigen sich dementsprechend angetan vom eingängigen Alles-geht-Ansatz. Als global agierender Act performen die Briten in der Folge sowohl auf dem amerikanischen Coachella-Festival als auch mehrfach auf dem Glastonbury. 2013 bespielen sie beispielweise ganz Europa und Nordamerika.
Somit überrascht es durchaus, dass Disclosure ausgerechnet durch den Underground-Dubstep Burials zur elektronischen Musik finden. Mit 17 besucht Guy regelmäßig Clubs und entdeckt Burial und Joy Orbison für sich. Wenig später hat er auch seinen Bruder mit seiner Begeisterung angesteckt. Der ideologische Überbau, die Subversion, die die subkulturelle Tanzkultur gerade im United Kingdom mit sich bringt, interessiert sie dabei kaum.
"Wir haben angefangen zu produzieren, damit wir eines Tages ebenfalls im Boiler Room, einer angesagten Underground-Venue, gespielt werden", erklärt Guy. "Aber alles, was für uns heute letztlich zählt, ist, dass möglichst viele Leute unseren Sound hören." Größtes persönliches Vorbild bleibt, dem Seitenwechsel ins früher verhasste elektronische Lager zum Trotz, jedoch Detroits Hip Hop-Legende J Dilla.
Nach Arbeiten mit Azealia Banks träumt Guy gemeinsam mit Howard von zukünftigen Kollaborationen mit den ganz Großen des amerikanischen Hip Hop-Markts: A$AP Rocky und Kendrick Lamar stehen oben auf der Wunschliste.
Drei Jahre nach dem in UK mit Platin ausgezeichneten Nummer-eins-Album "Settle" kommt der Zweitling "Caracal" in die Läden: Die Platte steht dem Debüt unterm Strich in Nichts nachsteht. Die Lawrence-Brüder spielen im Sommer 2015 zudem eine DJ-Residenz in Las Vegas und Kollabopartner Sam Smith ist längst ein Superstar. In Brigton ziehen sie im selben Jahr mit Rudimental erstmals das Wildlife Festival hoch.
Im Intro-Interviw zum zweiten Album geben die beiden Brüder, die aus einer Musikerfamilie stammen, zudem Auskunft über ihre Arbeitsweise. Während Teilzeit-Vokalist Howard die Songs schreibt, ist Guy eher fürs Disclosure-Sounddesign zuständig.
2017 gibt das Duo eine zunächst einjährige Pause bekannt, in der sich die Brüder auf ihr Leben abseits der Musik konzentrieren. 2018 arbeiten sie dann auch schon wieder an ihrem nächsten Album. Zunächst erscheint jedoch eine EP, die später auch der Deluxe-Version ihres dritten Studioalbums beigelegt wird. Dieses Album heißt "Energy" und erscheint im August 2020. Wieder unterstützen vielfältige Featuregäste die Dance-Musik.
© Laut
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