Dead Kennedys
Im Land, in dem die Kennedys als eine der mächtigsten und einflussreichsten Familienclans überhaupt gelten, ist schon alleine der Name Dead Kennedys eine kaum mehr zu übertreffende Provokation, ein überdeutliches "Fuck You!" an alles, was Amerikaner gemeinhin als wichtig erachten. Somit schaffen die Punker von der West Coast Ende der 70er einen erfrischend zynischen Gegenpol zu den eher apolitischen Sounds der New Yorker Ramones und ihrem unschuldigen "Wir-sind-langhaarige-Schullümmel"-Image. Beide Bands setzten jedoch Standards, an denen sich auch heute noch jede amerikanische Underground-Band abarbeiten muss, will sie zumindest halbwegs ernst genommen werden.
Die Dead Kennedys gründen sich 1978 in der Hippie-Hauptstadt San Francisco. Gitarrist East Bay Ray gibt eine Anzeige in einem Magazin auf und findet dadurch in Eric Boucher alias Jello Biafra einen Sänger, und in Klaus Flouride einen Bassisten für seine neue Band. Drummer Ted (Bruce Schlesinger) komplettiert das Line-Up kurze Zeit später, steigt nach der LP "Fresh Fruit For Rotting Vegetables" allerdings aus und wird durch Darren H. Peligro ersetzt. Dank ihrer politischen Radikalität und der charismatischen Ausstrahlung von Sänger Jello Biafra reicht der Ruf der Band bald über die Bay Area hinaus. Die ersten beiden Releases der Dead Kennedys, die Single "California Über Alles", eine Attacke gegen die damalige Regierung des sonnigen Bundesstaates einerseits, und "Holiday In Cambodia", eine zynische Abrechnung mit dem amerikanischen Krieg in Südostasien andererseits, erheben die Dead Kennedys bei Konservativen und Christen schnell in den Rang von kommunistischen Staatsfeinden.
Dass die Dead Kennedys während dessen zu einer der einflussreichsten Bands des amerikanischen Undergrounds aufsteigen, können sie nicht verhindern, oder haben sogar ihren Teil dazu beigetragen. Skandale und Anfeindungen prägen fast die gesamte knapp zehnjährige Bandgeschichte. Das Debütalbum von 1980, "Fresh Fruit For Rotting Vegetables", gehört zu den großen Platten des Punkrock. Das 1981 für die Veröffentlichung der zweiten LP "Plastic Surgery Disasters" gegründete Label "Alternative Tentacles" entwickelt sich schnell zur Institution in der Independent-Szene.
Wie die Zahl der Sympathisanten, wächst aber auch die Schar der Feinde des Cali-Vierers kontinuierlich an. Und die holen beispielsweise zum Rachefeldzug aus, als die Band ihrem '85er Album "Frankenchrist" das Bild "Penislandscape" des Schweizer Alien-Erfinders H.R. Giger beilegt. Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Frankenchrist" wird die Band, auf Initiative von Tipper Gore, die der konservativen Senatorenfrauenvereinigung Parent's Music Resource Center (PMRC) vorsteht, wegen der Verbreitung pornographischen Materials angeklagt. Jello Biafra, der schon 1979 für das Bürgermeisteramt von San Francisco kandidiert und das Rennen mit einem beachtlichen vierten Platz beendete, weiß die ihm vor Gericht gebotene Plattform redegewandt zu nutzen und profiliert sich als freiheitsliebender Politiker. Obwohl das Verfahren 1987 eingestellt wird, sind die Dead Kennedys kurze Zeit später Rock'n'Roll-Geschichte. Das posthume Release "Give Me Convenience Or Give Me Death", eine Art "Best Of" zeigt die Kalifornier noch einmal von ihrer besten Seite: kritisch, Amerika den Spiegel vorhaltend und dabei satt vorwärts rockend.
Jello Biafra bleibt auch nach dem Split im Spannungsfeld von Musik und Politik gefangen, zum Glück möchte man sagen. Er releast zahlreiche Spoken-Word-Platten, setzt aber musikalisch auch weiterhin Akzente, wie seine vier Kooperationen mit Lard eindrücklich aufzeigen. Auch seine politische Karriere führt er fort. Im den Vorausscheidungen der amerikanischen Green Party um den Spitzenkandidaten im Präsidentschaftswahlkampf 2000 tritt Heino-Fan Biafra gegen den späteren Spitzenkandidaten Ralph Nader als Herausforderer an und unterliegt.
Derweil setzen ihm die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit seinen Ex-Band-Kollegen um Tantiemen und Back Katalog-Rechte gehörig zu. Biafra kann es nicht fassen, dass seine früheren Kumpels das Bild der wichtigsten politischen Punkband der USA zerstören, indem sie billige Reunion-Tourneen mit einem neuen Sänger anzetteln. East Bay Ray und Co. nehmen es sich 2003 sogar heraus, Promofotos mit Jello als Sänger an örtliche Veranstalter zu schicken, um an Auftritte zu gelangen. Eine Versöhnung der beiden Parteien scheint in diesem Leben nicht mehr möglich zu sein.
Im Oktober 2022, eine knappe Woche nach der Rückkehr von einer Dead Kennedys-Europa-Tournee, stirbt D.H. Peligro in seinem Haus in Los Angeles. Er wurde 63 Jahre alt. Als Todesursache wurde die Folge eines Schädeltraumas angegeben, das sich der Schlagzeuger bei einem häuslichen Sturz zuzog. Als einer der ersten Stars kondolierte Bassist Flea, bei dessen Band Red Hot Chili Peppers Peligro kurzzeitig spielte, bevor er von Chad Smith ersetzt wurde. Weitere Erinnerungen teilen u.a. Biafra und Moby.
© Laut
-
Give Me Convenience or Give Me Death
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 01.06.1987
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Plastic Surgery Disasters/In God We Trust, Inc.
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 01.02.1981
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Frankenchrist
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 01.12.1985
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Fresh Fruit For Rotting Vegetables (2022 Mix)
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 30.09.2022
24-Bit 88.2 kHz - Stereo -
DK 40 (Remastered) (Remastered)
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 10.05.2019
24-Bit 44.1 kHz - Stereo -
Fresh Fruit For Rotting Vegetables (Expanded Edition)
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 01.09.1980
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Bedtime For Democracy
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 01.12.1986
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Fresh Fruit For Rotting Vegetables
Rock - Erschienen bei Cherry Red Records am 01.01.1980
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Milking The Sacred Cow
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 09.10.2007
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Fresh Fruit For Rotting Vegetables
Rock - Erschienen bei Cherry Red Records am 01.09.1980
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Mutiny on the Bay
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 24.04.2001
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Holiday In Cambodia
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 13.04.1999
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Iguana Studios Rehearsal Tape - San Francisco 1978
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 27.09.2019
24-Bit 44.1 kHz - Stereo -
Live At The Deaf Club
Punk – New Wave - Erschienen bei Manifesto Records am 27.01.2004
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Holiday in Cambodia
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 13.04.1999
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Chemical Warfare (2020 Mix)
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 09.10.2020
24-Bit 96.0 kHz - Stereo -
Kill The Poor (2022 Mix)
Punk – New Wave - Erschienen bei Cherry Red Records am 06.03.1995
24-Bit 88.2 kHz - Stereo -
Live Radio Broadcast (Live)
Rock - Erschienen bei Wild Waters am 12.05.2020
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
Take Me To Your Leader (Live 1979)
Rock - Erschienen bei Taurus am 13.08.2021
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo -
-
In The Name Of World Peace (Live San Francisco '80) (Live)
Alternativ und Indie - Erschienen bei Wolf Tree am 21.07.2022
16-Bit CD Quality 44.1 kHz - Stereo