Audrey Horne
Immer schon gab es in Skandinavien fast mehr Musiker als Musikhörer. Luxus - oder Fluch? Die meisten Musiker vertreiben sich ihre Zeit nicht nur in einer, sondern gleich in mehreren Bands und loten dabei mitunter sehr unterschiedliche musikalische Bereiche aus.
So würde man kaum vermuten, dass Mitglieder von Enslaved, Gorgoroth oder Deride sich in einem Projekt zusammen schließen, um dort erstklassigen Alternative Rock zu zelebrieren. Doch genau das passiert Ende 2002 in Bergen.
Dort legen Sänger Torkjell 'Toschie' Rød, Basser Tom Cato Visnes (auch bekannt als King Ov Hell bei Gorgoroth), die beiden Gitarristen Thomas Tofthagen und Arve 'Ice Dale' Isdal (auch bei Enslaved und I), Drummer Kjetil Greve (sonst bei Deride) und Keyboarder Herbrand Larsen den Grundstein für Audrey Horne.
Den Namen zur Band entlehnen sie vom Charakter der Schauspielerin Sherilyn Fenn in David Lynchs Kultserie "Twin Peaks". Anfangs bedeutet die Band wenig mehr als eine Nebenbeschäftigung, spielen Thomas und Ice 2002 doch auch noch bei der Formation des ehemaligen Iron Maiden-Fronters Paul Di'Anno mit.
Auch Sänger Toschie ist als Tätowierer eigentlich gut beschäftigt. Doch bald wird ihnen klar, dass das Material von Audrey Horne viel zu gut ist, um im Proberaum zu versauern.
Musikalisch bewegen sie sich im Dunstkreis von Faith No More, Monster Magnet, Alice In Chains und Audioslave. 2005 legen sie zunächst die Single "Confessions & Alcohol" vor, ehe wenig später ihr Debüt "No Hay Banda" erscheint.
Als Produzent steht ihnen Joe Barresi zur Verfügung, der sich für die Norweger zwischen Queens Of The Stone Age und Tool extra die notwendige Zeit nimmt. Der Aufwand zahlt sich aus: Audrey Horne werden für zwei norwegische Grammys nominiert und nehmen einen davon sogar mit nach Hause.
Herbrand steigt im Laufe der Zeit wieder aus, der Rest macht ohne Keyboarder weiter. Auch Tom verlässt die Reihen der Norweger, weswegen sie sich als Quartett an die Aufnahmen zum Nachfolger machen.
"Le Fol" erscheint in Norwegen schon Ende August 2007. Der Rest Europas muss sich noch bis Mitte März des nächsten Jahres gedulden, doch dann findet die Scheibe auch hierzulande begeisterte Fans. Daheim sind sie mit ihrem neuen Album schon wieder für den Grammy nominiert.
Ende des Jahres starten sie im Vorprogramm von Enslaved auf ihre erste Tour durch Europa. Dabei steht ihnen erneut Keyboarder Herbrand zu Verfügung. Den Bass übernimmt Epsen Lien. Das Songwriting findet wieder in Quartett-Form statt, doch zu den Aufnahmen sind beide Musiker wieder mit von der Partie.
Auf dem selbstbetitelten, dritten Album zeigen sich die Norwerger noch stärker im klassichen Hardrock verwurzelt. Wer also den Glauben an eine Led Zeppelin-Reunion endgültig aufgegeben hat, ist mit "Audrey Horne" definitiv gut beraten.
Doch leider wendet sich die Band immer mehr dem Retro-Rock zu, der mehr und mehr ein Revival erlebt und so ist auf "Youngblood" 2013 vom eigentlich recht einzigartigen Stil von Audrey Horne nicht mehr viel zu hören.
Schon 2014 versuchen sie mehr schlecht als recht mit "Pure Heavy" nachzulegen, was Sänger Toschie im Nachhinein selbst als Fehler wertet. Entsprechend lange fällt die Wartezeit auf Album Nummer sechs aus. "Blackout" erscheint erst im Januar 2018 – bleibt dem "Youngblood"-Stil aber durch und durch treu.
© Laut
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