Mayer: Piano Quartets

Albumbeschreibung

Wer war Emilie Mayer? Glaubt man dem Booklet-Text, dann war sie nichts weniger als eine der „bedeutendsten deutschen, wenn nicht europäischen Komponistinnen des 19. Jahrhunderts“. Fakt ist: Die 1812 im mecklenburgischen Friedland geborene und 1883 in Berlin verstorbene Emilie Luise Friederika Mayer war eine der ganz wenigen Frauen, die sich in einem von Männern dominierten Umfeld erfolgreich als Komponistin etablieren konnte. Mehr als 90 Werke hat sie im Laufe ihres Lebens geschrieben, und dank glücklicher Umstände ist ihr Œuvre vollständig erhalten geblieben. Darunter befinden sich allein acht Sinfonien und zwölf Streichquartette. Angesichts dieser Fülle und der Bedeutung der Carl-Loewe-Schülerin ist es erstaunlich, dass nur so wenige Werke auf CD erhältlich sind. Das Entdecker-Label cpo ist hier wieder einmal Vorreiter. Erst letztes Jahr sind dort ihre Klaviertrios op. 13 und 16 mit dem Trio Vivente erschienen, jetzt legt das Mariani Klavierquartett (Philipp Bohnen, Violine; Barbara Buntrock, Viola; Peter-Philipp Staemmler, Violoncello; Gerhard Vielhaber, Klavier) ihre beiden Klavierquartette in Weltersteinspielung vor. Das Resultat begeistert auf ganzer Linie, denn: Die Werke brauchen Vergleiche mit den Gattungsklassikern (Mozart, Schumann) nicht zu scheuen, vor allem dann nicht, wenn sie so innig, uneitel, liebevoll und beseelt interpretiert werden wie von diesen vier jungen Musikern. Wie ein schützendes Kleid legt sich das Spiel der Musiker um Mayers nie schroffe, nie auftrumpfende, stets an klassischen Formprinzipien geschulte, dabei hoch eigenständige Werke. Grandios, wie das nach dem italienischen Geigenbauer Angelo Mariani benannte Ensemble den Duft und Schmelz dieser melodienseligen Quartette in Szene setzt und dabei zugleich ihre strukturellen Tiefendimensionen durchleuchtet. Diese CD-Premiere ist ein kammermusikalischer Glücksfall – und ein Klangfest erster Güte!
© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de