Brahms & Gernsheim: Piano Quartets

Albumbeschreibung

"Brahms, der Fortschrittliche", schrieb Schönberg in einem berühmten Text, in dem er das Wesen des kultivierten Komponisten, der sich die Kunst des barocken Kontrapunkts angeeignet hatte und gleichzeitig auf harmonischer Ebene innovativ war, leicht provokativ beschrieb. Brahms beeinflusste den jungen Schönberg, wie auch viele andere Komponisten seiner Zeit, so etwa Friedrich Gernsheim (1839-1916), dessen prächtiges Klavierquartett in c-Moll, das hier zu hören ist, seinen Brahms'schen Vorbildern in nichts nachsteht.
Die zwei Männer kannten und schätzten sich gegenseitig. Gernsheim, der auch ein ausgezeichneter Dirigent war, leitete mehrere Aufführungen des Deutschen Requiems, von denen Brahms sagte, sie seien besser als das Werk selbst. Da sie beide je drei Klavierquartette komponiert haben, scheint es nur gerecht, diese in ein gemeinsames Aufnahmeprojekt einzubinden, dessen erster Meilenstein die vorliegende Ausgabe ist.

Das Mariani Klavierquartett bietet hier eine wohlstrukturierte Vision von Brahms' Ersten Streichquartett in g-Moll op. 25 mit dem berühmten Finale alla zingarese – ein Werk, das Schönberg später mit üppigen Orchesterfarben ausschmücken sollte. Gernsheims Zweites Quartett in c-Moll, op. 20, das neun Jahre später entstand, ist mit seiner virtuosen Schreibweise und seinem romantischem Ausdruck vom gleichen Kaliber. Gernsheims Musik verdient es sehr, aus der Schublade gezogen und ans Licht gebracht zu werden, besonders von so inspirierten und ausgeglichenen Musikern wie den Mitgliedern des Mariani Klavierquartetts. Sehr empfehlenswert. © François Hudry/Qobuz