LaVette!

Albumbeschreibung

Songs schreiben und sie interpretieren sind normalerweise Aufgaben für zwei verschiedene Personen. Während eingefleischte Bob-Dylan-Fans behaupten, er sei der beste Interpret seiner eigenen Lieder, haben viele andere, darunter Bettye LaVette, sie besser gesungen als er. Die Soul-Sängerin mit der rauen Stimme hat als Interpretin anderer Songwriter Karriere gemacht. Nach der Veröffentlichung zahlreicher Liedersammlungen von Dylan und verschiedenen Künstlern der British Invasion, wendet sich LaVette nun Randall Bramblett zu. Bramblett nahm in den 70er Jahren ein paar Soloplatten auf, die weitgehend unbekannt geblieben sind, erlebte aber seit den frühen achtziger Jahren bei New West Records eine Art Comeback. Comebacks sind auch LaVettes Stärke. 1962 veröffentlichte sie mit 16 Jahren ihre erste Platte (die es bis in die RnB-Charts schaffte), ging später mit James Brown auf Tournee, nahm in Muscle Shoals eine großartige Platte auf, die jedoch mehr als 35 Jahre lang vernachlässigt wurde, und landete sogar einen Disco-Hit. LaVette! wurde von Steve Jordan – Mitbegründer von Jay-Vee Records (und Charlie Watts' Nachfolger bei den Rolling Stones) – produziert, der zusammen mit dem Bassisten Pino Palladino, den Gitarristen Christopher Bruce und Larry Campbell sowie dem Keyboarder L. Leon Pendarvis eine Begleitband auf die Beine gestellt hat. Außerdem sind auf dem Album John Mayer, Steve Winwood, Ray Parker, J., James Carter, Jon Batiste und Pedrito Martinez zu hören. Die Haupttracks wurden in den Electric Lady Studios in New York City aufgenommen, ein paar zusätzliche Aufnahmen entstanden woanders (LaVettes Vocals wurden in sieben weiteren Studios aufgenommen).

All diese Energien wurde gut genutzt, denn LaVette hat wieder einmal eine Bravurleistung abgeliefert. Was die 77-Jährige auch immer an stimmlichen Einbußen erlitten haben mag – und das sind wahrlich nicht viele –, so hat sie dafür an Unverfrorenheit, aber auch tiefem Verständnis für die Wirkung eines Songs auf Menschen gewonnen. Mess About It von Brambletts Album Now It's Tomorrow aus dem Jahr 2008 entwickelt einen unglaublichen Groove. Die Ballade I'm Not Gonna Waste My Love besticht mit einem einfühlsamen Pedal- Steel-Part von Larry Campbell und das stolze Don't Get Me Started spielt LaVettes Stärken als Sängerin aus, die immer alles auf den Punkt bringt. Lazy (And I Know It) ist ein langatmiger Redeschwall, der ihr bei Live-Auftritten ermöglicht, eine Verschnaufpause zu nehmen und ihre strenge Haltung aufzulockern, indem sie über sich selbst lacht. Ein weiterer Triumph in ihrer langen Karriere. © Robert Baird/Qobuz