Ondine, im Herbst 1985 von Reiijo Kiilunen
gegründet, war eigentlich als diskographisches Gegenstück zum Kuhmo
Kammermusikfestival gedacht (als Student an der Sibeliusakademie
von Helsinki kümmerte Kiilunen sich um das Programm des Events).
Das Label will so auch heute noch in gewissen Maßen den Geist
dieses Festivals zu seiner Blütezeit weiterleben lassen.
Diese originelle Aufgabe gehört heute längst
nicht mehr zu der einzigen Ondines. Tatsächlich gewinnt das Label
mit seiner vierten Veröffentlichung, Thomas de Einojuhani
Rautavaara gewidmet, in den Jahren 1987-1988 ein internationales
Publikum. Sein klangliches Können ist unbestreitbar und so
repräsentiert Ondine eine wahre Renaissance finnischer Musik, es
steht in Übereinstimmung mit dem Label Finlandia, mit dem es den
Namen und die Musik Rautavaaras teilt. Mehr als 25 Werke des
Künstlers gehören zum Katalog Ondines.
Seit Beginn seines Schaffens zeigt Ondine sich
sehr nah zu seinen musikalischen und kulturellen, finnischen
Wurzeln. Finnische Musiker, die finnische Musik spielen.
Mitreißende Entdeckungen, Namen, die in Finnland selber genauso
unbekannt sind wie im Ausland: Väinö
Raitio, Aarre Merikanto, Erkki Melartin, gespielt von den
ehrwürdigsten, finnischen Repräsentanten, wie Jukka Pekka Saraste,
Leif Segerstam, Sakari Oramo, der finnische Kammermusikchor, Karita
Mattila, Soile Isokoski, Ralf Gothoni, oder auch das
Kammermusikorchester Tapiola Sinfonietta (der Stadt
Espoo).
Ohne Zweifel stammen die schönsten Platten des
Labels aus dieser Zeit, man kann hiervon wahrlich von einem
goldenen Zeitalter sprechen. Hier einige der schönsten Produktionen
Ondines, die in keiner Plattensammlung echter Fans des Labels
fehlen sollten: Orma Hyninnen, die Melodien Sibelius singt, aber
auch die Vokalwerke für den gemischten Chor von Rautavaara vom
Finnish Radio Chamber Choir interpretiert (extraordinär!), die
Symphonien n°1 bis 6 von Melartin von Leonid Grin (die vierte
Symphonie, ein prächtiges Werk, das eine der großartigsten,
finnischen Partitionen des Anfangs des XX. Jahrhunderts darstellt),
die symphonischen Gedichte Merikantos (der sehr schöne Pan!)
von Tuomas Ollila-Hannikainen oder auch die zwei Opus Raitio
(absolut unumgänglich) von Saraste undt Ollila-Hannikainen. Und
dabei sollte man ebenfalls nicht das Repertoire von Pingoud,
Englund, Kokkonen vergessen … Etwas neuer, das fantastische Rezital
“Talescapes” des Chors YL, der der zeitgenössische Musik seines
Landes mehr Anerkennung verschaffen möchte…
Ordine hat es sich darüberhinaus außerdem zur
Aufgabe gemacht, Interpreten finnischer Nationalität ebenfalls in
bekannteren Gebieten zu produzieren. Davon zeugen unbestreitbare
Erfolge wie die Sonaten von Prokofiev von Matti Raekallio, oder
auch das erstklassige Rezital Strauss ( das von allen umjubelte
Vier letzte Lieder) von Soile Isokoski mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin…!
Beeindruckt von einer solchen Erfolgsstory
unterschreiben heute weiterhin zahlreiche, internationale Künstler
bei dem finnischen Label, darunter Christian Tetzlaff, Benjamin
Schmid und Lars Vogt. Ondine steht heute immer noch dafür ein,
finnische Künstlern zur Bekanntheit zu verhelfen. Paradebeispiel
hierfür ist zum Beispiel der junge Pianist Paavali Jumppanen, der
gerade dabei ist, für das Label eine weitreichende Anthologie der
Sonaten Beethovens aufzunehmen. Der Orchesterchef Hannu Lintu
seinerseits arbeitet an mutigen Projekten rund um bisher noch eher
verkannten oder unbekannten Komponisten (Enesco). ©
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