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R. Kelly

Wer in den Neunzigern auch nur halbwegs den Gang der Musikgeschichte verfolgt, stößt unweigerlich auf den Namen R. Kelly. Regelmäßig besetzt er obere Chartspositionen. Bestes Beispiel: sein Smash-Hit "I Believe I Can Fly" vom "Space Jam"-Soundtrack 1996: Fünf Millionen Einheiten gehen davon über die Ladentische. Kelly hat zu diesem Zeitpunkt seine Schäfchen längst im Trockenen: Bis 2003 hat er weltweit 30 Millionen Tonträger abgesetzt. Alle seine Singles und Alben erreichen mindestens Platin-Status. Zahlreiche Awards und Auszeichnungen pflastern seinen Weg. Das Billboard Magazine erklärt ihn 2010 zum erfolgreichsten R'n'B-Interpreten des zurückliegenden Vierteljahrhunderts. Vibe legt 2013 noch einen drauf und lobt ihn gar zum "größten musikalischen Genie der letzten 20 Jahre" aus. In jungen Jahren profiliert sich Kelly als Basketballspieler. Dass er in seiner Heimat Chicago einmal angeschossen wird und einen Teil der Kugel über Jahre hinweg in der Schulter spazieren trägt, scheint einer sportlichen Laufbahn jedoch nicht gerade zuträglich zu sein. Im Musikclub seiner Highschool entdeckt Robert Sylvester Kelly sein musikalisches Talent. Der Legende nach klimpert er, der ohne Vater aufwächst, an Chicagos Straßenecken auf einem Keyboard herum, während seine Kumpels eifrig Parolen spucken. Als sich immer mehr Publikum zu den Street-Performances einfindet, beginnt der am 8. Januar 1969 Geborene, an möglichen musikalischen Erfolg zu glauben. In der Folge gründet Robert die Band MGM. Die lokal erfolgreich R'n'B-Posse gewinnt später den landesweit im Fernsehen übertragenen Talentwettbewerb "Big Break" mit Natalie Cole als Moderatorin. 1991 unterschreibt er bei Jive Records und vergräbt sich fortan im Studio: Der angehende Star komponiert, produziert, singt und spielt seine Songs selbst ein. Das Debütalbum "Born Into The 90's", damals noch mit seiner Backing-Band Public Announcement aufgenommen, lässt die R'n'B-Szene mit einer frischen Mischung aus Soul, Rap und Swing-Beats, New Jack Swing genannt, aufhorchen. Auch Europa feiert spätestens nach "12 Play" Kellys Musik mit Platinauszeichnungen ab. Textlich widmet sich Robert bevorzugt den Themen Frauen, Liebe, Sex, aber auch dem Leben im Ghetto. Seine Shows sind ausverkauft. Bei den Billboard Awards 1994 wird er gleich doppelt geehrt: für das beste R'n'B-Album und das beste Album allgemein. Die vier Singles des stark von Gospel-Sound geprägten Nachfolgealbums "R. Kelly" gehen in den USA alle auf Platz eins. Spätestens jetzt werden andere Stars auf den ungekrönten König des R'n'B aufmerksam und lassen sich von Kelly unter die Arme greifen. Er schreibt Songs für Whitney Houston und Luther Vandross. Selbst Michael Jackson reißt er aus dem Popularitätstief: "You Are Not Alone" schlägt auf beiden Seiten des Atlantiks an der Spitze der Charts ein. Kelly arbeitet im Laufe seiner Karriere auch mit Celine Dion, Toni Braxton, Notorious B.I.G., Mary J. Blige, Wyclef Jean oder Kelly Price zusammen. Daneben featurt er eigene Zöglinge wie Sparkle oder 1994 die damals 15-jährige Nachwuchssängerin Aaliyah aus Detroit. Den späteren Superstar nimmt er bei der Gelegenheit gleich zur Frau, was ob der Jugend der Braut eine Welle der Empörung schlägt. Das schlicht "R." betitelte fünfte Album holt sechsfach Platin und steigt mit sieben Millionen verkauften Einheiten zu seinem bisher erfolgreichsten Werk auf. Bei den Soul Train Awards zollt ihm als "Entertainer of the Year" und mit dem "Best Male R&B/Soul Album" endlich auch die Hip Hop-Community ihren Tribut. Kelly weiß eben, was Frauen lieben und harte Kerle weich macht. Kein Wunder also, dass im Jahresrückblick des Billboard Magazines 1999 zu lesen steht: "R. Kelly hatte mehr Top 40-Hits in den 90ern als irgend ein anderer männlicher Solokünstler." Der King of R'n'B gründet in der Folge sein eigenes Label Rockland, wirkt bei Soundtracks mit (darunter "Shaft"), und meldet sich ein Jahr später mit dem Album TP-2.com und Hitsingles wie "Fiesta" oder "I Wish" zurück. Sein Kollaborations-Album mit Jay-Z floppt 2002 zwar, macht sein siebtes Studio-Album "Chocolate Factory" die Schmach ein Jahr später locker wett. Mittlerweile hat sich ein unheilvoller Schatten über die außergewöhliche Karriere des "Global Ghetto Man" (Zitat Blues & Soul Magazine) gelegt: Wegen des Verdachts auf Kinderpornografie wird Kelly 2002 mehrfach verhaftet. Schon vorher sieht sich der Musiker mehrmals mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert. Immer mehr Vorfälle kommen ans Tageslicht, und als auf den Straßen der Großstädte ein Video auftaucht, das zuvor anonym der Chicago Sun Times zugespielt wurde und ihn beim Sex mit einer Minderjährigen zeigen soll (Ex-Schützling Sparkle behauptet, es sei ihre Nichte), boykottieren ihn selbst deutsche TV-Sender. Auch 2003 ist der Superstar nur noch gegen Kaution auf freiem Fuß und muss sich seine US-Tourneen richterlich genehmigen lassen. Ähnliche Vorwürfe in Miami kommen nie vor Gericht. In Kellys Ehe mit Andrea (beide haben zwei Töchter und einen Sohn) kriselt es natürlich gewaltig. Sie denkt 2005 sogar nach einem heftigen Streit darüber nach, ihn sich mittels einer einstweiligen Verfügung vom Leib zu halten. Zuvor veröffentlicht Kelly, der in 21 Fällen angeklagt werden soll, ein erstes Best Of-Album. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Musiker, den bisher kein Konkurrent musikalisch vom R'n'B-Thron vertrieb, bis zu 15 Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 100.000 Dollar. In sieben Fällen wird die Anklage noch vor Prozessbeginn fallen gelassen, und R. Kelly stürzt sich in die Arbeit. Die gemeinsame Tour zu Teil zwei der Kollabo mit Jay-Z "Unfinished Business" endet im Oktober 2004 allerdings im Desaster: Die Beteiligten geraten sich in die Haare, brechen die Tournee ab, Kelly und Jay-Z verklagen sich gegenseitig im hohen zweistelligen Millionenbereich, unter anderem wegen Vertragsbruchs. Jiggas Sandkastenkumpel und Def Jam-Vize Tyran Smith wird im April 2006 gar wegen einer Backstage-Pfefferspray-Attacke auf Kelly zu Verhaltenstherapie und Sozialarbeit verdonnert. Derweil erfährt die Öffentlichkeit weder im Missbrauchs- noch im Vertragsbruch-Prozess nennenswerte Neuigkeiten. Außer, dass Roberts eigener Bruder ihm neuerlich Missbrauch vorwirft und ein Gerichtstermin noch immer aussteht. Zwischenzeitlich ist Kellys Schaffensdrang kaum zu bremsen: Arbeit als Angsttherapie? Neben besagter Best-Of legt er zwei weitere Platten vor: das Doppelalbum "Happy People/U Saved Me" (2004) und ein Jahr später "TP. 3 Reloaded". 2006 folgt der erste Teil einer Remix-Serie. Im selben Jahr taucht Robert, der auch als Pied Piper bzw. King Of R'n'B auftritt, zudem auf Snoops Album (2006) auf: Der Titeltrack "Tha Blue Carpet Treatment" wird Mitte Dezember als Single ausgekoppelt. Kelly greift außerdem seinem Freund Fat Joe bei einem Remix unter die Arme ("Make It Rain") und kollaboriert mit Ciara, Young Jeezy und Bow Wow. Robert bleibt derweil dem Gerichtssaal treu und legt sich gleich noch mit seinen Block-Nachbarn an, die ihm nicht erlauben wollen, in der Nähe seines Chicagoer Domizils ein Wachhaus zu errichten. Wenigstens dieser Streit endet relativ zeitnah: Im Januar 2007 lässt Kelly die Klage fallen und übernimmt die Kosten. Zeitgleich kündigt er für Mai mit "Double Up" einen neuen Longplayer an. Im Sommer folgen weitere Teile seiner erfolgreichen fünfteiligen Seifenoper "Trapped In The Closet", die er einmal als Audio-Version der TV-Serie "Desperate Housewives" bezeichnet. Die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten der USA inspiriert R. Kelly 2008 zu dem Titel "I Believe", den er zum kostenlosen Download bereit stellt. Als Barack Obama vereidigt wird, klettert der Titel sogar diesseits des großen Teichs in die Charts. Jahr um Jahr veröffentlicht R. Kelly Album um Album. Mit Ausnahme von "Love Letter", auf dem er 2010 seinen Vorbildern Sam Cooke, Donny Hathaway und Marvin Gaye huldigt, drehen sich seine Texte in aller Regel um die holde Weiblichkeit und darum, wie man selbige am effektivsten ins Schlafzimmer schmalzt. Anfang 2019 veröffentlicht der US-Fernsehsender Lifetime eine sechsstündige Serie mit dem Titel "Surviving R. Kelly" und befeuert dadurch erneut die Debatte über Missbrauchsvorwürfe, die R. Kelly nun schon seit mehreren Jahrzehnten gemacht werden. Dieses Mal werfen aber gleich mehrere Frauen Kelly in der Serie sexuellen Missbrauch vor. Nach der Ausstrahlung verliert er seinen Plattenvertrag bei Sony Music, alle US-Konzerte werden gestrichen. Stars wie Lady Gaga und Céline Dion distanzieren sich vom R'n'B-Star. Die Ermittlungen gegen Kelly nehmen nach Ausstrahlung der Serie neue Fahrt auf, Zeugen und Opfer werden aufgerufen, sich bei den Ermittlern zu melden. Kaum zwei Monate später wird R. Kelly festgenommen, kommt nach Hinterlegung von 100.000 Dollar Kaution nach drei Tagen schon wieder frei. Nach einer zweiten Festnahme im Juli 2019 verweigert der zuständige Richter jedoch eine erneute Freilassung auf Kaution. Das gegen Kelly vorliegende Beweismaterial ist Medienberichten zufolge erdrückend.
© Laut

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