Jazmine Sullivan
Jazmine Sullivan wirkt ein wenig wie zwischen den Generationen gestrandet. Entdeckt von Missy Elliott, macht sie ihre ersten großen Auftritte noch im Salt-N-Peppa-Umfeld. 2008 gibt ihr das neben einer ganzen Menge öffentlicher Credibility auch einen guten kritischen Vorschuss. Ihr erstes Projekt "Fearless" produziert gleich zwei Top 40-Hits, einer davon das populäre "Bust Your Windows".
Das ist ein ordentlicher kommerzieller Einstieg, vor allem, wenn man sich recht bald universell bei Awards, Presse und Fans beliebt macht. "Bust Your Windows" verzeichnet eine Grammy-Nominierung, später nennt sogar Stevie Wonder die Nummer einen Klassiker. Die Platte geht gülden und die Zeichen stehen gut, dass auch im nächsten Jahrzehnt der Erfolg nicht versiegt.
"Love Me Back" erscheint 2011 und bleibt in Sachen Reputation stabil, verliert aber den Nerv des Zeitgeistes ein wenig. Viele Produzenten sind am Werk, von Prince-Tribut bis "Bust Your Windows"-Fortsetzung wirken die Versuche ein bisschen ziellos. Mit "Holding You Down" schafft es zumindest eine Single in die Charts, und mit "10 Seconds" eine weitere zur Grammy-Nominierung.
Dass die Luft hierauf ein wenig raus sei, sagt Sullivan 2011 selbst: Mit der Begründung, es mache ihr keinen Spaß mehr, verkündet sie noch im selben Jahr das Ende ihrer Karriere. Aber weil Derartiges sowieso nie stimmt (oder man über die, die es durchziehen, keine Artikel mehr schreiben kann), kehrt sie 2015 doch zurück. "Reality Show" sei inspiriert von dem Trash-TV, das sie in ihrer Abwesenheit konsumiert habe, und pendelt sich thematisch in ihrem klassischen Kanon ein. Die kommerzielle Aufmerksamkeit scheint zwar verloren, aber die Kritiker mögen ihre neue Ungezwungenheit sogar noch mehr als ihre frühere Inszenierung.
2016 gastiert sie auf Frank Oceans "Endless"-Album, pausiert daraufhin aber wieder eine ganze Weile, bis sie ein neues Lebenszeichen sendet. Natürlich ziehen über die Jahre zahlreiche Features ins Land, von Bryson Tiller bis Wale wollen immerhin viele Musiker mit ihr arbeiten, aber es dauert bis 2021, eher Sullivan wieder ein ganzes Statement abgibt.
Das kommt aber in Form einer massiven Reifung: Ambitionierter und konzeptueller als je zuvor schlägt sie mit "Heaux Tales" ein, einem Projekt, das nicht nur vielschichtig erzählt, sondern auch mehrere große Namen der aktuellen R'n'B-Szene vereint.
© Laut
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