Grimes
Hier ist er, der Hipster-Act, der alle mitnimmt. Claire Boucher alias Grimes (*1987) verkörpert eingangs der 2010er Jahre den größten gemeinsamen Nenner widersprüchlicher Stileinflüsse. In Sound, äußerer Erscheinung und innerer Grundhaltung agiert die Kanadierin als die große Klammer, die die Überreste aus dramatischem Synthpop, kindhaft-spukigem Falsettgesang, Witch House-Referenzen, New Age-Appeal und der tanzbaren Körperlichkeit des R&B unter Einbezug einer exzentrischen Goth- bis Visual Kei-Ästhetik zusammenhält. Puh. Dass das entstehende Ganze in seiner panoptischen Sophistication in 2.0-Hochgeschwindigkeit zum angesagten Thema aufsteigt, kann also kaum wirklich verwundern. In Vancouver aufgewachsen, dient Quebec als erstes Sprungbrett zum Szene-Fave. Dort veröffentlicht Grimes 2010 ganz DIY die beiden ersten Alben "Geidi Primes" und "Halfaxa" als Kassette. Schon kurze Zeit später stehen die Werke (auch über das Experimental-Pop-Label Arbutus zu beziehen) zum freien Download zur Verfügung – ein Zug, der ins Bild des Digital Native-Künstlers passt, bezeichnet Boucher sich doch selbst als "Post-Internet Artist". "Die musikalischen Einflüsse in meiner Kindheit waren wirklich breitgefächert, weil ich Zugriff auf alles hatte", erklärt sie dem New York Times Magazine. Genauso ikonoklastisch wie das texturensatte Soundbild, das alles auf einmal präsentiert und sich damit chronisch im flüchtigen Zwischenzustand aus ätherisch-mysteriös und handfest-elektronisch befindet, entwirft sich Boucher im Durchbruchsjahr 2011 auch visuell: Die Plattencover zeigen mit Vorliebe rekontextualisierte Schädel, während der Look nach Belieben zwischen Lady Gagas plastischem Hyperfuturismus und Streetstyle-Blog changiert. Kurzum: Grimes' Art School-Ambition tanzt auf allen Hochzeiten. Enya, Aphex Twin, TLC, Zola Jesus und Salem darf man allesamt namedroppen, denn Genre-Merkmale würfelt sie genauso unbeschwert zusammen wie Outfits. Ihr Stil-Scrabble verleiht jedem ihrer Tracks eine rastlose Frische, die sich letztlich nie völlig in einzelne Elemente zerlegen, sondern nur als hermetische Einheit von Gegenwart und Klang erleben lässt. Wirken die Tracks ihrer selbst veröffentlichten Alben "Geidi Primes" und "Halfaxa" eher wie experimentelle Skizzen, wendet sich Grimes auf ihrem Major-Debüt "Visions" mehr dem Pop zu, ohne sich ihm auszuliefern. Auch "Art Angels" (2015) ist ein ständiger Spagat, ein ständiges Ausloten, unter Strom stehen. Drones und Bubblegum-Pop, verzerrte Single-Line-E-Gitarren, knarzende Beats und sonnengetränkte Harmonien, Electronica, Synthesizer, Hip Hop. 2016 tourt Grimes mit Florence and the Machine, 2017 arbeitet sie beim Song "Venus Fly" erstmals mit Janelle Monáe zusammen, zu deren Album "Dirty Computer" sie ebenfalls ein Feature beiträgt. Privat ist Claire Boucher seit Anfang 2018 mit dem US-Unternehmer Elon Musk (PayPal, Tesla) liiert. Das Paar tritt bei der Met Gala 2018 erstmals öffentlich auf.© Laut Mehr lesen
Hier ist er, der Hipster-Act, der alle mitnimmt. Claire Boucher alias Grimes (*1987) verkörpert eingangs der 2010er Jahre den größten gemeinsamen Nenner widersprüchlicher Stileinflüsse. In Sound, äußerer Erscheinung und innerer Grundhaltung agiert die Kanadierin als die große Klammer, die die Überreste aus dramatischem Synthpop, kindhaft-spukigem Falsettgesang, Witch House-Referenzen, New Age-Appeal und der tanzbaren Körperlichkeit des R&B unter Einbezug einer exzentrischen Goth- bis Visual Kei-Ästhetik zusammenhält. Puh.
Dass das entstehende Ganze in seiner panoptischen Sophistication in 2.0-Hochgeschwindigkeit zum angesagten Thema aufsteigt, kann also kaum wirklich verwundern.
In Vancouver aufgewachsen, dient Quebec als erstes Sprungbrett zum Szene-Fave. Dort veröffentlicht Grimes 2010 ganz DIY die beiden ersten Alben "Geidi Primes" und "Halfaxa" als Kassette. Schon kurze Zeit später stehen die Werke (auch über das Experimental-Pop-Label Arbutus zu beziehen) zum freien Download zur Verfügung – ein Zug, der ins Bild des Digital Native-Künstlers passt, bezeichnet Boucher sich doch selbst als "Post-Internet Artist".
"Die musikalischen Einflüsse in meiner Kindheit waren wirklich breitgefächert, weil ich Zugriff auf alles hatte", erklärt sie dem New York Times Magazine. Genauso ikonoklastisch wie das texturensatte Soundbild, das alles auf einmal präsentiert und sich damit chronisch im flüchtigen Zwischenzustand aus ätherisch-mysteriös und handfest-elektronisch befindet, entwirft sich Boucher im Durchbruchsjahr 2011 auch visuell: Die Plattencover zeigen mit Vorliebe rekontextualisierte Schädel, während der Look nach Belieben zwischen Lady Gagas plastischem Hyperfuturismus und Streetstyle-Blog changiert.
Kurzum: Grimes' Art School-Ambition tanzt auf allen Hochzeiten. Enya, Aphex Twin, TLC, Zola Jesus und Salem darf man allesamt namedroppen, denn Genre-Merkmale würfelt sie genauso unbeschwert zusammen wie Outfits.
Ihr Stil-Scrabble verleiht jedem ihrer Tracks eine rastlose Frische, die sich letztlich nie völlig in einzelne Elemente zerlegen, sondern nur als hermetische Einheit von Gegenwart und Klang erleben lässt. Wirken die Tracks ihrer selbst veröffentlichten Alben "Geidi Primes" und "Halfaxa" eher wie experimentelle Skizzen, wendet sich Grimes auf ihrem Major-Debüt "Visions" mehr dem Pop zu, ohne sich ihm auszuliefern.
Auch "Art Angels" (2015) ist ein ständiger Spagat, ein ständiges Ausloten, unter Strom stehen. Drones und Bubblegum-Pop, verzerrte Single-Line-E-Gitarren, knarzende Beats und sonnengetränkte Harmonien, Electronica, Synthesizer, Hip Hop. 2016 tourt Grimes mit Florence and the Machine, 2017 arbeitet sie beim Song "Venus Fly" erstmals mit Janelle Monáe zusammen, zu deren Album "Dirty Computer" sie ebenfalls ein Feature beiträgt.
Privat ist Claire Boucher seit Anfang 2018 mit dem US-Unternehmer Elon Musk (PayPal, Tesla) liiert. Das Paar tritt bei der Met Gala 2018 erstmals öffentlich auf.
© Laut
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