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EMA

Was ihr Wirken und Werken als Sängerin angeht, macht es Erika M. Anderson, kurz EMA, faulen Musikjournalisten leicht: Da spricht die Amerikanerin offen davon, dass sie unter anderem eine Schwäche für Gitarren-Crack John Frusciante, Hole, Stimmwunder Cat Power, PJ Harvey, "90er-Jahre-Rockzeug" und "das Rumhängen mit Art School Kids" hat. Tatsächlich beherrscht sie die Kunst, die Gegensätze von Grunge, Folk und Rock in ihren Tracks emotional-atmosphärisch miteinander zu verweben. Selbst drückt sie ihrem Sound das Label 'Digital Velvet Underground' auf. Als Mensch ist Erika M. Anderson schwerer zu fassen - das fängt schon auf der unpersönlichsten Ebene an: Wer in Deutschland ihren Namen googelt, der landet sehr wahrscheinlich bei der Europäische Majoretten Association, der Evangelischen Ernst-Moritz-Arndt-Kirchengemeinde oder auch auf der Seite der MTV European Music Awards. Doch aus ihrer Sicht ist das wahrscheinlich schon in Ordnung so: Wer sie kennenlernen will, der kann sich ruhig etwas Mühe geben. Für all diejenigen, die den Weg zu ihrer offiziellen Homepage finden, liefert die Amerikanerin einen kryptischen Beipackzettel zu ihrer Person dafür gleich mit: "Erika M. Anderson ist in den Kellerbars und auf den verrotteten Friedhöfen South Dakotas aufgewachsen. Sie stammt direkt von Erik Blood-Axe, dem unbarmherzigen Wikinger-Krieger ab. All die Jungs fragen sie, warum sie so taff ist. Sie ist sechs Fuß groß. Sie liebt die Jukebox", heißt es da mit einem selbstironischen Augenzwinkern, das mehr über ihren Charakter verrät, als es eine biografische Aufzählung jemals könnte. Demnach wächst dieses Power-Girl inmitten einer Horde Jungs auf, rasiert sich in der High School die Haare kurz, trägt selbstgemachte T-Shirts und türmt mit 18 nach Los Angeles. Interessierten Nischen-Spezis dürften ihre Fertigkeiten als Musikerin bereits aufgefallen sein, als die Amerikanerin ihre Gitarre noch in der Folk-Noise-Band "Amps For Christ" zu Sperrmüll schreddert oder mit dem Psych-Folk-Projekt Gowns bis zu seiner Auflösung drei Alben hinlegt. Ein breiteres Publikum spitzt erst 2010 die Ohren: In diesem Jahr schießt Erika M. Anderson ihren rund siebenminütigen Monster-Track "Grey Ship" in den digitalen Orbit. Mit seinem rauschenden Lo-Fi-Sound zwischen Mädchen-Grunge, krachigem Folk und elektronisch gerocktem Aufröhren schippert er mit Highspeed durch Musikblogs auf der ganzen Welt und bewirbt so "Past Life Martyred Saints", das dazugehörige zweite Solo-Album von EMA. "Es trifft dich so hart wie ein kalter Schlag ins Gesicht - und es wird seine Spuren bei dir hinterlassen", zeigen sich bei Erscheinen sogar die überkritischen Nerds von Pitchfork schwer beeindruckt von EMA - eine taffe Lady oder ein damaged girl? Beides vielleicht. Man weiß es nicht. Die Entwicklung im Netz und ihr damit unweigerlich zusammenhängender Erfolg ist Erika M. Anderson unheimlich: "Ich habe Angst vor dem Internet", fasst sie ihre Vorbehalte im Frühjahr 2011 im Interview mit dem Rolling Stone in Worte. "Ich setze immer Scheuklappen auf, wenn jemand von Blogs oder YouTube-Hits redet. Mein Motto dabei ist: 'Wenn du auf einem Seil tanzt - schau bloß nicht nach unten!' Und das gilt ebenso für ein Seil in 100 Meter Höhe wie auch für ein Seil, das knapp über dem Boden gespannt ist." Mit den Schattenseiten der Digitalisierung setzt sie sich auf dem Nachfolger "The Future's Void" auseinander, der 2014 in die Läden kommt. Auf dieser Scheibe arbeitet sie unter anderem mit Alessandro Cortini, Livemusiker bei Nine Inch Nails, zusammen, der für das brodelnde Bassfundament zuständig ist. Songs wie "Satellites" und "Neuromancer" durchziehen somit kalte und mechanische Industrial-Sounds. Außerdem greift sie lyrisch auf die Cyberpunk-Literatur eines William Gibson zurück. Der Soundtrack zum Film "#HORROR" (2015) von Tara Subkoff, der das Thema Cybermobbing behandelt, knüpft daran an. Mit ihrem langjährigen musikalischen Partner Leif Shackelford entstehen 19 düstere Kollagen, die das Portfolio der Allroundkünstlerin gelungen erweitern. Auf dem Cover ihres nächsten Studioalbums "Exile In The Outer Ring", das 2017 erscheint, verdeckt sie gar ihr Gesicht. Vor zu viel medialer Transparenz möchte sie sich schließlich schützen. Die Platte markiert eine Rückkehr zu den noisigen Klängen ihrer ehemaligen Band Gowns und bezieht gegenüber Polizeigewalt und Rassismus lärmend Stellung. Zu Zeiten Donald Trumps klingt sie daher ungewohnt politisch. Für die Wut der Menschen im mittleren Westen der USA hat die aus South Dakota stammende Sängerin und Songwriterin durchaus Verständnis. Dennoch will sie mit dieser Scheibe betonen, dass Rassismus kein Heilmittel für die alltäglichen Probleme sein darf.
© Laut

Diskografie

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