Trios: Sacred Thread

Albumbeschreibung

Die Spiritualität stand schon immer im Mittelpunkt von Charles Lloyds Musik. Die andere Konstante in der Arbeit des 80-jährigen Saxophonisten ist seine Fähigkeit, sich musikalisch auszudehnen. Im Laufe seiner Karriere hat er Blues und Rock gespielt, funkige Momente erschaffen und damit einen Großteil des Jazzspektrums abgedeckt. Er hat sein Talent bei Aufnahmen und Live-Auftritten von Cannonball Adderley, Joe Sample, The Beach Boys und The Doors eingesetzt. 1973 nahm Lloyd unter dem Einfluss des Zeitgeistes der indischen Musiker Ravi Shankar und Alla Rakha das Album Geeta auf, auf dem er seinen improvisatorischen Free Jazz mit traditioneller indischer Musik verband. 49 Jahre später, mit dem letzten einer Trilogie von Trio-Alben aus dem Jahr 2022, wie Trios: Chapel (mit Gitarrist Bill Frisell und Bassist Thomas Morgan) und Trios: Ocean (mit dem Gitarristen Anthony Wilson und dem Pianisten Gerald Clayton) hat Lloyd sein Interesse an indischen Einflüssen mit dem Gitarristen Julian Lage und dem Perkussionisten Zakir Hussain (dem Sohn von Rakha) neu entfacht. Diese Session, ein Mitschnitt eines live gestreamten Konzerts, das im September 2020 in Healdsburg, Kalifornien, ohne Publikum stattfand, wurde von Adam Camardella unter der Gesamtaufsicht von Joe Harley in klarem, natürlichem Klang festgehalten. Die Resonanzen von Hussains Tabla sind besonders beeindruckend. Die Eröffnungsnummer, das Lloyd-Original Desolation Sound von seinem 2010 veröffentlichten Mirror, ist eine Art Probefahrt, bei der die Musiker auf der Suche nach einer funktionierenden Symbiose mitwirken. Hussain singt auf Guman und bildet die einzige Vokalpartie, die auf allen Alben des Trios zu hören ist. Sein hoher, bisweilen tonhöhenschwacher Gesang verleiht der südasiatischen Mischung, die diese meditative Session umgibt, eine eindringliche Note. Lloyd, der mehr Altflöte als Tenorsaxophon spielt, fügt auch das Tárogató - ein Holzblasinstrument mit einem melancholischen Klang - zu mehreren Stücken hinzu, einschließlich ausgedehnter Soli auf Saraswati. Er eröffnet auch Hussains Ballade Kuti mit schönen, langen Flötenlinien, bevor er sich Lage anschließt. Beide erweisen sich als einfühlsame Begleiter sowie als Partner in einem Stück, in dem die Verbindungen und Gespräche zwischen dem Trio besonders miteinander harmonieren. Die gleichmäßigen Tabla-Rhythmen und das einfallsreiche Gitarrensolo zeigen Hussain und Lage auch hier von ihrer verspielten, beschwingten Seite. Ein passender Abschluss für diese ruhige, nachdenkliche Erkundung ist das von Lloyd komponierte The Blessing, bei dem Hussain in der feierlichen Coda Unterbrechungen zwischen Lage und Lloyd einbringt. Lloyd ist ein echtes Wunder, dessen unglaubliche Karriere fröhlich weitergeht! Sein Antrieb mögen wohl seine übernatürlichen Kräfte sein: "Ich werde immer wieder von Seelen gesegnet, die einen Weg zu mir finden, und das inspiriert mich immer noch, den Hochseilgarten zu betreten und zu versuchen zu fliegen." © Robert Baird/Qobuz