The Legendary Riverside Albums

Chet Baker

Erschienen am 22.11.19 bei Craft Recordings
Künstler: Chet Baker
Genre: Jazz

Verfügbar in

24-Bit/192 kHz Stereo

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1954 wird Chet Baker von der amerikanischen Presse des Jazz zum Trompeter des Jahres gewählt. In seiner Autobiografie sollte Miles Davis später schreiben: „Ich glaube, er war sich im Klaren darüber, dass er es nicht mehr verdiente als Dizzy oder viele andere mehr… Er wusste genauso gut wie ich, dass er von mir sehr viel abgeschrieben hat.“ Was auch immer Miles gesagt oder geschrieben haben mag, Mitte der 1950er Jahre ist der Name Chet Baker in aller Munde. Der in Los Angeles lebende Musiker mit dem Engelsgesicht hat sich mit seinem Stil einen Platz verschafft, als er neben den größten Hausnummern spielte, und zwar mit Leuten wie Charlie Parker, Gerry Mulligan und Russ Freeman. 1958 unterzeichnet er einen Vertrag für vier Alben mit dem New Yorker Label Riverside, der von diesem coolen Sound von der West Coast fasziniert ist, an dem damals unter anderen Chet Baker mitarbeitete. Die im Herbst 2019 erscheinende Box The Legendary Riverside Albums stellt diese unumgänglichen Sessions in den Mittelpunkt und offenbart dabei einen weitaus wankelmütigeren Musiker als angenommen, der den coolen kalifornischen Stil verklärt, aber auch in der Lage ist, mit den Meistern des Hard Bop von der East Coast die Klingen zu kreuzen. Zusätzlich zu diesen vier neu gemasterten Alben in Hi-Res 24-Bit-Qualität gibt es eine fünfte Platte mit zahlreichen Alternative Takes dieser Sessions. Das erste dieser vier Alben, (Chet Baker Sings) It Could Happen to You, erschien im Oktober 1958 und zeigt seine originelle Art, Klassikern wie How Long Has This Been Going On? oder Old Devil Moon neues Leben einzuhauchen. Ganz anders als sein Geschäftspartner Bill Grauer war Orrin Keepnews anfangs skeptisch, als es darum ging, Chet Baker in seine Plattenfirma zu lassen, und nahm nicht an der Produktion dieser Platte teil. In Begleitung des Pianisten Kenny Drew, der Kontrabassisten George Morrow und Sam Jones und der Schlagzeuger Philly Joe Jones und Dannie Richmond gelingt es Chet mit seinem Gesang jedoch, Keepnews in Staunen zu versetzen. Als wäre er selbst eine Verlängerung seines Instruments, schlägt Chet Baker im Hinblick auf die stimmbezogenen Normen der damaligen Zeit Neuerungen vor. Er hat einen für ihn ganz typischen Stil, der ihn einzigartig macht und seine Stellung untermauert…

Einen Monat später steht er wieder im Studio, um zusammen mit dem Saxofonisten Johnny Griffin, dem Pianisten Al Haig und dem Kontrabassisten Paul Chambers das Album Chet Baker in New York vorzubereiten, das dann 1959 auf den Markt kommt. Das Niveau verschiebt sich nach oben und anhand von schmachtenden Balladen wie Polka Dots and Moonbeams oder Themen, die eindeutig mehr Uptempo bieten, wie etwa das quirlige Hotel 49, präsentiert jeder Sideman nüchterne, äußerst harmonische Solopartien. Der umwerfendste Teil des Ganzen ist wohl das am 30. Dezember 1958 und am 19. Januar 1959 eingespielte Album Chet. Mit dabei sind diesmal der Pianist Bill Evans, der Gitarrist Kenny Burrell, der Flötist Herbie Mann und der Saxofonist Pepper Adams. Chets Sound erreicht ein Höchstmaß an Herzschmerz, sein Spiel nimmt mehr Raum ein als je zuvor und vermittelt erstmals ein Gefühl von Intuition. Evans wunderbare Phrasierungen verflechten sich mit denen von Chet. Gleich zu Beginn des Alone Together, dem Opener dieses Meisterwerks mit dem erhabenen Cover (Chet zusammen mit dem Model Rosemary "Wally" Coover auf einer Fotografie von Melvin Sokolsky) beweist dieses so schlichte und zugleich sinnliche Dekor seine Modernität… Das im Juli deselben Jahres, also 1959 eingespielte Chet Baker Plays the Best of Lerner & Loewe bedeutet das Endes dieses Abstechers zu Riverside und enthält Coverversionen, die für Musicals am Boradway gedacht waren, etwa My Fair Lady, Gigi, Brigadoon und Paint Your Wagon. Urheber sind der Texter Alan Jay Lerner und der Komponist Frederick Loewe. Auch hier sind wieder Bill Evans, Pepper Adams und Herbie Mann vertreten, diesmal in Begleitung des Saxofonisten Zoot Sims. Außerdem gelingt Chet Baker mit dem recht typischen Repertoire eine recht vorzügliche, ästhetische Überraschung, wenn er dank seiner melancholischen Phrasierung den Interpretationen einen neuen Anstrich verpasst. © Marc Zisman/Qobuz

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