Qobuz Store wallpaper
Kategorie:
Warenkorb 0

Ihr Warenkorb ist leer

The Flying Burrito Brothers|The Gilded Palace Of Sin

The Gilded Palace Of Sin

The Flying Burrito Brothers

Verfügbar in
16-Bit/44.1 kHz Stereo

Musik-Streaming

Hören Sie dieses Album mit unseren Apps in hoher Audio-Qualität

Testen Sie Qobuz kostenlos und hören Sie sich das Album an

Hören Sie dieses Album im Rahmen Ihres Streaming-Abonnements mit den Qobuz-Apps

Abonnement abschließen

Hören Sie dieses Album im Rahmen Ihres Streaming-Abonnements mit den Qobuz-Apps

Download

Kaufen Sie dieses Album und laden Sie es in verschiedenen Formaten herunter, je nach Ihren Bedürfnissen.

Nach Los Angeles kommen andere Städte, dann kommt San Bernardino und dann kommt die Wüste. In der Mojave wachsen schiefe Palmlilien, man nennt sie Joshua Trees. Meistens ist es heiß und staubig, wenn die Nacht angeht, legt sich ein Schalter um und es wird schnell dunkel und kalt. Seltsames gibt es in dieser Gegend zu sehen: einen riesigen Felsen, unter dem sich im Zweiten Weltkrieg ein deutscher Spion (zumindest einer, den man dafür hielt) versteckte. Ein paar Kilometer weiter: ein schneeweißes UFO-Haus aus den 50ern. Irgendwo im Nirgendwo eine Welchblechhütte, in der Bier gebraut wird und in der abends insgeheim internationale Größen für Trinkgelder spielen. Dass die Aliens schon einmal hier gewesen sind, ist gewiss. An jeder Ecke ist ihr Werk zu beobachten, merkwürdige Kreaturen vor Supermärkten und Tankstellen flirren in der Hitze. Weil das Benzin ausging, durfte Gram Parsons hier nicht seine letzte Ruhe finden. Er starb 1973 in einem Motel neben dem großen Nationalpark, wo ein Totenkopffelsen die knipsenden Touristen zur Vorsicht mahnt. Den mit Schnaps und Heroin vollgepumpten Kadaver des Sängers versuchten zwei Freunde zwischen den Palmlilien und Steingebilden zu verbrennen. So hatte Parsons es verfügt. Weil das Benzin ausging aber, verschickte ihn "Freund und Helfer" dann, kalt und verkohlt, zu seiner Orangenhändlerfamilie. Er liegt in Louisiana, weit weg von der magischen Staublandschaft, die ihm seine beste Musik bescherte. Ebenso wie der berühmte weiße, mit Blumen bestickte Cowboyanzug des Schneiders Nudie Cohen hat sie ihn überdauert. Parsons schönstes Werk ist nicht nur physisch unsterblich: "The Gilded Palace Of Sin" ist das Äquilibrium aus Transzendenz und einfacher Wahrheit. Ob nun Bob Dylan der erste war, weil er 1966 nach Nashville ging, um "Blonde On Blonde" aufzunehmen, oder doch die Byrds, die ebendort 1968 "Sweetheart Of The Rodeo" herstellten: Country Rock ward geboren und lebte für einige Jahre recht umtriebig. Man kombinierte die Arbeiterpoesie des volkstümlichen Schlagers der Südstaaten und die musikhandwerkliche Exzellenz seiner Interpreten mit der Kreativität der jugendlichen LSD-Hirne von der Westküste. The Grateful Dead, The Band, The Allman Brothers Band, Poco, Eagles, America, Buffalo Springfield, sogar die Rolling Stones versuchten sich an dem neu erfundenen Americana-Feeling, gebastelt aus Nostalgie und Progressivismus. In diesen magischen, den goldenen Jahren der Rockmusik, entstand in jeder Ecke der westlichen Hemisphäre genug Großartigkeit für die kommenden Jahrzehnte. 1969, nachdem Gram Parsons und Chris Hillman großartige Alben mit den Byrds gemacht hatten, destillierten sie das Großartigste aus "The Notorious Byrd Brothers" und "Sweetheart Of The Rodeo" zum ersten Album ihrer neuen Band, die sich aus einfachen, drogeninduzierten Gründen Flying Burrito Brothers nannte. Elf Lieder schafften es aufs Vinyl von "The Gilded Palace Of Sin", das mit 37:24 Minuten hart an der Befüllbarkeitsgrenze einer Langspielplatte kratzt. Elf Lieder, und kein Hit. Elf Lieder, und jedes einzelne hörenswert. Genau sechzig Sekunden dauert der nette Country-Bluff, bis man begreift, dass man es hier nicht mit einer breithütigen Trinkercombo zu tun hat. "Sneaky" Pete Kleinow dreht die vollverzerrte Pedal-Steel-Gitarre auf, der Irrsinn schreit nach Speed und Acid, "Christine's Tune" fliegt programmatisch selbstverständlich um die Ohren, denn: "She's telling dirty lies! / She's a devil in disguise!" Hier sind nicht Hillbillies am Werk, sondern Großstädter. "Sin City" ist keine Hymne über das Event Las Vegas, sondern über die Routine Los Angeles', über dreckige Plattenmanager und die Gier des täglichen Brots Musikbusiness: "This old earthquake's gonna leave me in the poor house / It seems like this whole town's insane / On the thirty-first floor a gold-plated door / Won't keep out the Lord's burning rain." Auf Verpackungen mit gottesfürchtigem Aufdruck verstand sich Parsons vorzüglich, er hatte er kurzzeitig in Harvard Theologie studiert. "Der vergoldete Palast der Sünde" ist eine Holzhütte in der Einöde, aus der zwei Schönheiten in lasziver Pose locken. Ein Geisterstadtbordell im Wilden Westen, vor dem die Burrito-Freier in ihren psychedelisch bestickten Baumwollanzügen posieren. Das legendäre Albumkunstwerk schoss Dylan- und Stones-Fotograf Barry Feinstein unweit des Joshua Tree Inn, in dem Parsons starb. Dass man sexy Subversion nicht als Chauvinismus missverstehen soll, zeigt auch das Cover von Aretha Franklins "Do Right Woman, Do Right Man". Ursprünglich eine durchaus feministische Hymne an die Männerwelt, vor allem der schwarzen Community. Die Burritos machen einen schneeweißen Wafflehouse-Walzer daraus, gesungen von zwei Männern in emotionaler und tonaler Harmonie. Fast schon schwul, zumindest kurios, gleichzeitig wunderschön. Dasselbe gilt für "Dark End Of The Street", einem erneut Horizonte sprengenden James-Carr-Cover. Das Thema wechselt von Gelehrigkeiten über harmonische Zweisamkeit nun zur Problematik des leidenschaftlichen Seitensprungs. Man muss so weit gehen und festellen, dass dieses Album ohne die Mitwirkung von "Sneaky" Pete nicht annähernd dieselbe Magie verstrahlen würde. In Wheels jagt er sein Instrument erneut durch einen heulenden Fuzz-Effekt, wo er "Do Right Woman" noch mit zuckersüßesten, vehallten Arpeggios und Slides zierte. Ebenso ist die Bassarbeit von Chris Ethridge durchweg phänomenal. Die beiden wohl berühmtesten Kompositionen der LP machen dies begreiflich. In "Hot Burrito #1" stützt und leitet Ethridges Basslinie den gesamten Song. Im Wesentlichen besteht die Ballade mit der berühmten (von Elvis Costello einst als Titel seiner unhörbaren Verwurstung hergenommenen) Zeile "I'm your toy, I'm your old boy" aus ihm und Parsons Stimme. Nicht weniger komplex fällt seine Arbeit in "Hot Burrito #2" aus, wo er dem pianolastigen Mid-Tempo-Track einen Schuss Funk verpasst, ohne ein einziges Mal mit dem Daumen ungehörig auf die Saiten zu schlagen. "The Gilded Palace Of Sin" geriet trotz aufwändiger Produktion und der Mitwirkung mehrerer Genies zum Flop. Nur etwa 40.000 Kopien verkauften sich im ersten Halbjahr. Ähnlich wie beim Bananenalbum der Velvet Underground schwoll die Legende des Werks mit dem Schicksal seiner Protagonisten und dem Nachhall auf die Musikerszene allmählich an und hat sich nunmehr unzweifelhaft im Kanon der Popmusik verfestigt. Das Opus Magnum der kosmisch-amerikanischen Musik, mit dem sich unzählige journalistische Artikel, Bücher, gar Promotionsarbeiten beschäftigen, endet bezeichnenderweise mit einem Lied namens "Hippie Boy" und Applaus. Fast fünf Minuten lang erzählt das Stück eine absurde wie tragische Geschichte, die mit Gospel endet. Die Einzelverse bleiben fernab der Ironie, verdeutlichen aber Parsons Mission: "So we walked together that way through this neighborhood / Finally he turned around to me and he / He said: 'Friend you know we're a million miles apart / But you know something? We can enjoy the sunshine and the weather' / So why don't we put our differences aside / And just talk to each other?" Schwarz und Weiß, Redneck und Yankee, Hippie- und Cowboy: Musik, Glaube und LSD können sie alle vereinen.
© Laut

Weitere Informationen

The Gilded Palace Of Sin

The Flying Burrito Brothers

launch qobuz app Ich habe die Qobuz Desktop-Anwendung für Windows / MacOS bereits heruntergeladen Öffnen

download qobuz app Ich habe die Qobuz Desktop-Anwendung für Windows / MacOS noch nicht heruntergeladen Downloaden Sie die Qobuz App

Sie hören derzeit Ausschnitte der Musik.

Hören Sie mehr als 100 Millionen Titel mit unseren Streaming-Abonnements

Hören Sie diese Playlist und mehr als 100 Millionen Tracks mit unseren Streaming-Abonnements

Ab 12,49€/Monat

1
Christine’s Tune
00:03:01

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

2
Sin City
00:04:08

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

3
Do Right Woman
00:03:56

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer - Chips Moman, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Dan Penn, ComposerLyricist - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

4
Dark End Of The Street
00:03:49

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer - Chips Moman, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Dan Penn, ComposerLyricist - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

5
My Uncle
00:02:36

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - Jon Corneal, Drums, AssociatedPerformer - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

6
Wheels
00:03:02

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - Sam Goldstein, Drums, AssociatedPerformer - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

7
Juanita
00:02:29

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - Jon Corneal, Drums, AssociatedPerformer - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

8
Hot Burrito #1
00:03:36

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer - Popeye Phillips, Drums, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

9
Hot Burrito #2
00:03:16

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer - Popeye Phillips, Drums, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

10
Do You Know How It Feels
00:02:07

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Barry Goldberg, ComposerLyricist - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - EDDIE HOH, Drums, AssociatedPerformer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer

℗ 1969 UMG Recordings, Inc.

11
Hippie Boy
00:04:54

Chris Hillman, Guitar, Mandolin, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Chris Ethridge, Bass Guitar, Piano, AssociatedPerformer - Gram Parsons, Guitar, Keyboards, Vocalist, AssociatedPerformer, ComposerLyricist - Henry Lewy, Producer - Larry Marks, Producer - The Flying Burrito Brothers, Producer, MainArtist - "Sneaky" Pete Kleinow, Steel Guitar, AssociatedPerformer - Popeye Phillips, Drums, AssociatedPerformer

℗ 1968 UMG Recordings, Inc.

Albumbeschreibung

Nach Los Angeles kommen andere Städte, dann kommt San Bernardino und dann kommt die Wüste. In der Mojave wachsen schiefe Palmlilien, man nennt sie Joshua Trees. Meistens ist es heiß und staubig, wenn die Nacht angeht, legt sich ein Schalter um und es wird schnell dunkel und kalt. Seltsames gibt es in dieser Gegend zu sehen: einen riesigen Felsen, unter dem sich im Zweiten Weltkrieg ein deutscher Spion (zumindest einer, den man dafür hielt) versteckte. Ein paar Kilometer weiter: ein schneeweißes UFO-Haus aus den 50ern. Irgendwo im Nirgendwo eine Welchblechhütte, in der Bier gebraut wird und in der abends insgeheim internationale Größen für Trinkgelder spielen. Dass die Aliens schon einmal hier gewesen sind, ist gewiss. An jeder Ecke ist ihr Werk zu beobachten, merkwürdige Kreaturen vor Supermärkten und Tankstellen flirren in der Hitze. Weil das Benzin ausging, durfte Gram Parsons hier nicht seine letzte Ruhe finden. Er starb 1973 in einem Motel neben dem großen Nationalpark, wo ein Totenkopffelsen die knipsenden Touristen zur Vorsicht mahnt. Den mit Schnaps und Heroin vollgepumpten Kadaver des Sängers versuchten zwei Freunde zwischen den Palmlilien und Steingebilden zu verbrennen. So hatte Parsons es verfügt. Weil das Benzin ausging aber, verschickte ihn "Freund und Helfer" dann, kalt und verkohlt, zu seiner Orangenhändlerfamilie. Er liegt in Louisiana, weit weg von der magischen Staublandschaft, die ihm seine beste Musik bescherte. Ebenso wie der berühmte weiße, mit Blumen bestickte Cowboyanzug des Schneiders Nudie Cohen hat sie ihn überdauert. Parsons schönstes Werk ist nicht nur physisch unsterblich: "The Gilded Palace Of Sin" ist das Äquilibrium aus Transzendenz und einfacher Wahrheit. Ob nun Bob Dylan der erste war, weil er 1966 nach Nashville ging, um "Blonde On Blonde" aufzunehmen, oder doch die Byrds, die ebendort 1968 "Sweetheart Of The Rodeo" herstellten: Country Rock ward geboren und lebte für einige Jahre recht umtriebig. Man kombinierte die Arbeiterpoesie des volkstümlichen Schlagers der Südstaaten und die musikhandwerkliche Exzellenz seiner Interpreten mit der Kreativität der jugendlichen LSD-Hirne von der Westküste. The Grateful Dead, The Band, The Allman Brothers Band, Poco, Eagles, America, Buffalo Springfield, sogar die Rolling Stones versuchten sich an dem neu erfundenen Americana-Feeling, gebastelt aus Nostalgie und Progressivismus. In diesen magischen, den goldenen Jahren der Rockmusik, entstand in jeder Ecke der westlichen Hemisphäre genug Großartigkeit für die kommenden Jahrzehnte. 1969, nachdem Gram Parsons und Chris Hillman großartige Alben mit den Byrds gemacht hatten, destillierten sie das Großartigste aus "The Notorious Byrd Brothers" und "Sweetheart Of The Rodeo" zum ersten Album ihrer neuen Band, die sich aus einfachen, drogeninduzierten Gründen Flying Burrito Brothers nannte. Elf Lieder schafften es aufs Vinyl von "The Gilded Palace Of Sin", das mit 37:24 Minuten hart an der Befüllbarkeitsgrenze einer Langspielplatte kratzt. Elf Lieder, und kein Hit. Elf Lieder, und jedes einzelne hörenswert. Genau sechzig Sekunden dauert der nette Country-Bluff, bis man begreift, dass man es hier nicht mit einer breithütigen Trinkercombo zu tun hat. "Sneaky" Pete Kleinow dreht die vollverzerrte Pedal-Steel-Gitarre auf, der Irrsinn schreit nach Speed und Acid, "Christine's Tune" fliegt programmatisch selbstverständlich um die Ohren, denn: "She's telling dirty lies! / She's a devil in disguise!" Hier sind nicht Hillbillies am Werk, sondern Großstädter. "Sin City" ist keine Hymne über das Event Las Vegas, sondern über die Routine Los Angeles', über dreckige Plattenmanager und die Gier des täglichen Brots Musikbusiness: "This old earthquake's gonna leave me in the poor house / It seems like this whole town's insane / On the thirty-first floor a gold-plated door / Won't keep out the Lord's burning rain." Auf Verpackungen mit gottesfürchtigem Aufdruck verstand sich Parsons vorzüglich, er hatte er kurzzeitig in Harvard Theologie studiert. "Der vergoldete Palast der Sünde" ist eine Holzhütte in der Einöde, aus der zwei Schönheiten in lasziver Pose locken. Ein Geisterstadtbordell im Wilden Westen, vor dem die Burrito-Freier in ihren psychedelisch bestickten Baumwollanzügen posieren. Das legendäre Albumkunstwerk schoss Dylan- und Stones-Fotograf Barry Feinstein unweit des Joshua Tree Inn, in dem Parsons starb. Dass man sexy Subversion nicht als Chauvinismus missverstehen soll, zeigt auch das Cover von Aretha Franklins "Do Right Woman, Do Right Man". Ursprünglich eine durchaus feministische Hymne an die Männerwelt, vor allem der schwarzen Community. Die Burritos machen einen schneeweißen Wafflehouse-Walzer daraus, gesungen von zwei Männern in emotionaler und tonaler Harmonie. Fast schon schwul, zumindest kurios, gleichzeitig wunderschön. Dasselbe gilt für "Dark End Of The Street", einem erneut Horizonte sprengenden James-Carr-Cover. Das Thema wechselt von Gelehrigkeiten über harmonische Zweisamkeit nun zur Problematik des leidenschaftlichen Seitensprungs. Man muss so weit gehen und festellen, dass dieses Album ohne die Mitwirkung von "Sneaky" Pete nicht annähernd dieselbe Magie verstrahlen würde. In Wheels jagt er sein Instrument erneut durch einen heulenden Fuzz-Effekt, wo er "Do Right Woman" noch mit zuckersüßesten, vehallten Arpeggios und Slides zierte. Ebenso ist die Bassarbeit von Chris Ethridge durchweg phänomenal. Die beiden wohl berühmtesten Kompositionen der LP machen dies begreiflich. In "Hot Burrito #1" stützt und leitet Ethridges Basslinie den gesamten Song. Im Wesentlichen besteht die Ballade mit der berühmten (von Elvis Costello einst als Titel seiner unhörbaren Verwurstung hergenommenen) Zeile "I'm your toy, I'm your old boy" aus ihm und Parsons Stimme. Nicht weniger komplex fällt seine Arbeit in "Hot Burrito #2" aus, wo er dem pianolastigen Mid-Tempo-Track einen Schuss Funk verpasst, ohne ein einziges Mal mit dem Daumen ungehörig auf die Saiten zu schlagen. "The Gilded Palace Of Sin" geriet trotz aufwändiger Produktion und der Mitwirkung mehrerer Genies zum Flop. Nur etwa 40.000 Kopien verkauften sich im ersten Halbjahr. Ähnlich wie beim Bananenalbum der Velvet Underground schwoll die Legende des Werks mit dem Schicksal seiner Protagonisten und dem Nachhall auf die Musikerszene allmählich an und hat sich nunmehr unzweifelhaft im Kanon der Popmusik verfestigt. Das Opus Magnum der kosmisch-amerikanischen Musik, mit dem sich unzählige journalistische Artikel, Bücher, gar Promotionsarbeiten beschäftigen, endet bezeichnenderweise mit einem Lied namens "Hippie Boy" und Applaus. Fast fünf Minuten lang erzählt das Stück eine absurde wie tragische Geschichte, die mit Gospel endet. Die Einzelverse bleiben fernab der Ironie, verdeutlichen aber Parsons Mission: "So we walked together that way through this neighborhood / Finally he turned around to me and he / He said: 'Friend you know we're a million miles apart / But you know something? We can enjoy the sunshine and the weather' / So why don't we put our differences aside / And just talk to each other?" Schwarz und Weiß, Redneck und Yankee, Hippie- und Cowboy: Musik, Glaube und LSD können sie alle vereinen.
© Laut

Informationen zu dem Album

Verbesserung der Albuminformationen

Qobuz logo Warum Musik bei Qobuz kaufen?

Aktuelle Sonderangebote...

Ravel : Complete Works for Solo Piano

Bertrand Chamayou

The Studio Albums 2009 – 2018

Mark Knopfler

Sultans Of Swing - The Very Best Of Dire Straits

Dire Straits

Live 1978 - 1992

Dire Straits

Live 1978 - 1992 Dire Straits
Mehr auf Qobuz
Von The Flying Burrito Brothers

The Flying Burrito Brothers

The Flying Burrito Brothers

The Flying Burrito Brothers The Flying Burrito Brothers

Burrito Deluxe

The Flying Burrito Brothers

Burrito Deluxe The Flying Burrito Brothers

Live In Amsterdam 1972

The Flying Burrito Brothers

Live In Amsterdam 1972 The Flying Burrito Brothers

The Gilded Palace Of Sin

The Flying Burrito Brothers

The Gilded Palace Of Sin The Flying Burrito Brothers

Burrito Deluxe

The Flying Burrito Brothers

Burrito Deluxe The Flying Burrito Brothers

Playlists

Das könnte Ihnen auch gefallen...

i/o

Peter Gabriel

i/o Peter Gabriel

Money For Nothing

Dire Straits

Money For Nothing Dire Straits

Rumours

Fleetwood Mac

Rumours Fleetwood Mac

Now And Then

The Beatles

Now And Then The Beatles

Dark Matter

Pearl Jam

Dark Matter Pearl Jam