Medtner : Complete Works for Violin & Piano

Albumbeschreibung

Es ist ein Jammer, dass Medtner als Komponist bestechend fantasievoller Musik „spätromantischen“ Zuschnitts in Mitteleuropa immer noch nicht die Beachtung gefunden hat, die er verdient. Wahrgenommen wird er allenfalls als ein Komponist im Gefolge Rachmaninows, und tatsächlich haben beide Komponisten einander sehr geschätzt. Zudem waren beide exzellente Pianisten, die ihre Musik zumeist vom Klavier her gestalteten. Den Tonfall von Melancholie, den Rachmaninows Musik besitzt, prägt auch Medtners Musik, doch bleibt sie bei diesem ohne Schwermut und Larmoyanz. In den drei hier eingespielten Violinsonaten, den beiden „Canzonen mit Tänzen“ und den drei „Nachtgesängen“ Medtners macht sich das alles sogleich in der musikalischen Dominanz des Klaviers bemerkbar, das immer wieder den dichten, kontinuierlichen, schier nicht enden wollenden Musikstrom initiiert, ohne dass nun gleich etwa von Klaviersonaten mit Violinbegleitung zu sprechen wäre. Dabei spielt die hervorragende Ekaterina Derzhavina keinesfalls aufdringlich – im Gegenteil strukturiert sie dynamisch-artikulatorisch die schier unerschöpfliche Musikfülle prägnant, die nun einmal harmonisch-klanglich vor allem vom Klavier getragen wird. Und dass Nikita Boriso-Glebsky, ein technisch versierter, ungemein einfühlsam musizierender Geiger, etwas zurückzustehen scheint, liegt keinesfalls an seiner Tongebung, sondern ausschließlich an der kompositorischen Faktur dieser episch ausladenden, sehr stimmungsvollen Musik. Die melodisch stets eingebundenen, durchaus prägnanten Themen etwa fliegen gleichsam vorbei, ehe man sie ganz erfasst hat. Das animiert freilich zu wiederholtem Hören; und dann erweist sich, mit welcher Fülle von thematischen Assoziationen, Anklängen, Erinnerungen Medtner diese Sonaten musikalisch wirklich gedankenvoll durchgestaltet: Unwillkürlich sinnt man dieser Musik noch nach, wenn sie längst verklungen ist.
© Schubert, Giselher / www.fonoforum.de

Informationen zur Originalaufnahme : Recorded 27.-30. 3. 2017, Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Cologne (Co-production with Deutschlandfunk Kultur)