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Man will eigentlich nicht in einer Welt leben, in der die Musik zu solch einem fantastischen Cover-Artwork nicht auf weitreichende Begeisterungsstürme trifft. Die Sparks sind derlei Ungerechtigkeiten natürlich längst gewohnt. Wobei sich heutzutage der Wind fast schon dreht: Ihre postpandemische Tournee durch Europa glich einem einzigen Triumphzug. Die Band-Doku "The Sparks Brothers" von Edgar Wright ("Shaun Of The Dead") erhielt Preise und Kritikerlob, erst recht ihr Musical-Film "Annette". Setzt sich das schräge US-Duo in der Blüte seiner Karriere etwa noch auf breiter Front durch? Sind wir 2022 endlich soweit, dass sich Formatradio-Moderatoren folgende Weisheit eingerahmt über ihren Arbeitsplatz hängen: "All pop music is rearranged Vince Clarke and rearranged Sparks"? Never say never. Oder wie die Sparks sagen würden: Never turn your back on Mother Earth.
Um den Hype mitzunehmen, erscheinen nun unter dem Titel "21st Century Sparks" insgesamt fünf frisch gemasterte Neuauflagen ihrer Studioalben zwischen 2000 und 2020 auf LP und CD. Während die letzten beiden, dringend zu empfehlenden Alben "A Steady Drip, Drip, Drip" (2020) und "Hippopotamus" (2017) noch erhältlich waren, trifft dies nur in Teilen auf die Alben "The Seduction Of Ingmar Bergman" (2009, 3/5), "Exotic Creatures Of The Deep" (2008, 4/5), "Lil' Beethoven" (2002, 4/5) und "Balls" (2000, 3/5) zu.
Für ihr 20. Album "Hello Young Lovers", das 2006 vier Jahre nach "Lil' Beethoven" erscheint, sitzt das Duo 18 Monate lang im Studio. Es markiert die Rückkehr zur lange verschmähten Formel des wahnhaften Operetten-Rock, mit dem in den 70er Jahren ihr Höhenflug begann. Der Opener "Dick Around" nimmt es dann aus dem Stand mit dem ewigen Sparks-Hit "This Town Ain't Big Enough For Both Of Us" auf: Sänger Russell Mael vollführt Falsettakrobatk, das einem beim Zuhören schwindelig wird, Bruder Ron klebt Chöre, Synths, Riffs und sinfonische Parts aneinander, bis der Wahnsinn nach knapp sieben Minuten ein Ende findet. Das "Bohemian Rhapsody" ihrer Diskographie. Nach diesem Höhepunkt ist jedes Album praktisch am Ende, so gesehen halten sich die Sparks auf "Hello Young Lovers" noch ganz gut.
Im nur unwesentlich weniger durchgeknallten "Perfume" zählt Russell zahlreiche Parfum-Marken seiner Ex-Freundinnen auf und adelt dann seine aktuelle Flamme für ihre Entscheidung, keinen Duft zu tragen: "That's why I want to spend my life with you.". Diese Ode an die Natürlichkeit sprach sich bis zu den Machern der Kult-Serie "Gilmore Girls" herum, wo die Sparks sogar einen Kurzauftritt ablieferten, allerdings trotzdem mal wieder nichts vom Hype abbekamen.
Bei einem Songtitel namens "(Baby, Baby) Can I Invade Your Country" stockt einem im Jahr 2022 natürlich der Atem. 2006 denkt man da weniger an einen Krieg in Europa, denn an George W. Bushs Rachefeldzug im Irak, weshalb sich die Sparks zu ihrem ersten Protestsong herausgefordert fühlen und die amerikanische Nationalhymne zu einer Regierungskritik umfunktionieren.
Im grandiosen "Metaphor" erklären die Sparks die Wirkung von Metaphern aufs andere Geschlecht ("Chicks dig, dig, D-I-G, dig metaphors"), in "Here Kitty" miauen die Katzen, bevor das Walzer-Mantra "There's No Such Thing As Aliens" die Ufo-Faszination vieler Amerikaner aufs Korn nimmt, musikalisch umgesetzt im einmaligen Sparks'schen Sound-Tornado, der unscheinbar beginnt, sich immer höher schraubt und schließlich alles mit sich reißt. Zum Schluss setzt sich Ron für "As I Sit Down To Play The Organ At The Notre Dame Cathedral" noch an die Orgel in Notre-Dame - ihr Beitrag zum Thema unterscheidet sich dann allerdings ziemlich von, sagen wir, Leonard Cohens "Hallelujah".
"Hello Young Lovers" bescherte ihnen selbstverständlich keine horrenden Verkaufszahlen, dafür sorgte ihre Tournee durch England, Amerika, Australien und Japan wieder für Aufsehen und führte 2008 zu der bis heute einmaligen Idee, all ihre bis dato aufgenommenen 20 Studioalben live aufzuführen - hintereinander in London. Eine Erfahrung, die sie nur einmal im Leben benötigen würden, wie die Mael-Brüder später halbernst resümierten. Die artistische Vielseitigkeit dieser Platte ebnete den Weg zum späteren "Hippopotamus", das ein ebenso schönes Cover erhielt - und endlich auch in die Charts einstieg.
© Laut
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Sparks, MainArtist
(C) 2009 Lil' Beethoven Records (P) 2009 Lil' Beethoven Records
Sparks, MainArtist
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Sparks, MainArtist
(C) 2009 Lil' Beethoven Records (P) 2009 Lil' Beethoven Records
Albumbeschreibung
Man will eigentlich nicht in einer Welt leben, in der die Musik zu solch einem fantastischen Cover-Artwork nicht auf weitreichende Begeisterungsstürme trifft. Die Sparks sind derlei Ungerechtigkeiten natürlich längst gewohnt. Wobei sich heutzutage der Wind fast schon dreht: Ihre postpandemische Tournee durch Europa glich einem einzigen Triumphzug. Die Band-Doku "The Sparks Brothers" von Edgar Wright ("Shaun Of The Dead") erhielt Preise und Kritikerlob, erst recht ihr Musical-Film "Annette". Setzt sich das schräge US-Duo in der Blüte seiner Karriere etwa noch auf breiter Front durch? Sind wir 2022 endlich soweit, dass sich Formatradio-Moderatoren folgende Weisheit eingerahmt über ihren Arbeitsplatz hängen: "All pop music is rearranged Vince Clarke and rearranged Sparks"? Never say never. Oder wie die Sparks sagen würden: Never turn your back on Mother Earth.
Um den Hype mitzunehmen, erscheinen nun unter dem Titel "21st Century Sparks" insgesamt fünf frisch gemasterte Neuauflagen ihrer Studioalben zwischen 2000 und 2020 auf LP und CD. Während die letzten beiden, dringend zu empfehlenden Alben "A Steady Drip, Drip, Drip" (2020) und "Hippopotamus" (2017) noch erhältlich waren, trifft dies nur in Teilen auf die Alben "The Seduction Of Ingmar Bergman" (2009, 3/5), "Exotic Creatures Of The Deep" (2008, 4/5), "Lil' Beethoven" (2002, 4/5) und "Balls" (2000, 3/5) zu.
Für ihr 20. Album "Hello Young Lovers", das 2006 vier Jahre nach "Lil' Beethoven" erscheint, sitzt das Duo 18 Monate lang im Studio. Es markiert die Rückkehr zur lange verschmähten Formel des wahnhaften Operetten-Rock, mit dem in den 70er Jahren ihr Höhenflug begann. Der Opener "Dick Around" nimmt es dann aus dem Stand mit dem ewigen Sparks-Hit "This Town Ain't Big Enough For Both Of Us" auf: Sänger Russell Mael vollführt Falsettakrobatk, das einem beim Zuhören schwindelig wird, Bruder Ron klebt Chöre, Synths, Riffs und sinfonische Parts aneinander, bis der Wahnsinn nach knapp sieben Minuten ein Ende findet. Das "Bohemian Rhapsody" ihrer Diskographie. Nach diesem Höhepunkt ist jedes Album praktisch am Ende, so gesehen halten sich die Sparks auf "Hello Young Lovers" noch ganz gut.
Im nur unwesentlich weniger durchgeknallten "Perfume" zählt Russell zahlreiche Parfum-Marken seiner Ex-Freundinnen auf und adelt dann seine aktuelle Flamme für ihre Entscheidung, keinen Duft zu tragen: "That's why I want to spend my life with you.". Diese Ode an die Natürlichkeit sprach sich bis zu den Machern der Kult-Serie "Gilmore Girls" herum, wo die Sparks sogar einen Kurzauftritt ablieferten, allerdings trotzdem mal wieder nichts vom Hype abbekamen.
Bei einem Songtitel namens "(Baby, Baby) Can I Invade Your Country" stockt einem im Jahr 2022 natürlich der Atem. 2006 denkt man da weniger an einen Krieg in Europa, denn an George W. Bushs Rachefeldzug im Irak, weshalb sich die Sparks zu ihrem ersten Protestsong herausgefordert fühlen und die amerikanische Nationalhymne zu einer Regierungskritik umfunktionieren.
Im grandiosen "Metaphor" erklären die Sparks die Wirkung von Metaphern aufs andere Geschlecht ("Chicks dig, dig, D-I-G, dig metaphors"), in "Here Kitty" miauen die Katzen, bevor das Walzer-Mantra "There's No Such Thing As Aliens" die Ufo-Faszination vieler Amerikaner aufs Korn nimmt, musikalisch umgesetzt im einmaligen Sparks'schen Sound-Tornado, der unscheinbar beginnt, sich immer höher schraubt und schließlich alles mit sich reißt. Zum Schluss setzt sich Ron für "As I Sit Down To Play The Organ At The Notre Dame Cathedral" noch an die Orgel in Notre-Dame - ihr Beitrag zum Thema unterscheidet sich dann allerdings ziemlich von, sagen wir, Leonard Cohens "Hallelujah".
"Hello Young Lovers" bescherte ihnen selbstverständlich keine horrenden Verkaufszahlen, dafür sorgte ihre Tournee durch England, Amerika, Australien und Japan wieder für Aufsehen und führte 2008 zu der bis heute einmaligen Idee, all ihre bis dato aufgenommenen 20 Studioalben live aufzuführen - hintereinander in London. Eine Erfahrung, die sie nur einmal im Leben benötigen würden, wie die Mael-Brüder später halbernst resümierten. Die artistische Vielseitigkeit dieser Platte ebnete den Weg zum späteren "Hippopotamus", das ein ebenso schönes Cover erhielt - und endlich auch in die Charts einstieg.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 10 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:50:39
- Künstler: Sparks
- Label: Lil Beethoven Records
- Genre: Pop/Rock Pop
(C) 2009 Lil' Beethoven Records (P) 2009 Lil' Beethoven Records
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