Equinox

Albumbeschreibung

Wer einen Eindruck vom herausragenden Niveau des Vokalensembles Voces8 bekommen möchte, sollte sich als erstes das Magnificat von Arvo Pärt im zweiten Teil des Programms anhören. Dort verschmelzen die Stimmen zu einer vollkommenen Einheit; die feinen Dissonanzen der Musik sind mit einem unglaublich zarten Klang und berückend reiner Intonation nachgezeichnet. Das ist wirklich phantastisch gesungen und musiziert – und ein Höhepunkt des Albums „Equinox“, dessen Repertoire eine Spanne vom gregorianischen Choral bis zum zeitgenössischen Auftragswerk umfasst und dabei die stilistische Wachsamkeit der Formation demonstriert: Die Sänger pflegen vor allem in der alten Musik und bei Pärt einen schlanken und schlichten Ton, der in der Romantik und bei solistischen Passagen dezent angereichert wird – durch ein geschmackvolles Vibrato und eine für britische Ensembles nicht selbstverständliche Wärme im Klang. Dramaturgisches Gerüst ist die Idee eines zyklischen Verlaufs, die auf drei Ebenen vollzogen wird: im menschlichen Leben, von der Geburt bis zum Tod, im Kirchenjahr und im Wandel der Jahreszeiten. Als Herzstück hat das Ensemble den Zyklus „The Passing of the Year“ von Jonathan Dove ausgewählt. Ein rund zwanzigminütiges Werk, das den Jahreslauf mit seinen wechselnden Stimmungen und Naturbildern plastisch ausmalt und durchlebt. Der achtstimmige Vokalsatz wird hier von einem Klavier ergänzt, doch der zauberhafte A-cappella-Klang der Gruppe ist und bleibt die Hauptattraktion der beeindruckenden Aufnahme. Kleine Abzüge in der B-Note gibt’s von mir nur für die einen Tick zu präsente Neigung zum Edel-Kitsch (vor allem im „Pie Jesu“ aus Faurés Requiem mit Summchor-Begleitung) und für die Artikulation der drei deutschsprachigen Texte, in deren Vokalfärbungen ab und an noch eine leise Restfremdheit durchschimmert.
© Stäbler, Marcus / www.fonoforum.de