Letzten Herbst hat das Londoner Trio sein neues Album “The Greatest Love” veröffentlicht. Im exklusiven Gespräch mit Qobuz erzählt die Band ganz offen über ihre künstlerischen Ambitionen und ihren langen Weg als Außenseiter.

Innerhalb von nur zehn Jahren haben London Grammar, bestehend aus Hannah Reid, Dominic “Dot” Major und Dan Rothman, rasant die Karriereleiter erklommen. Ihr raffinierter, schwereloser Pop und Hannahs voluminöse, durchdringende Stimme sind von Anfang an ihr unbestreitbares Markenzeichen und heben die Gruppe klar vom Rest der Popwelt ab. Dafür gab es viel Applaus: Seit ihrem ersten Album If You Wait (2013), das von uns mit einem Qobuzissime ausgezeichnet wurde, haben sie zwei weitere Alben auf Platz 1 der britischen Charts platziert, unzählige Preise gewonnen, Tourneen in immer größeren Konzerthallen gegeben und sogar als Vorband für die britischen Superstars Coldplay gespielt.

London Grammar discuss The Greatest Love, their journey to success, and their future ambitions

Qobuz

Doch schneller Ruhm ist nichts für London Grammar. Wenn sie sich zwischen Langlebigkeit und Bekanntheit entscheiden müssten, würden die drei sofort das Erstere wählen. Denn das eher zurückhaltende Trio steht nicht gern im Rampenlicht – im Gegenteil, es sieht sich selbst eher als “Außenseiter” unter seinen Zeitgenossen. Die drei Bandmitglieder geben zu, dass sie eher ungeschickt im Umgang mit den sozialen Netzwerken sind und auch ihre visuelle Marke eher nicht im Fokus ihres Schaffens steht. Ohne besonderen Entstehungshintergrund oder musikalische Ausbildung ist London Grammar eine Band, die es mit ihren eigenen Waffen zum Pop-Erfolg geschafft hat – zum Beispiel mit Proben, die gerade zwischen zwei Vorlesungen über Kunstgeschichte und Literatur an der Universität von Nottingham Platz fanden, wo die Bandmitglieder sich kennenlernten.

Während Dan und Dot wie ganz natürlich Anerkennung für ihre Kunst in der Szene fanden, gestaltete sich der Einstieg für Hannah Reid etwas schwieriger. Als junge Songwriterin, die lange vor der #MeToo-Bewegung in die Musikbranche gekommen war, eckte sie oft an die subtil vorherrschende Frauenfeindlichkeit dieser Industrie an. In den eigenen Worten der Perfektionistin mit mangelndem Selbstbewusstsein, glich diese Erfahrung einem sehr persönlichen Kreuzzug, über den sie auch offen auf Californian Soil (2021) erzählt.

Mit The Greatest Love, das sich auf die existentielle Notwendigkeit der Selbstliebe konzentriert, zeigt Hannah Reid, dass sie sich ihren hart erkämpften Platz in der Musikbranche mehr als verdient hat. Das Trio, das selten in Interviews zu sehen ist, nahm sich die Zeit, um mit uns über diesen Aufstieg in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen – zwischen einem begeisterten Publikum und einer sich schleppend ändernden Industrie – über das neue Album und ihre zukünftigen Ambitionen zu sprechen und teilt nebenbei die ein oder andere Anekdote aus dem Nähkästchen einer erfolgreichen Popkarriere.

*Deutsche Untertitel können im Video eingestellt werden.

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