Udo Lindenberg
Panik Udo: Der Name passt. Nicht weil Udo Lindenberg von der ängstlichen Art wäre, vielmehr weil er ein Getriebener ist, ein Überzeugungstäter, der seine Kunst lebt. Dem kleinen Udo hat's die Trommel angetan. Bereits mit zwölf Jahren erhält der 1946 im westfälischen Gronau geborene Sohn eines Klemptnermeisters beim norddeutschen Jazz Jamboree einen Preis als bester Dixie Drummer. Nach einer abgebrochenen Kellnerlehre und einem Jazzkurs am Duisburger Konservatorium geht Udo zum ersten Mal mit einer zusammengewürfelten Band auf Tour. Die führt den 17-Jährigen u.a. nach Libyen - als er nach einem Jahr zurück kommt, ist er vom Whiskey ziemlich groggy. Die Mutter und ein Nervenarzt pflegen ihn wieder gesund. Seinen ersten größeren Erfolg feiert Udo Lindenberg 1973 mit seiner dritten Platte "Alles klar auf der Andrea Doria". Danach geht es Schlag auf Schlag. Im Anschluss an die erste Deutschland-Tour mit dem neu gegründeten Panikorchester wird 1974 "Rudi Ratlos" zur Single und "Ball Pompös" zur LP des Jahres gewählt. In den folgenden Jahren verhilft Lindenberg Ulla Meinecke zu einem glänzenden Debut ("Von toten Tigern und nassen Katzen", 1977), geht mit Eric Burdon auf eine von Peter Zadeck inszenierte Tour (1979) und macht erste Gehversuche als Filmproduzent ("Panische Zeiten", 1980). In dieser Zeit schreibt Udo einige der schönsten deutschen Rocksongs. Im selben Jahr nennen bei einer Umfrage 71 Prozent der Bevölkerung Udo Lindenberg den bekanntesten Deutsch-Rock-Interpreten. Höchste Zeit, die riesige Fanschar mal richtig zu schocken. "Keule" gerät 1982 zur optischen wie inhaltlichen Provokation: Ein haariger Cover-Udo, nur mit Leoparden-Schürze bekleidet auf pinkfarbenem Hintergrund. Die Texte emotional direkt, die Musik aggressiv punkig, ironisch schnöselig, zwischen New Wave und Metal: Abgesehen vom letzten Track "Astronaut" reicht kein anderes Album des Hotel Atlantic-Dauergastes an die Bandbreite dieser Platte heran. 1983 darf er im Palast der Republik in Ostberlin auftreten, 1985 bei den Weltfestspielen in der Sowjetunion. Der Lebemann und bekennende Sozi bändelt mit Erich Honecker an, der erste Vorsitzende revanchiert sich 1987 mit einem Besuch bei Udo in Wuppertal für die medienwirksame Schenkung einer Lederjacke. Zur lange geplanten Tournee durch die DDR kommt es aber erst nach dem Fall der Mauer 1989. Auch wenn seine Versuche, mit dem Sozialismus ins Gespräch zu kommen, heute anachronistisch wirken, hat sich Udo Lindenberg doch um die Verständigung zwischen Ost und West verdient gemacht. Deshalb hat er zu Recht das Bundesverdienstkreuz erhalten und darf zum 10-jährigen Jubiläum des Mauerfalls am Brandenburger Tor spielen. Mit dem Musical "Hinterm Horizont", das Anfang 2011 in Berlin Premiere feiert, überspannen Udo und Co-Autor Thomas Brussig ("Sonnenallee") den Bogen allerdings ein wenig. Kritiker bemängeln die flappsige Darstellung der DDR, außerdem entstehe den Eindruck, Udo habe die Mauer quasi allein zum Einsturz gebracht. "Jetzt nimmt er uns das auch noch weg", fasst DDR-Legende Frank Schöbel den Unmut der ehemaligen Ossis zusammen. Zuvor nähert sich Lindenberg mit "Atlantic Affairs" (2003) erstmals in seiner Karriere dem Pop und den seichteren Klängen, auch wenn die sogenannte Rock-Show die Emigration deutscher Künstler der 20er, 30er und 40er Jahre zum Thema hat. Die Spritztour auf dem Dampfer führt Udo auf Konzertreise bis in die USA und nach China. Dass er als Sängerin ausgerechnet die Catterfeld engagiert, nimmt ihm mancher alter Deutschrocker allerdings übel, zumal die beiden Duette mit dem Schlagersternchen auch auf dem ansonsten sehr schönen Jubiläumsalbum "Damenwahl" enthalten sind, das Lindenberg anlässlich seines 60. Geburtstages veröffentlicht. 2006 überrascht ihn die Einladung des jungen Lindenberg-Fans Jan Delay, der ihn für den Song "Im Arsch" seines Albums "Mercedes Dance" engagiert. Nebenher engagiert sich der Westfalener stetig mit verschiedenen Projekten für die dritte Welt und gründet die "Udo Lindenberg-Stiftung". 2008 verleiht er erstmals den "Panik Preis". In Anlehnung an sein Vorbild Hermann Hesse will er jungen Musikern Entwicklungshilfe geben. Dabei geht es in erster Linie darum, Musik zu fördern, die textlich sowohl von ihm, als auch von Hesse beeinflusst wurde. In eigenen Worten: "No Panik - zwischen individuell und lindividuell". "Stark Wie Zwei" (2008) featuret unter der Federführung des Produzenten Andreas Herbig den neuen Freund Jan Delay sowie Annette Humpe (Ich + Ich), Silbermond und den bekennenden Udo-Fan und Imitator Helge Schneider. "Ich freue mich wie ein kleiner Robinson Crusoe, dass ich eine neue Actioninsel erreicht habe", sagt Udo Lindenberg über den überraschenden Erfolg. "Da muss sich der Hut erst einmal wieder an die Höhenluft gewöhnen." All die Jahre über war Udo Lindenberg sich nie zu schade, sein Können, seine Persönlichkeit und seine Gesundheit in die Waagschale zu werfen. Früher mussten vierzig oder mehr Zigarretten täglich schon sein, auf dass die Stimme auch schön rauh bleibe. Berührungsängste mit Hip Hoppern wie dem Freundeskreis hat er nicht, dafür scheut er Sportgeräte. Noch okay: "Schwimmflügelchen". Längst hat er sich einen ganz eigenen, außergewöhnlichen Status in der bundesdeutschen Musikszene erarbeitet. Vielfältigkeit ist ein besonderes Markenzeichen, was seine Kunst angeht, und die sich nicht nur auf die Musik beschränkt: Als Maler genießt er mit seinem selbst erfundenen Stil "Likörell" ebenfalls längst Kultstatus. Neben Achim Reichel zählt Lindenberg zu den produktivsten und lebendigsten Urvätern des deutschen Rock. Und auch da lässt er sich nicht in eine Schublade stecken: Das Jonglieren und Einbringen von Elementen aus Blues, Jazz, Honky Tonk und Boogie sind und bleiben stetige Bereicherung und Ergänzung. Der Udo ist einfach ne Marke.© Laut Mehr lesen
Panik Udo: Der Name passt. Nicht weil Udo Lindenberg von der ängstlichen Art wäre, vielmehr weil er ein Getriebener ist, ein Überzeugungstäter, der seine Kunst lebt.
Dem kleinen Udo hat's die Trommel angetan. Bereits mit zwölf Jahren erhält der 1946 im westfälischen Gronau geborene Sohn eines Klemptnermeisters beim norddeutschen Jazz Jamboree einen Preis als bester Dixie Drummer. Nach einer abgebrochenen Kellnerlehre und einem Jazzkurs am Duisburger Konservatorium geht Udo zum ersten Mal mit einer zusammengewürfelten Band auf Tour. Die führt den 17-Jährigen u.a. nach Libyen - als er nach einem Jahr zurück kommt, ist er vom Whiskey ziemlich groggy. Die Mutter und ein Nervenarzt pflegen ihn wieder gesund.
Seinen ersten größeren Erfolg feiert Udo Lindenberg 1973 mit seiner dritten Platte "Alles klar auf der Andrea Doria". Danach geht es Schlag auf Schlag. Im Anschluss an die erste Deutschland-Tour mit dem neu gegründeten Panikorchester wird 1974 "Rudi Ratlos" zur Single und "Ball Pompös" zur LP des Jahres gewählt. In den folgenden Jahren verhilft Lindenberg Ulla Meinecke zu einem glänzenden Debut ("Von toten Tigern und nassen Katzen", 1977), geht mit Eric Burdon auf eine von Peter Zadeck inszenierte Tour (1979) und macht erste Gehversuche als Filmproduzent ("Panische Zeiten", 1980). In dieser Zeit schreibt Udo einige der schönsten deutschen Rocksongs.
Im selben Jahr nennen bei einer Umfrage 71 Prozent der Bevölkerung Udo Lindenberg den bekanntesten Deutsch-Rock-Interpreten. Höchste Zeit, die riesige Fanschar mal richtig zu schocken. "Keule" gerät 1982 zur optischen wie inhaltlichen Provokation: Ein haariger Cover-Udo, nur mit Leoparden-Schürze bekleidet auf pinkfarbenem Hintergrund. Die Texte emotional direkt, die Musik aggressiv punkig, ironisch schnöselig, zwischen New Wave und Metal: Abgesehen vom letzten Track "Astronaut" reicht kein anderes Album des Hotel Atlantic-Dauergastes an die Bandbreite dieser Platte heran.
1983 darf er im Palast der Republik in Ostberlin auftreten, 1985 bei den Weltfestspielen in der Sowjetunion. Der Lebemann und bekennende Sozi bändelt mit Erich Honecker an, der erste Vorsitzende revanchiert sich 1987 mit einem Besuch bei Udo in Wuppertal für die medienwirksame Schenkung einer Lederjacke. Zur lange geplanten Tournee durch die DDR kommt es aber erst nach dem Fall der Mauer 1989.
Auch wenn seine Versuche, mit dem Sozialismus ins Gespräch zu kommen, heute anachronistisch wirken, hat sich Udo Lindenberg doch um die Verständigung zwischen Ost und West verdient gemacht. Deshalb hat er zu Recht das Bundesverdienstkreuz erhalten und darf zum 10-jährigen Jubiläum des Mauerfalls am Brandenburger Tor spielen.
Mit dem Musical "Hinterm Horizont", das Anfang 2011 in Berlin Premiere feiert, überspannen Udo und Co-Autor Thomas Brussig ("Sonnenallee") den Bogen allerdings ein wenig. Kritiker bemängeln die flappsige Darstellung der DDR, außerdem entstehe den Eindruck, Udo habe die Mauer quasi allein zum Einsturz gebracht. "Jetzt nimmt er uns das auch noch weg", fasst DDR-Legende Frank Schöbel den Unmut der ehemaligen Ossis zusammen.
Zuvor nähert sich Lindenberg mit "Atlantic Affairs" (2003) erstmals in seiner Karriere dem Pop und den seichteren Klängen, auch wenn die sogenannte Rock-Show die Emigration deutscher Künstler der 20er, 30er und 40er Jahre zum Thema hat. Die Spritztour auf dem Dampfer führt Udo auf Konzertreise bis in die USA und nach China.
Dass er als Sängerin ausgerechnet die Catterfeld engagiert, nimmt ihm mancher alter Deutschrocker allerdings übel, zumal die beiden Duette mit dem Schlagersternchen auch auf dem ansonsten sehr schönen Jubiläumsalbum "Damenwahl" enthalten sind, das Lindenberg anlässlich seines 60. Geburtstages veröffentlicht. 2006 überrascht ihn die Einladung des jungen Lindenberg-Fans Jan Delay, der ihn für den Song "Im Arsch" seines Albums "Mercedes Dance" engagiert.
Nebenher engagiert sich der Westfalener stetig mit verschiedenen Projekten für die dritte Welt und gründet die "Udo Lindenberg-Stiftung". 2008 verleiht er erstmals den "Panik Preis". In Anlehnung an sein Vorbild Hermann Hesse will er jungen Musikern Entwicklungshilfe geben. Dabei geht es in erster Linie darum, Musik zu fördern, die textlich sowohl von ihm, als auch von Hesse beeinflusst wurde. In eigenen Worten: "No Panik - zwischen individuell und lindividuell".
"Stark Wie Zwei" (2008) featuret unter der Federführung des Produzenten Andreas Herbig den neuen Freund Jan Delay sowie Annette Humpe (Ich + Ich), Silbermond und den bekennenden Udo-Fan und Imitator Helge Schneider. "Ich freue mich wie ein kleiner Robinson Crusoe, dass ich eine neue Actioninsel erreicht habe", sagt Udo Lindenberg über den überraschenden Erfolg. "Da muss sich der Hut erst einmal wieder an die Höhenluft gewöhnen."
All die Jahre über war Udo Lindenberg sich nie zu schade, sein Können, seine Persönlichkeit und seine Gesundheit in die Waagschale zu werfen. Früher mussten vierzig oder mehr Zigarretten täglich schon sein, auf dass die Stimme auch schön rauh bleibe. Berührungsängste mit Hip Hoppern wie dem Freundeskreis hat er nicht, dafür scheut er Sportgeräte. Noch okay: "Schwimmflügelchen".
Längst hat er sich einen ganz eigenen, außergewöhnlichen Status in der bundesdeutschen Musikszene erarbeitet. Vielfältigkeit ist ein besonderes Markenzeichen, was seine Kunst angeht, und die sich nicht nur auf die Musik beschränkt: Als Maler genießt er mit seinem selbst erfundenen Stil "Likörell" ebenfalls längst Kultstatus. Neben Achim Reichel zählt Lindenberg zu den produktivsten und lebendigsten Urvätern des deutschen Rock. Und auch da lässt er sich nicht in eine Schublade stecken: Das Jonglieren und Einbringen von Elementen aus Blues, Jazz, Honky Tonk und Boogie sind und bleiben stetige Bereicherung und Ergänzung. Der Udo ist einfach ne Marke.
© Laut
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