Nile Rodgers
Ob als Gitarrist, Songwriter oder Produzent - seit Beginn der 1970er Jahre reiht der New Yorker einen Hit an den nächsten, von seiner eigenen Band Chic ("Le Freak") über Madonna ("Like A Virgin", Material Girl") und David Bowie ("Let's Dance") bis hin zu Daft Punk ("Get Lucky"). Ihn auf ein Genre festzunageln ist dabei ebenso schwierig wie seinen Enthusiasmus zu bändigen.
1952 kommt er in der Bronx zur Welt. Seine Mutter ist gerade mal 13, Rodgers wächst in einer schwer heroinsüchtigen, kulturell aber anregenden Umgebung auf. Über die Beatles findet er zur Gitarre, bereits als Teenager spielt er in der Band, die die Musik für die Sesamstraße aufnimmt, und in der des Apollo-Theaters in Harlem, wo er unter anderen Screamin' Jay Hawkins, Aretha Franklin und Ben E. King auf seiner Fender Stratocaster begleitet.
1970 lernt er den Bassisten Bernard Edwards kennen, der ebenfalls für die Sesamstraße spielt. Gemeinsam gründen sie die Begleitcombo Big Apple, die sich 1977 nach diversen Erfolgen in Chic umbenennt. Mit der Disco-Nummer "Le Freak" landen sie 1978 einen enorm erfolgreichen Nummer 1-Hit.
Schon bald verlegt das Duo seine Hauptaktivität aufs Produzieren. Vor allem Rodgers, bei dem fast alles zu Gold wird, was er in die Hand nimmt. Sein renommiertester Kunde ist zunächst David Bowie, bei dem er 1983 für "Let's Dance" an den Reglern sitzt. 1984 produziert er die noch wenig bekannte Madonna, deren Single "Like A Virgin" sich ganze 14 Millionen Mal verkauft. Noch im selben Jahr landen Duran Duran mit Rodgers' Remix von "The Reflex" und dem von ihm produzierten "Wild Boys" zwei ihrer größten Hits.
Die Liste seiner Kunden in den folgenden Jahren liest sich wie ein Who's Who: Mick Jagger, Robert Palmer, Al Jarreau, Rod Stewart, Tina Turner, INXS, Sly & The Family Stone, Aretha Franklin, Robert Plant, so eine Auswahl.
Als wäre er nicht ausgelastet genug, nimmt er auch noch drei Soloalben auf: Adventures In The Land Of The Good Groove (1983), B-Movie Matinee (1985) und Outloud (1987). 1989 reaktivieren Edwards und Rodgers Chic, die sie 1983 auf Eis gelegt hatten. Neben einem neuen Album gehen sie auch wieder erfolgreich auf Tour. Der plötzliche Tod Edwards' nach einem Auftritt der Band in Japan 1996 besiegelt deren zweite Schaffensphase.
Rodgers Schaffensdrang mindert das dramatische Ereignis nicht. Zu seinen späteren Kollabos zählen Grace Jones, The B-52's, Eric Clapton, Debbie Harry (Blondie), Slash, Sting, Jeff Beck, Seal, Joss Stone oder Britney Spears.
Dazu komponiert Rodgers eifrig Soundtracks für Filme und Spiele. Im neuen Jahrtausend stellt er außerdem für Auftritte eine neue Version von Chic zusammen. Am erfolgreichsten bleibt er aber als Produzent, unter anderem für Daft Punks Riesenhit "Get Lucky" (2013).
Seine Autobiographie "Le Freak: An Upside Down Story of Family, Disco, and Destiny" (2011) erhält sehr gute Kritiken und wird selbstredend zum Bestseller. Erfolgreich führt Rodgers auch seinen Kampf gegen Prostatakrebs. Die Behandlung dokumentiert er 2011 auf seinem Blog "Walking on Planet C", 2013 verkündet er über Twitter, dass er genesen sei.
Ein kleiner Versuch, den Tausendsassa in Zahlen zu fassen: Alben und Songs, an denen er mitgewirkt hat, haben sich weit mehr als 100 Millionen Mal verkauft. Ein Grund, kürzer zu treten, ist das natürlich nicht. "Ich wünsche mir, dass es zwei oder drei von mir gäbe, damit ich all das auf die Reihe kriege, was ich noch vorhabe", erklärt Rodgers 2013 in einem Interview.
© Laut
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