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Faye Webster

Atlanta, Georgia, Südosten der USA: Die Metropole hat einen Verein, der absurde Wettbewerbe durchzieht. Donut-Wettessen zum Beispiel: Wer verdrückt die meisten am schnellsten? Es ist der "Atlanta Millionaires Club" von Faye Websters Vater. Das Resultat von zu schnellem Karamell-Kringel-Verzehr ist auf ihrem Cover-Artwork der gleichnamigen Platte zu sehen. Beide Elternteile sind Musikschaffende in der traditionellen Bluegrass-, Folk- und Americana-Musik. Doch als Faye rappender Teenager wird und sogar das College schmeißt, zeigen sie sich tolerant. Die Tochter, nicht mehr ganz Generation Z, noch nicht ganz Millenial, darf sich ausprobieren. Debütalbum mit 16. Auf eigene Faust gepresst, ohne Label. Früher Mitschülerin von Lil Yachty. Gnaden- und grenzenlos im Fusionieren von akustischen mit elektronischen Stilen. Zarte Stimme, riskante, grelle Genre-Fusionen: Mit diesen Attributen umreißt man grob den Werdegang von Faye. In ruhiger Atmosphäre liebt sie es, mit Subtilität und Understatement Stories zu malen. Sie beherzt dabei ihre unausgesprochene Grundregel: 'kein Ton zu laut, und keiner zu viel'. Manchmal hört sie sich auch einfach verschlafen an. Für diesen Effekt sorgt die Kombination aus ihrer unaufgeregten Art zu singen und dem Einsatz einer Pedal Steel Guitar in Kontexten, wo man sie nicht erwartet, R'n'B zum Beispiel. (Eine Pedal Steel schaut optisch ein bisschen aus wie ein Vibraphon, es sind Saiten eingespannt, beim Zupfen ergeben sie einen verwaschenen Ton.) Auf ihrem ersten Album krallt sich Faye jenseits ihrer vielen Eigenkompositionen Springsteens "Dancing In The Dark". Wollte man jemandem Websters Stil mit einem allseits bekannten Song beschreiben, dann am ehesten mit dieser Nummer vom Boss: sehr amerikanisch, in sich ruhend, einen Touch melancholisch, Nashvilles Country genauso zugetan wie dem Ashbury Park und dem Black Music-Heritage der Soulmusik, Hinhör-Storytelling für sensible Gemüter. Nach dem Teenie-Debüt verpflichtet die Indie-Firma Awful Records die Brünette mit der Wuschelmähne fürs zweite Album. So landet Faye für kurze Zeit auf ein und demselben Label mit Playboi Carti und anderen Hip Hop-Leuten, nimmt deren Stallgeruch an und behält ihn auch nach dieser Zeit bei. Gemäß ihrem Jungs-Beuteschema 'Baseball-Spieler oder Rapper soll er sein' wird sie auch mit einem Kollegen der Rap-Zunft ein Paar und zieht mit ihm zusammen. Weniger Sinn für R'n'B und Hip Hop hat traditionell das amerikanische Rolling Stone-Magazin, dem sie allerdings trotzdem ihre Urban Vibez aus dem Lo Fi-Folksoul "Room Temperature" so überzeugend unterjubelt, dass das Altherrenrock-Magazin ein kleines Feature über diesen Song bringt. Das Lied, wiederum mit prägnanter Hawaii-Gitarre, findet sich als Opener auf besagtem "Atlanta Millionaires Club", es ist Fayes erste Platte mit Vertriebskanal nach Deutschland. So wird man auch bei uns auf den beschwingten Sound aufmerksam, der sich mit süßen und verträumt scheinenden Nummern wie "Right Side Of My Neck" durch den Longplayer zieht. Einen Sommer später hat immer noch Barack Obamas Musikgeschmack Leitwolf-Funktion, Jahre nach Ende seiner Amtszeit. Er sortiert Fayes "Better Distractions" in seine ansonsten Hip Hop-lastigen Top 30 des ersten Corona-Jahrgangs ein. Damit taucht sie auf einmal zwischen lauter etablierten Star-Namen auf und wird mit einer großen Followerschaft geteilt. Das zugehörige Album "I Know I'm Funny Haha" schenkt sie sich selber zum 24. Geburtstag. Der Titel bezieht auf ein Abendessen mit ihren Schwestern, die wieder einmal ihren speziellen Humor in einer Randbemerkung würdigten. "Eines meiner liebsten Dinge am Songschreiben ist es, Gedanken aufzugreifen, von denen Leute denken, sie seien nicht der Rede wert, oder die übersehen werden, und die dann hervorzuheben. Ich mag es Sachen zu sagen, die jeder denkt aber niemand sagt", analysiert Faye. Analytisch zu sein ist sowieso ein Markenzeichen der leidenschaftlichen Schachspielerin. Nichtsdestotrotz schreibt sie am liebsten Lieder, die einfach so ohne nachzudenken aus ihr heraus sprudeln. Am Album "I Know I'm Funny Haha" sticht die Gitarren-Übersteuerung im psychedelischen "Cheers" heraus. Die Grundstimmung der Platte ist vom Zusammenwohnen mit ihrem Rapper während der Pandemie geprägt. "Ich bin jetzt in einem so anderen Ort", staunt Webster übers Ausziehen aus dem Elternhaus und führt den "andersartigen Vibe" der Platte auf diesen biographischen Schritt zurück. Obwohl sie mit ihrem Musikfreund zusammen ist, arbeitet sie ihre Annäherungsversuche an eine frühere Flamme im Song "A Dream About A Baseball Player" auf. 2022 bekommt sie die Chance, einige dieser Stücke im Vorprogramm der Haim-Schwestern dem amerikanischen Alternative-Folk-Publikum zu unterbreiten. Im Madison Square Garden in New York tritt sie vor Princess Nokia und die wiederum vor Haim auf, die ihr "Women In Music"-Projekt vorstellen. Dabei kommen die Zuschauer:innen in den Genuss von Fayes Jojo-Akrobatik. Webster hat bereits an der Jojo-Weltmeisterschaft teilgenommen. Gerne nimmt sie Gegenstände in die Hand, während die virtuelle Welt der Social Media offenkundig nicht ihr Ding ist. Stand 2024 lässt sich kein TikTok-Profil finden, auf Twitter/X lassen sich ihre Follower an ein paar Händen abzählen und ihren Facebook-Account füttert sie höchstens einmal im Monat mit einem Post. Lediglich auf Instagram ist sie ein bisschen aktiv. Während sie auf der einen Seite zu einer Spotify-Exklusiv-EP 'ja' sagt, releast sie andererseits auf Kassette. Doch ihre offenkundige Digital-Lustlosigkeit erweist sich nicht als Hindernis. 2024 performt sie ihr Album "Underdressed At The Symphony" beim Szene-Festival Coachella. Ihr Terminkalender 2024 ist weitgehend mit Konzerten zugepflastert. Einzelne Europa-Gigs sind lange im Vorfeld ausverkauft, auch nach Deutschland kommt sie. Mit einem großen Wunsch: "Ich hoffe, die Leute stellen eine Beziehung zu meinen Liedern her, nicht nur dass sie finden 'das ist eine gute Platte', sondern 'das löst bei mir Gefühle aus. Dadurch denke ich anders, hinterfrage Dinge.'" Die Singer/Songwriterin erhofft sich diesen Effekt mit einem schlichten Rezept: "Ehrlichkeit ist die beste Route, die man mit Musik nehmen kann."
© Laut

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