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BLACKPINK

K-Pop fußt nicht unbedingt auf Subtilität. Seit Jahrzehnten prägen exzentrische Pop-Beats, millimeterpräzise Choreographien und seichte Herzschmerz-Lyrics die koreanische Popmusik, wobei zumeist einfach noch mehr Exzess die mangelnde Substanz kompensiert. Dass es eine Band geben soll, die das Genre überwirft, indem sie noch einmal drei Gänge mehr over the top schaltet, klingt hysterisch. Aber man höre auf den Track "Forever Young": "Blackpink is the revolution." Revolution wovon genau, das lässt sich allerdings gar nicht so leicht erklären. Die vier Köpfe starke Girlgroup setzt sich aus den Mitgliedern Lisa, Jennie, Jisoo und Rosé zusammen, die allesamt aus den Talentschmieden des YG Entertainment-Labels stammen. Gute Startvoraussetzungen: Diese Firma brachte schon K-Pop-Stars auf den Markt, die in ihrer schieren Größe sogar bereits Anfang der 2010er Jahre in den Westen überschwappten. Zu nennen sind Big Bang, 2NE1 und Mr. "Gangnam Style" persönlich: Psy. Der Act, mit dem Blackpink allerdings am meisten gemeinsam haben dürften, ist aber ohne Frage 2NE1. Nicht nur lösen sie diese als die erste Girlgroup seit längerer Zeit ab, gewissermaßen liefert die raubeinige, toughe Ästhetik und der schillernde Electro-Pop-Sound von 2NE1 das Fundament für Blackpink. Die stellen sich indes 2016 mit zwei Songs zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vor: "Whistle" und "Boombayah", mehr oder weniger stupide Pop-Banger, schlagen augenblicklich ein. Das Songwriting erscheint gleichzeitig intuitiv und altbekannt, aber dennoch so abwechslungsreich und präzise, dass gerade "Boombayah" mit einem immensen Wiederhörwert auftrumpft. Eine Stärke, die Blackpink 2018 auf ihrem offiziellen Debüt-Projekt weiter ausbauen: "Square Up" liefert vier weitere Tracks und zementiert Blackpink als einen der Fackelträger der K-Pop-Industrie. Die Resultate sprechen für sich: "Ddu-Du-Ddu-Du" (was ein Name!) heimst in der Mitte des Jahres den Titel der meistgeklickten ersten 24 Stunden für ein YouTube-Video ein. Wenige Monate später ist es auch das meistgeklickte Video einer koreanischen Gruppe überhaupt. "Square Up" explodiert kommerziell regelrecht. Blackpink gehen auf internationale Tour und veröffentlichen nebenbei noch mit "Blackpink In Your Area" ein Album für den japanischen Markt. Dazu erscheint mit "Kiss And Make Up" eine Kollabo auf Dua Lipas Debütalbum: eine der ersten originalen Zusammenarbeiten von westlichen Musikern mit einer koreanischen Gruppen. Es haben sich also eine Menge Rekorde unter dem Gürtel dieser Gruppe angesammelt, die dafür noch recht wenig Musik veröffentlicht hat. Die Gründe liegen auf der Hand: Musikalisch ist Blackpink quintessentieller K-Pop, aber perfekt in die Musikszene von 2018 eingepasst. Das fängt damit an, dass ihr Pop-Sound unüblich großen Fokus auf Hip Hop legt und mit Jennie und allen voran Lisa auch Rapperinnen mitbringt, deren immenses Charisma und unleugbare Attitüde alle Kulturbarrieren transzendieren. Dazu kommt etwas, das sich schwerer greifen lässt: Girl Crush. Billboard versuchte Ende 2018, diesen Begriff zu definieren, und endete in einem zehn Seiten langen Text mit dem Fazit, man verstehe es schon, wenn man es sehe. Dabei beschreibt der Begriff lediglich eine sich verändernde Kultur der Darstellung von Frauen im K-Pop, die angefangen mit Girls' Generation oder 2NE1 nun in Blackpink einen neuen Champion gefunden hat. Eine Ermächtigung über konventionelle Rollenbilder, ein Spiel mit dem Male Gaze. 2019 kommt die EP "Kill This Love" in den Handel, in dem vier Songs und Remix darauf enthalten sind. Im darauffolgenden Jahr kollaborieren sie mit Lady Gaga im Deep-House-Song "Sour Candy" auf Gagas Album "Chromatica". 2020 ist auch das Jahr, in dem ihr erstes, richtiges Album erscheint. Auf "The Album" finden sich auch mit Selena Gomez und Cardi B zwei Gastsängerinnen. Während ältere K-Pop-Gruppen mit ihrer zu perfekten, zu gestylten Inszenierung oft in einem Uncanny Valley der Authentizität landen, eignet das Girl Crush-Konzept sich diese Form gänzlich an. Gerade Blackpink brillieren wie zeitgenössische K-Pop-Bands LOONA oder IZ*ONE darin, mit Überzeichnung und Hyper-Ästhetisierung auf die Situation zu reagieren. Gemeinsam mit dem immensen Produktionspool von YG Entertainment sorgt das für das eingangs beschriebene Phänomen, das womöglich ein großer Faktor für ihren Hype darstellt: Blackpink ist nicht die per se die K-Pop-Gruppe, die am meisten over the top ist. Aber sie wirkt wie die, die mit Abstand am meisten Spaß daran hat.
© Laut

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