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Valentin Silvestrov

Valentin Silvestrov ( geb. 1937, Kiew) fand relativ spät, im Alter von 15 Jahren, den Weg zur Musik und war eher ein Autodidakt, obwohl er auch von 1958 bis 1964 am Konservatorium seiner Heimatstadt Komposition und Kontrapunkt studierte. Silvestrov gilt als einer der führenden Vertreter der Kiewer Avantgarde, die um 1960 an die Öffentlichkeit trat und von der konservativen sowjetischen Musikästhetik brutal kritisiert wurde. Seine Musik war in den 1960er und 70er Jahren in Kiew kaum zu hören; wenn es damals überhaupt einige Uraufführungen gab, so fanden sie in russischen Städten oder gar im Westen statt. 1967 wurden die Werke des damals 30-jährigen Komponisten, insbesondere seine Sinfonie Nr. 3, mit dem Koussevitzky Preis ausgezeichnet. 1970 erhielt seine Hymne für sechs Orchestergruppen einen Ehrentitel beim Gaudeamus-Wettbewerb und -Festival in Utrecht. Trotz erfolgreicher Aufführungen im Westen, zu denen der Komponist natürlich nicht ausreisen durfte, fand seine Musik im eigenen Land offiziell keine Resonanz – inoffiziell hingegen sehr, weshalb sie sogar zeitweise verboten war. Nur dank des Enthusiasmus einiger Interpreten wurden seine Werke wenigstens ab und zu gespielt.

Die Situation änderte sich mit Silvestrovs wachsender internationaler Anerkennung. Der amerikanische Pianist und Dirigent Virko Baley organisierte in den Vereinigten Staaten 1985 die Uraufführung von Postludium für Klavier und Orchester und 1988 der Sinfonie für Bariton und Orchester Exegi monumentum, sowie ein Konzert anlässlich Silvestrovs 50. Geburtstag in New York. Danach wurde Silvestrov Visiting Composer beim Almeida Music Festival in London, bei Gidon Kremers Lockenhaus Festival in Österreich und bei verschiedenen Festivals in Dänemark, Finnland und Holland. Später war er Composer in residence in Ungarn, Polen, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und in Deutschland –2017/18 an der Staatskapelle Weimar.

Seit Ende der 1980er Jahre nahm die Zahl der Aufführungen seiner Werke stetig zu, sogar in Russland und der Ukraine. Nach dem Mauerfall und dem Zerfall der Sowjetunion nahm Silvestrov am Moskauer Festival für Neue Musik Alternativa teil, auch bei den in Ekaterinenburg veranstalteten Fünf Abenden mit seiner Musik. 1994 war er beim St. Petersburger Festival Sofia Gubaidulina und Freunde vertreten und ein Jahr später in Moskau bei einer Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt und ihm selber gewidmeten Veranstaltung. Anlässlich seines 60. Geburtstages fand 1998 in Kiew ein Silvestrov-Festival statt. Während der 1990er Jahre war er nicht nur in vielen europäischen Konzertsälen zu hören, sondern auch in Japan und den USA. 1998-99 lebte und arbeitete er in Berlin, wo bedeutende Werke uraufgeführt wurden: Metamusik (1993), Widmung für Violine und Orchester (1993) und Sinfonie Nr. 6 (2002). Zu Silvestrovs 80. Geburtstag in 2017 finden in Nordamerika, Europa, Russland, der Ukraine und Japan zahlreiche Konzerte statt: Gidon Kremer spielt Widmung, Vladimir Jurowski dirigiert die 3. Sinfonie, Roman Kofman die 5. und 7. Sinfonie, John Storgårds die 8. Sinfonie; in Weimar wird im Januar 2018 das Violinkonzert (2016) uraufgeführt. Namhafte Pianisten, Kammermusiker und Chöre sowie eine Konferenz in Moskau schließen sich dem Reigen der Jubiläumsfeierlichkeiten an.

Sowohl in seiner frühen avantgardistischen Schaffensperiode als auch nach seiner stilistischen Kehrtwende in den 70er Jahren hat Silvestrov seine Eigenständigkeit bewahrt. In den letzten Jahrzehnten verzichtete er auf die konventionellen Kompositionstechniken der Avantgarde und fand zu einem mit dem westlichen Postmodernismus vergleichbaren Stil, den er Meta-Musik bzw. metaphorische Musik nennt.

Sein späteres Œuvre weist eine Affinität zum Fin-de-siècle auf, insbesondere zu Gustav Mahler, mit dem Silvestrov oftmals verglichen wird. Für Silvestrov ist die Melodie eine wesentliche Voraussetzung für das Überleben von Musik – eine Ansicht, die ungeachtet seiner jeweiligen Schaffensperiode die lyrische Basis seiner Kunst unterstreicht. Dass er die Melodie in einem umfassenderen Sinn betrachtet, zeigt sich in Silvestrovs Vokalmusik, die eine besondere Rolle in seinem Schaffen spielt. Silvestrov hat zwei große und viele kleinere Liederzyklen nebst einzelnen Vokalstücken und Kantaten, meist auf Texte klassischer Dichter, komponiert.

Seit 2001/02 beschäftigt sich Silvestrov erneut mit kleinen Formen und "reinen" Melodien. Es entstanden zahllose Zyklen ("Familien", "Kolonien") für verschiedene, kleine Besetzungen (allein über 260 Zyklen für Klavier): Walzer, Wiegenlieder, Postludien, Nocturnes, Barkarolen, Pastoralen, Serenaden. Die kurzen Stücke bezeichnet Silvestrov als "Bagatellen", in denen er den "melodischen Augenblick" festhalten möchte. Seit 2005 widmete sich Silvestrov nach längerer Pause auch wieder vermehrt der Chormusik, insbesondere der geistlichen, die jedoch nicht für den Gebrauch im Gottesdienst bestimmt ist. Während der politischen Unruhen in der Ukraine hat Silvestrov mit "musikalischen Mitteln" für sein Land gekämpft und zahlreiche Chöre, Majdan-Hymnen und “Gebete für die Ukraine” komponiert.

Diskografie

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