Trios Live

Albumbeschreibung

Das pure Trio aus Saxofon, Bass und Schlagzeug gilt immer noch als Königsdisziplin. Nur hier kann der Bläser zeigen, ob
er über genügend erzählerische Qualitäten verfügt, um die Hörer mit nichts als seinen Melodiebögen zusammenzuhalten. Natürlich liefern Bassisten vom Schlage eines Matt Penman oder Reuben Rogers, die sich hier die Bassbegleitung teilen, das Ihre: Sie stützen Joshua Redman nicht nur, sondern gehen Wege, die den Saxofonisten im besten Sinne kontrapunktisch herausfordern. Und Redman entfacht mit ihnen und dem exzellenten Drummer Gregory Hutchinson ein Feuer, das vom Publikum dieser Live-Aufnahme jederzeit gespiegelt wird.
Zwei Clubs hat sich Joshua Redman für die Mitschnitte ausgesucht, das „Blues Alley“ in Washington und das New Yorker „Jazz Standard“. Allein drei Songs aus eigener Feder stehen auf dem Programm. Mit dabei auch das unsterbliche
„Trinkle, Tinkle“ von Thelonious Monk, der schöne Evergreen „Never Let Me Go“, aber auch die „Die Moritat von Mackie Messer“ aus der „Dreigroschenoper“. Gerade sie wird von Redman auf dem Tenor in Einzelteile zerlegt, während die Rhythmussektion ein Trommelfeuer entfacht. Dabei hebt Redman am Anfang im Sinne des Themas wie ein Ständchen an, bevor er im Trio die Post abgehen lässt. Das ist feinste Trioarbeit.
„Dieses Album“, schreibt Redman in den Liner Notes, „ist all jenen gewidmet, die überall auf der Welt, gleich welchen Alters, welcher Identität, welcher Zugehörigkeit oder Überzeugung, zu jeder Tages- oder Nachtzeit aufbrechen, um Jazz live zu hören“. Hier liegt für Redman der Reiz eines Mitschnitts, in dieser Zeugenschaft der Live-Zuhörer. Und erinnert so daran, dass das Glück des Jazz im interaktiven Augenblick liegt.

© Urbach, Tilman / www.fonoforum.de