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Über drei Jahre seit "/\/\ /\ Y /\" bieten genug Zeit, um ordentlich rote Heringe auszulegen. Das vierte Album sei "a bit emo in places", gab M.I.A. neulich zu Protokoll. Außerdem habe sie zwischendurch nicht mehr gewusst, für wen oder was sie Musik machen sollte.
Zu allem Überfluss verschob sich das Releasedatum um circa ein Jahr. Denn Interscope, die neue Plattenfirma sowie Universal-Sublabel in den USA, war besorgt um die musikalische Richtung. "Der Vorwurf lautete ungefähr so: 'Wir haben dich gerade als Staatsfeind Nr.1 aufgebaut. Jetzt bringst du auf einmal all diese positiven Inhalte und Sounds'", erzählte M.I.A.
Aber wie zu erwarten war: In Gegenwart der hinduistischen Musikgöttin "Matangi" heften wir sämtliche Vorgeschichten zu den Promo-Akten. Weder hat sich Maya Arulpragasam dem Emo verschrieben noch dauerhaft die Orientierung verloren.
Vielmehr unterstreicht die Britin mit tamilischen Wurzeln erneut ihren Anspruch, jenen religiösen, sozialen und weltanschaulichen Gruppen eine Stimme zu geben, die in der westlichen Medienwelt sonst wenig Gehör finden. Musikalisch schöpft sie auf ihrer umfangreichsten Platte vor allem aus der eigenen Vergangenheit.
Die 15 Tracks zwischen Bhangra, Dancehall, Hip Hop, Dub und Dubstep zeigen sich nicht nur produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit. Sie deklinieren das ohnehin reiche Sound-Œuvre durch, das M.I.A. zusammen mit Diplo und Switch (Major Lazer) über Jahre geschaffen hat. Die Sitar, Arab-Techno, Jungle-Einflüsse und Omar Souleyman-Psychedelica demonstrieren dabei eine transkulturelle Solidarität.
Inhaltlich solidarisch erklärt sie sich hingegen etwa mit in Zelten lebenden Flüchtlingen in "aTENTion", das in Kooperation mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange entstand. Die zynische Kritik an der Unterdrückung von Frauen in vielen Ländern des Nahen Ostens kennen wir wiederum schon aus 2012. Das ändert aber nichts an der Tagesaktualität von "Bad Girls".
Stichwort aktuell: Wie treffsicher Maya Arulpragasam bei der Themenwahl ist, beweist auch der Rückblick auf "The Message" in 2010. "Handbone connects to the internet / Connected to the Google / Connected to the government" lautete Jahre vor dem jetzigen NSA-Überwachungsskandal ihre vermeintlich paranoide Warnung.
Vergleichbar pointiert referiert M.I.A. in "Bring The Noize" jetzt auf das Zeitgeschehen. "Cause it's not me and you / It's the fucking banks" heißt es hier, während die Zeile "Ex-convicts and diplomats" vermutlich auf den srilankanischen UN-Botschafter verweist – ein General, der mehrerer Kriegsverbrechen beschuldigt wird. Neben Public Enemy bringen die rohen Aggro-Rapsalven auch noch ein Janis Joplin-Zitat sowie die Feststellung unter, dass Orient und Okzident kulturellen Boden teilen: "We like fucking carpets, you fucking brooms".
Andernorts adressiert der "Boom Skit" Post-Superbowl-Chauvinismen ("Let you into Super Bowl / You tried to steal Madonna's crown") oder "Matangi" stilistische Nachahmer ohne Inhalte. Das von Drake kultivierte Motto Y.O.L.O. wird in "Y.A.L.A." verhandelt. M.I.A. unterstreicht die nicht-christliche Perspektive auf Tod und Wiedergeburt, wenn sie die Rolle des Karmas im Hinduismus und Buddhismus betont: "If you only live once / Why we keep doing the same shit?"
Spannend klingt es auch, wie sich "Warriors" aus Om-Mantra, komprimierten Snaredrums und synkopierten Bässen zusammenpuzzelt. "Know It Ain't Right" kokettiert mit Based-Sound, derweil das hervorragende Anti-Konsumismus-Stück "Exodus" auf The Weeknds "Lonely Star" basiert. Warum es als "Sexodus" am Albumende in fast identischer Version aufersteht, erschließt sich jedoch nicht.
Ebenso wie die fast einstündige Tracklist. M.I.A. hätte besser daran getan, auf eher blutarme Momente wie "Lights" oder das erst luftig-leichte, dann penetrant verzerrte "Come Walk With Me" zu verzichten. Auch die Auflistung von Reimen in "aTENTion" geht kaum als essenziell durch.
"Matangi" soll jedoch das letzte kommerzielle M.I.A.-Werk sein. Damit wird Arulpragasams Bedürfnis verständlich, noch einmal ihre gesamte Bandbreite zu demonstrieren. Das gelingt zweifelsohne. Darüber hinaus bleibt sie mit einem Soundclash zwischen West und Ost und einer Agenda zwischen Reappropriation und Emanzipation weiter einzigartig im Popbetrieb.
© Laut
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Dave Taylor, ComposerLyricist - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Martin "Doc" McKinney, Producer, ComposerLyricist - Sugu Arulpragasam, Producer, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
Dave Taylor, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
Dave Taylor, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Surkin, Producer, Additional Producer - Maya Arulpragasam, Producer, ComposerLyricist - Kyle Edwards, ComposerLyricist - So Japan, Producer, Additional Producer
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Hit-Boy, Producer, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
Dave Taylor, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
Dave Taylor, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M. MCKINNEY, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - The Weeknd, FeaturedArtist - C. Montagnese, ComposerLyricist - Abel Tesfaye, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M. Araica, ComposerLyricist - Danja, Producer - Floyd Nathaniel Hills, ComposerLyricist - M.I.A., MainArtist, ComposerLyricist
℗ 2012 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Hit-Boy, Producer, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Martin "Doc" McKinney, ComposerLyricist - Partysquad, Producer
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Partysquad, Producer
℗ 2013 Maya Arulpragasam
David Taylor, ComposerLyricist - Switch, Producer - M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Benoit Heitz, Producer, ComposerLyricist - Hugues Rey, ComposerLyricist - Jean-Baptiste De Laubier, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Sugu Arulpragasam, Producer, ComposerLyricist - Rosalee Pfeffer, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Martin "Doc" McKinney, Producer, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
M.I.A., MainArtist - Maya Arulpragasam, ComposerLyricist - Martin "Doc" McKinney, ComposerLyricist - The Weeknd, FeaturedArtist, ComposerLyricist
℗ 2013 Maya Arulpragasam
Albumbeschreibung
Über drei Jahre seit "/\/\ /\ Y /\" bieten genug Zeit, um ordentlich rote Heringe auszulegen. Das vierte Album sei "a bit emo in places", gab M.I.A. neulich zu Protokoll. Außerdem habe sie zwischendurch nicht mehr gewusst, für wen oder was sie Musik machen sollte.
Zu allem Überfluss verschob sich das Releasedatum um circa ein Jahr. Denn Interscope, die neue Plattenfirma sowie Universal-Sublabel in den USA, war besorgt um die musikalische Richtung. "Der Vorwurf lautete ungefähr so: 'Wir haben dich gerade als Staatsfeind Nr.1 aufgebaut. Jetzt bringst du auf einmal all diese positiven Inhalte und Sounds'", erzählte M.I.A.
Aber wie zu erwarten war: In Gegenwart der hinduistischen Musikgöttin "Matangi" heften wir sämtliche Vorgeschichten zu den Promo-Akten. Weder hat sich Maya Arulpragasam dem Emo verschrieben noch dauerhaft die Orientierung verloren.
Vielmehr unterstreicht die Britin mit tamilischen Wurzeln erneut ihren Anspruch, jenen religiösen, sozialen und weltanschaulichen Gruppen eine Stimme zu geben, die in der westlichen Medienwelt sonst wenig Gehör finden. Musikalisch schöpft sie auf ihrer umfangreichsten Platte vor allem aus der eigenen Vergangenheit.
Die 15 Tracks zwischen Bhangra, Dancehall, Hip Hop, Dub und Dubstep zeigen sich nicht nur produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit. Sie deklinieren das ohnehin reiche Sound-Œuvre durch, das M.I.A. zusammen mit Diplo und Switch (Major Lazer) über Jahre geschaffen hat. Die Sitar, Arab-Techno, Jungle-Einflüsse und Omar Souleyman-Psychedelica demonstrieren dabei eine transkulturelle Solidarität.
Inhaltlich solidarisch erklärt sie sich hingegen etwa mit in Zelten lebenden Flüchtlingen in "aTENTion", das in Kooperation mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange entstand. Die zynische Kritik an der Unterdrückung von Frauen in vielen Ländern des Nahen Ostens kennen wir wiederum schon aus 2012. Das ändert aber nichts an der Tagesaktualität von "Bad Girls".
Stichwort aktuell: Wie treffsicher Maya Arulpragasam bei der Themenwahl ist, beweist auch der Rückblick auf "The Message" in 2010. "Handbone connects to the internet / Connected to the Google / Connected to the government" lautete Jahre vor dem jetzigen NSA-Überwachungsskandal ihre vermeintlich paranoide Warnung.
Vergleichbar pointiert referiert M.I.A. in "Bring The Noize" jetzt auf das Zeitgeschehen. "Cause it's not me and you / It's the fucking banks" heißt es hier, während die Zeile "Ex-convicts and diplomats" vermutlich auf den srilankanischen UN-Botschafter verweist – ein General, der mehrerer Kriegsverbrechen beschuldigt wird. Neben Public Enemy bringen die rohen Aggro-Rapsalven auch noch ein Janis Joplin-Zitat sowie die Feststellung unter, dass Orient und Okzident kulturellen Boden teilen: "We like fucking carpets, you fucking brooms".
Andernorts adressiert der "Boom Skit" Post-Superbowl-Chauvinismen ("Let you into Super Bowl / You tried to steal Madonna's crown") oder "Matangi" stilistische Nachahmer ohne Inhalte. Das von Drake kultivierte Motto Y.O.L.O. wird in "Y.A.L.A." verhandelt. M.I.A. unterstreicht die nicht-christliche Perspektive auf Tod und Wiedergeburt, wenn sie die Rolle des Karmas im Hinduismus und Buddhismus betont: "If you only live once / Why we keep doing the same shit?"
Spannend klingt es auch, wie sich "Warriors" aus Om-Mantra, komprimierten Snaredrums und synkopierten Bässen zusammenpuzzelt. "Know It Ain't Right" kokettiert mit Based-Sound, derweil das hervorragende Anti-Konsumismus-Stück "Exodus" auf The Weeknds "Lonely Star" basiert. Warum es als "Sexodus" am Albumende in fast identischer Version aufersteht, erschließt sich jedoch nicht.
Ebenso wie die fast einstündige Tracklist. M.I.A. hätte besser daran getan, auf eher blutarme Momente wie "Lights" oder das erst luftig-leichte, dann penetrant verzerrte "Come Walk With Me" zu verzichten. Auch die Auflistung von Reimen in "aTENTion" geht kaum als essenziell durch.
"Matangi" soll jedoch das letzte kommerzielle M.I.A.-Werk sein. Damit wird Arulpragasams Bedürfnis verständlich, noch einmal ihre gesamte Bandbreite zu demonstrieren. Das gelingt zweifelsohne. Darüber hinaus bleibt sie mit einem Soundclash zwischen West und Ost und einer Agenda zwischen Reappropriation und Emanzipation weiter einzigartig im Popbetrieb.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 15 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:57:14
- Künstler: M.I.A.
- Komponist: Various Composers
- Label: Interscope
- Genre: Electronic
© 2013 Maya Arulpragasam ℗ 2013 Maya Arulpragasam
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