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Akira Ifukube

"Im Gegensatz zu amerikanischen Filmmusikkomponisten haben japanische drei oder vier Tage Zeit, um die Musik für einen Film zu schreiben", beschreibt Akira Ifukube die erschwerten Arbeitsbedingungen im Land der Kirschblüten 1992, "Aus diesem Grund war ich beim Schreiben einer Partitur fast immer sehr frustriert." Trotz aller Bitterkeit wirkt der "Godzilla"-Komponist ab Mitte der 1950er Jahre an insgesamt 250 Filmen mit, was ihm in seiner Heimat Japan einen vergleichbaren Ruf verschafft, wie ihn John Williams oder Bernard Herrmann in der westlichen Welt genießen. Akira Ifukube entstammte einer Familie von Shintopriestern. Im Mai 1914 wird er in Kushiro-shi auf der Insel Hokkaido geboren. Seine Kindheit ist vom indigenen Volk der Ainu geprägt, die ihre Musik auf eigenen Instrumenten wie der Tonkori oder der Mukkuri spielen."Dadurch habe ich mich sehr von den anderen Musikstudenten unterschieden, die mit europäischen Stücken aufgewachsen waren", berichtet er später, "Man hatte ihnen beigebracht, dass das Komponieren sehr schwierig sei, aber mir erschien es aufgrund der Freiheit, die der Improvisationsstil der Ainu zulässt, relativ einfach." Mit vierzehn Jahren hört er eine Radioaufführung von Igor Strawinskys Ballettmusik "Le Sacre Du Printemps", was ihn dazu animiert, sich der Musik zu widmen. Er erlernt autodidaktisch das Violinspiel und komponiert neben seinem Studium der Forstwirtschaft. 1935 nimmt er an einem internationalen Wettbewerb für Komponisten teil. Die Jury aus renommierten Musikern entscheidet sich einstimmig für Ifukubes Orchesterwerk "Japanese Rhapsody", das in den folgenden Jahren auch in Europa aufgeführt wird. Er selbst beginnt, zusätzlich moderne westliche Komposition zu studieren. Nach Abschluss beider Studiengänge arbeitet er vorerst als Förster, bis er als Soldat der Kaiserlich Japanischen Armee in den Zweiten Weltkrieg zieht. Während seines Einsatzes betreibt er Studien mit Holz, unter anderem mit Röntgenaufnahmen, bei denen er ungeschützt einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt ist. Schwer erkrankt liegt Ifukube im Krankenhaus, als der japanische Kaiser die bedingungslose Kapitulation erklärt. Er erholt sich von der Strahlenkrankheit, muss seine Förstertätigkeit jedoch aufgeben. Stattdessen beginnt er, unmittelbar nach dem Kriegsende bis 1953 als Dozent an der Nihon University College of Art zu arbeiten. Nebenbei entstehen seine ersten Filmmusiken für "Snow Trail" (1947) nach einem Drehbuch von Akira Kurosawa, "The Quiet Duel" (1949) unter der Regie desselbigen oder "Die Sage von Anatahan" (1953) des gebürtigen Wieners Josef von Sternberg. Vor allem für Produktionen der Toho-Studios verbindet Ifukube westliche Musik mit fernöstlichen Elementen. 1954 gelingt ihm mit "Godzilla" der Durchbruch. Die Allegorie auf das japanische Trauma nach den Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki begründet das Kaiju-Genre und erzeugt internationale Aufmerksamkeit. Ifukube avanciert zum Stammkomponisten für Werke über Riesenmonster. Er begleitet den ersten Auftritt des geflügelten Rodan in "Die fliegenden Monster von Osaka" (1956), das Monster-Mashup "Die Rückkehr des King Kong" (1962), das an Jules Verne angelehnte "U 2000 - Tauchfahrt des Grauens" (1963) und das Gummiungeheuer-Get-together "Monster des Grauens greifen an" (1970). Mit "Die Brut des Teufels" (1975) steuert der Komponist seinen letzten Godzilla-Score bei. Drei Jahre später beendet er für sich das Kapitel Filmmusik mit der Literaturverfilmung "Ogin-sama". Statt eigene Werke zu komponieren, lehrt der Japaner als Professor am Tokyo College of Music, das er später auch als Präsident leitet. Mit "Orchestration" veröffentlicht Ifukube ein 1000 Seiten umfassendes Buch über Musiktheorie. In den 1980ern erfährt er in seiner Heimat Anerkennung in Form des Verdienstordens am purpurnen Band und des Ordens des Heiligen Schatzes 3. Klasse. Zur Wiederaufnahme der Godzilla-Filme hält er dagegen kritische Distanz. Die Musik seines Kollegen Koichi Sugiyama zu "Godzilla, der Urgigant" (1989) befindet er recht offen als "einfach lächerlich. Akira Ifukube stört sich vor allem daran, dass die Toho-Studios auf Pop-Musik getrimmte Variationen seiner Kompositionen in ihre Filme einbaut. Seine Tochter drängt ihn schließlich zur Rückkehr zum Franchise, um zumindest die künstlerische Kontrolle zu behalten. Mit "Godzilla - Duell der Megasaurier" (1991), "Godzilla - Kampf der Sauriermutanten" (1992) und "Godzilla gegen Mechagodzilla II" (1993) begleitet er die sogenannte Heisei-Reihe der Filme. "Godzilla gegen SpaceGodzilla" lehnt er hingegen ab, da zusätzlich Rap-Musik integriert werden soll. "Das ist nicht meine Welt", erklärt er lapidar. 1995 trägt er die verstrahlte Riesenechse in "Godzilla gegen Destoroyah" zu Grabe. Ifukube begibt sich endgültig in den Ruhestand. Anfang 2006 stirbt er an Multiorganversagen in Tokio und wird in Tottori beerdigt. Seine Musik bleibt der Nachwelt erhalten. Rapper wie Big Sean, Joell Ortiz oder Pharoahe Monch samplen seine Kompositionen, der Found-Footage-Film "Cloverfield" (2008) zollt ihm musikalisch Tribut und selbst durch die Hollywood-Adaption der nimmermüden Bestie "Godzilla II: King of the Monsters" (2019) hallt noch immer die dramatische Originalmusik von Akira Ifukube.
© Laut

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