Circuit Rider

Albumbeschreibung

Es gehört zu den schönen Utopien, dass sich durch musikalische Ereignisse die Ungereimtheiten auf unserem Planeten verändern lassen. Solche Überzeugung schwingt in jedem Ton mit, den Ron Miles auf seinem Kornett zelebriert. Für seine bevorzugte Technik, mit tiefen Tönen exquisite Motive zu gestalten, eignet sich dieses Instrument besonders gut. Mit seinen Einsätzen veredelte Miles zahlreiche Platten bekannter Jazz- und Bluesmusiker.
Aufnahmen unter eigenem Namen sind eher dünn gesät. Das kann auch daran liegen, dass er in Denver einen Lehrauftrag ausübt. Als er den Gitarristen Bill Frisell kennenlernte, fand er einen musikalischen Seelenverwandten. Seit den 90er-Jahren machen die beiden auf diversen Projekten gemeinsame Sache. Bereits auf dem vorangegangenen, in gleicher Besetzung eingespielten Album „Quiver“ konnte man die gruppendynamische Übereinstimmung des Trios bewundern, die jetzt auf „Circuit Rider“ noch eine zusätzliche Dimension erhält. Erneut gestaltet Ron Miles seine Improvisation mit dem nicht versiegenden Erzählfluss eines phantasievollen Romanciers oder aber auch – wie in „The Flesh Is Weak“ – mit der missionarischen Inbrunst eines Predigers, dessen Botschaft mit der heilsamen Kraft eines Gospels unterstützt wird. Bis zum Ende des Stücks, in dem Bill Frisells Gitarren-Motive die Breaks des Drummers Brian Blade kontrastieren, ist man von der Dramaturgie des Geschehens gebannt.
Außer derart starken Eigenkompositionen hat Ron Miles sorgfältig ausgewählte Themen berühmter Jazzmusiker im Repertoire wie „Reincarnation Of A Love Bird“ von Charles Mingus und eine faszinierende Version von Jimmy Giuffres „Two Kinds Of The Blues“.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de