Cavazzoni: Complete Works – Italian Ricercars

Glen Wilson

Erschienen am 13.10.17 bei Naxos
Künstler: Glen Wilson
Genre: Klassik

Digitales Booklet

Verfügbar in

16-Bit/44.1 kHz Stereo

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Nur neun Kompositionen des aus Bologna stammenden Sängers und Tastenvirtuosen Marco Antonio Cavazzoni sind überliefert, acht davon in einem venezianischen Prachtdruck von 1523. Ein Markstein ist dieser als einer der frühesten Drucke von Tastenmusik überhaupt. Er umreißt, was die Kunst eines Tastenspielers damals ausmachte: das Präsentieren des eigenen Könnens, teils anhand vertrauter und anerkannter Meisterwerke, teils in der Zentralgattung des Ricercars, in der Virtuosität und kompositorische Kunstfertigkeit ins Gleichgewicht zu bringen waren. Gilt Cavazzoni bislang als Erzvater der italienischen Orgelkunst, so setzt sich der Cembalist und Musikforscher Glen Wilson nachdrücklich dafür ein, dass es sich um Musik für das damals noch junge Cembalo handelte, um Werke eines Hof-, weniger eines Kirchenmusikers. Das Programm der Aufnahme soll das demonstrieren: Wilson stellt der Musik Cavazzonis andere Tastenwerke seiner Zeit gegenüber, und der Vergleich einerseits mit der reichen Polyfonie eines Adrian Willaert und der schlichteren Toccatenkunst Claudio Merulos lässt die vermittelnde Bedeutung Cavazzonis aufleuchten. Es lohnt sich, die Aufnahme unter den Aspekten zu hören, die Wilsons ausführlicher, leider einsprachig englischer Booklet-Text aufzeigt. Ebenso differenziert wie leidenschaftlich erklärt er darin, woher Cavazzonis Kunst kam und wohin sie führen sollte. Als Spieler verfügt Wilson wohl über virtuose Spielfantasie – wie etwa sein improvisierter Eingang zu Cavazzonis „Recercada“ belegt –, stellt aber häufig rhythmische Prägnanz über spielerische Eleganz; zugute kommt das besonders den Chanson-Bearbeitungen. Hörenswert ist auch sein ungenanntes Instrument: warm, ausgewogen brillant und besonders in der Höhe von berückender Schönheit. Damit öffnet Glen Wilson nicht bloß einen instruktiven Einblick in die Frühzeit der Tastenkunst, sondern vermittelt auch ihren sinnlichen Reiz.
© Sprondel, Friedrich / www.fonoforum.de

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