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Stax

Die ganzen sechziger Jahre hindurch hat das Label Stax aus Memphis die größten, vom Gospel inspirierten Soulstimmen hervorgebracht. Stax bietet vor allem einen einzigartigen Sound und dieser steht im totalen Gegensatz zu dem Sound des Labels Motown.Während Berry Gordy, Gründer von Motown, dem traditionellen Rhythm'n'Blues ein wenig Pop einhauchte, verankerte Stax seine Semantik erst recht im Rhythm & Blues, im Blues, im Gospel, ja sogar in der Country Music. Diese beiden Säulen repräsentierten zu dieser Zeit die Idee einer Familie.

Man sollte sich aber nicht irreführen lassen, ohne Hintergedanken durfte nur Stax diese Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen. Motown kontrolliert die Karriere seiner Künstler auf Schritt und Tritt. Stax hingegen spornt seinen Nachwuchs dazu an, sich ziemlich frei auszudrücken, wenn auch in einem vordefinierten Rahmen. In Detroit herrscht der Overdub, in Memphis ist die kollektive Einspielung die Regel! Während die Platten bei Motown zum Großteil am Mischpult entstehen, werden sie bei Stax direkt mit dem eingespielten Stück gemacht. Und wenn auch in der Endrechnung Motown allen weit voraus den Sieg davonträgt (Stax erreicht nie derartige Gewinnanteile), so ist es der vom Label in Memphis geschaffene Sound, der auf den zukünftigen Funk einen unvergleichlichen Einfluss ausüben wird. Sehr merkwürdig ist es auch, dass Berry Gordy mit den reihenweise vergoldeten Temptations (zu Norman Whitfields Zeiten), Commodores, Jacksons und Undisputed Truth mehr einkassiert als (die beiden Stax-Gründer) Jim Stewart und Estelle Axton mit Isaac Hayes, den Emotions und den Dramatics. Stax steigt 1976 aus dem Rennen; Motown ist immer noch dabei…

 

Stax wird im Jahre 1957 in Memphis unter dem Namen Satellite Records von Jim Stewart und seiner Schwester Estelle Axton gegründet (für den Begriff Stax zogen sie die ersten zwei Buchstaben ihrer jeweiligen Nachnamen zusammen) und stellt bis Ende der 1960er den Höhepunkt der Soul Music dar. Der Katalog enthält Namen wie etwa Rufus und Carla Thomas, Sam & Dave, Booker T & The MG’s, William Bell, Albert King, Eddie Floyd, die Staple Singers und vor allem einen gewissen Otis Redding…Das Label ist dermaßen einflussreich, dass Atlantic Records, das sich auf künstlerischer Ebene in den Händen des genialen Produzenten Jerry Wexler befindet, New York verlässt und regelmäßig zwischen Memphis und Muscle Shoals hin- und herpendelt. Ein erster Elektroschock erschüttert Stax/Volt-Atlantic am 10. Dezember 1967, als Otis Redding und die meisten seiner Musiker bei einem Flugzeugunglück ums Leben kommen. Mit der Ermordung Martin Luther Kings im darauffolgenden Jahr ist das Label, dessen Identität bereits den Bach hinuntergeht, wie vor den Kopf gestoßen.

Der Aufstieg von Al Bell, rechte Hand von Jim Stewart in zweifacher Hinsicht, war einschneidend. Er ist der Jesse Jackson in einem Geschäft, für das die Weißen die Schlüssel besitzen. Seine sozusagen als professionell angepriesenen Methoden sterilisieren diesen so einzigartigen Stax-Sound. Wie es eine der wichtigsten Persönlichkeiten in Memphis, der Produzent und Pianist Jim Dickinson formuliert, ist Bell für Stax der Anfang vom Ende. In seinem Buch Sweet Soul Music erklärt er dies ziemlich direkt bei einem Gespräch mit dem Schriftsteller und Musikwissenschaftler Peter Guralnick. „Der Tag, an dem Stax sich von kaputten Ausrüstungen, Proleten und Dummköpfen trennte, da war das Ende nicht mehr weit!“.

Angesichts der immer größeren Erfolge von James Brown und Sly Stone weiß Stax nicht, wie es sein Vermögen verwalten und zugleich der schwarzen Community, vor allem ihrer Jugend gegenüber nahebleiben soll. Otis‘ Bassist James Alexander, der von Glück reden kann, am 10. Dezember das Flugzeug verpasst zu haben, stellt die Bar-Kays wieder auf die Beine - Rhythm & Blues Band im Bann eines leicht psychedelischen Black Rock, aus dem auch ein bisschen Jimmy Hendrix herauszuhören ist (ihr Album aus dem Jahre 1971 heißt übrigens Black Rock). Aber James Browns Transformation beeinflusst kaum diesen anbaggernden Soul, der sich immer den aktuellsten Hits anpasst (Beatles, Sly Stone, Curtis Mayfield…). Die Bar-Kays werden nur dadurch eindeutig funky, indem sie die Meister des Fachs kopieren. Zuerst Sly Stone, dann P-Funk, Earth, und schließlich Earth, Wind & Fire. Das hatte immer Erfolg, war aber nie wegweisend.

Was Booker T und seine MG’s betrifft, sie geben sich damit zufrieden, ihr Rezept mit den Green Onions immer wieder neu aufzutischen (es stammt immerhin aus dem Jahre 1962…), ohne gelungene Neuerung Anfang der 1970er. Unter den Alteingesessenen des Labels ist Rufus Thomas der Einzige, der es schafft, auf den fahrenden funkyartigen Zug nite train aufzuspringen. Aber die Karten sind abgenutzt: also lädt dieser ehemalige DJ seine Worte mit Sprengstoff und macht einen Sprung zu Sun Records, wo er an R&B Hits (Walking The Dog) herumbastelt und mit Do The Funky Chicken herumalbert: dabei ist er 52 Jahre alt! Thomas ist aber in erster Linie ein außergewöhnlicher Entertainer, der von seinem traditionellen R&B nie loskommen sollte. Kurz gesagt also, nichts besonders Aufregendes für diejenigen, die sich alltäglich im Ghetto durchschlagen müssen. Al Bell gelingt aber dennoch ein Meisterstück: er organisiert ein Festival, das Woodstock-Ausmaße annimmt. Im August 1972 bringt Wattstax im Los Angeles Coliseum sowohl Reverend Jesse Jackson, die Bar-Kays, Albert King, Rufus Thomas, die Staple Singers als auch…Isaac Hayes auf die Bühne! Der eigentliche Wandel von Stax findet aber anderswo statt, genauso wie sein Beitrag zum Funk. Im kahlgeschorenen Kopf eines alten Bekannten des Hauses, eines Songwriters, der bis dahin für seine Hits bekannt war, die er zusammen mit Dave Porter für Sam & Dave (Soul Man, Hold On, I’m Comin’) geschrieben hatte: Isaac Hayes. Nach einem ersten, glanzlosen, eher jazzigen Album, das er im Januar 1968 eingespielt hat (Presenting Isaac Hayes), revolutioniert Hayes die Gattung, indem er den Stax-Sound plötzlich zum Brodeln bringt.

Hot Buttered Soul, das Ergebnis dieses Versuchs, ist das absolute Gegenteil von dem, was der erst im Entstehen begriffene Funk tut. Man schreibt das Jahr 1969 und der von den Bar-Kays begleitete Kojac aus Memphis verlangsamt das Tempo, zieht alles in die Länge, stellt die Bass-Drum-Rhythmen in den Vordergrund und macht die Black Music zu einer gewaltigen Sinfonie, indem er die Zuhörer in eine sinnlich-schwelgerische Stimmung versetzt. Die 12 Minuten von Dionne Warwicks Walk On By, die 9 Minuten 36 Sekunden des Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic und die 18 Minuten 40 Sekunden von Jim Webbs Meisterwerk By The Time I Get To Phoenix verstoßen gründlich gegen alle Regeln der Kunst einer guten alten Single mit nie mehr als 3 Minuten 10 Sekunden!

Die Instrumentierung ist revolutionär (Violinen auf Walk On By, Fuzz für die E-Gitarre am Ende des Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic) und Hayes entwickelt seine betörend wirkende Zauberformel auf The Isaac Hayes Movement (1970) und To Be Continued (1970) weiter. Die Barry White-Fans brauchen nicht lange nach der Quelle zu suchen, an der sich ihr grandioses Idol zum ersten Mal labte…Hayes zwingt damit das Publikum, die Single zu vergessen und lieber gleich ein ganzes Album zu nehmen.

Mit einem zweitklassigen Soundtrack, dem anscheinend keine große Zukunft bevorsteht, macht sich Isaac Hayes einen Namen in der Plattengeschichte. Eine Wah-Wah-Gitarre, die ihre letzten Töne hergibt (Charles „Skip“ Pitts), Geigen, die mit dem guten, alten funkyartigen Groove Verstecken spielen und ein Name: John Shaft! Im Jahre 1971 schreibt Hayes den Soundtrack von Gordon Parks‘ Thriller Shaft, der es sofort an die Spitze der R&B- und Pop-Charts schafft.

Heute noch symbolisiert der Sound des Shaft-Themas diesen Groove, der für den Funk so typisch ist. Isaac Hayes‘ Werk hat vielleicht eher zur Geschichte des Rhythm & Blues und der Soul Music beigetragen, aber dem Funk vererbte er dennoch ein unumgängliches Kochrezept. Wenn auch Barry Whites Love Unlimited Orchestra die im Disco heißgeliebten Streicher weltweit bekannt macht, so sind sie doch teilweise Hayes‘ Idee gewesen. Mit Black Moses (1972), Live At The Sahara Tahoe (1973), Joy (1973), den Soundtracks der Filme Three Tough Guys (mit Lino Ventura!) und Truck Turner (1974) und Chocolate Chips (1975), damit sollte der schwarze Moses, wie er sich so schlicht selbst nannte, seinen Soul Deluxe und seinen Funk in allen Ecken und Enden bekannt machen. © Marc Zisman

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