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Shirley Collins

85 und noch kein bisschen müde, möchte man meinen, wenn man ihr Album "Heart's Ease" von 2020 hört. Doch in ihrem Leben hat Shirley Collins neben Höhen auch viele Tiefen erlebt. Eine davon war der Verlust ihrer Gesangstimme, die sie nahezu 40 Jahre daran hinderte, neue Stücke aufzunehmen. 1935 in der südenglischen Küstenortschaft Hastings geboren, wächst Collins in einer Familie auf, in der viel gesungen wird. Schon als Kind lernt sie viele traditionelle Stücke, die auf den Feldern und bei Feiern beliebt sind. Nach der Schule zieht sie nach London, um eine Ausbildung als Lehrerin zu beginnen. 1955 ist zum ersten Mal auf einer Aufnahme zu hören, wichtiger ist jedoch ihr Treffen mit Alan Lomax, mit dem sie zusammenzieht und den sie die folgenden Jahre begleitet. Lomax führt die Feldforschung seines Vaters John fort, der seit den 1930er Jahren im Süden der USA tausende Aufnahmen gemacht hat und dazu Kirchen, Gefängnisse und Konzerthallen besucht. Alan sucht in London Zuflucht, um der Verfolgung durch US-Senator Joseph McCarthy zu entgehen. Als er 1959 in die USA zurückkehrt, nimmt er Collins mit. Gemeinsam nehmen sie mehrere Monate lang Künstler in Arkansas auf, eine Zeit, die Collins 2004 in ihren Memoiren "America Over The Water" ausführlich beschriebt. Zurück in London heiratet sie 1960 den Produzenten und Dichter Austin John Marshall, der ihre Karriere als Musikerin vorantreibt. Ihre schnörkellose, strenge Stimme ist in den folgenden Jahren auf mehreren Alben zu hören. Das einflussreichste davon ist "Folk Roots, New Routes", auf dem sie 1964 mit dem Gitarristen Davy Jones traditionelle Stücke mit unkonventionellen Arrangements interpretiert. "Es war nicht einfach, mit ihm zu leben, aber er hatte einen großen Einfluss", erinnert sich Collins 2020 an Marshall. Als sie sich schließlich trennen, hat Shirley ein Album mit ihrer Schwester Dolly aufgenommen und sich im Land einen Namen gemacht. 1971 heiratet sie den Bassisten Ashley Hutchins, Gründungsmitglied der progressiven Folk-Bands Fairport Convention und Steeleye Span. Gemeinsam stellen sie die Albion Country Band zusammen, um Collins' Album "New Rose" aufzunehmen. Mit wechselnden Mitgliedern und Namen ist die Combo bis Ende der 1970er Jahren tätig, dabei mischt sie altes Material und elektrische Neuversionen. "For As Many As Will" mit Schwester Dolly ist 1978 Shirley Collins vorerst letztes Album. Die Trennung von Hutchins nimmt sie so sehr mit, dass sie die Fähigkeit zu singen verliert. Um ihre Kinder groß zu ziehen, verkauft sie ihre Instrumente, nimmt einfache Jobs an und verschwindet lange von der Bildfläche. Gänzlich in Vergessenheit gerät sie jedoch nicht. Vor allem dank David Tibet der experimentellen Band Current 93, der 1993 eine EP mit ihren Stücken veröffentlicht. Collins ist in den folgenden Jahren immer wieder auf Alben der Band zu hören, 2007 erhält sie für ihre musikalische Verdienste einen Ritterorden, den MBE. Auch reist die durch Großbritannien, um ihre Memoiren vorzustellen. Dennoch ist es eine Überraschung, als sie 2014, angeregt durch Tibet, zwei Stücke in der Londoner Union Chapel singt. Collins fasst wieder genügend Vertrauen in ihre Stimme, um 2016 mit "Lodestar" ein Album folgen zu lassen, das in den eigenen vier Wänden entsteht. Der Film "The Ballad Of Shirley Collins" (2017) nimmt die Sessions zum Anlass, ihr Leben zu erzählen. Unter der Führung von Ian Keareys, der sie 2014 in London auf der Bühne und 2016 auf "Lodestar" begleitet hatte, kehrt sie anschließend sogar ins Studio zurück und lässt 2020 mit "Heart's Ease" ihr achtes Album unter eigenem Namen folgen. Wenn es nach ihr geht, soll damit noch lange nicht Schluss sein. "Ich kennen noch so viele Lieder. Und ich habe all die Jahre vergeudet, in denen ich nicht gesungen habe. Also muss ich jetzt ein bisschen aufholen!"
© Laut

Diskografie

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