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Pile

Pile kann auf Deutsch Haufen, Pfahl, Berg oder Vermögen bedeuten – ein passender, weil diffuser Name für eine höchst wandlungsfähige Band. Wobei das Wort Band im Jahr 2007, als Piles Debütalbum "Demonstration" erscheint, des Pudels Kern noch nicht trifft. Denn hinter Pile steckt damals nur eine Person namens Rick Maguire. Der junge Mann aus Boston spielt mangels Mitmusikern im Rahmen der Arbeit an "Demonstration" alle Instrumente selbst ein. Relativ entspannten Indierock präsentiert Maguire dort – mit Betonung auf Indie, denn dem in Eigenregie veröffentlichten Debütalbum hört man durch die Lo-Fi-Aufnahmequalität mit viel Hintergrundrauschen seine Entstehung an. Auf dem zwei Jahre später folgenden Zweitling "Jerk Routine" geht es rockiger zu. Die E-Gitarren sind wesentlich präsenter als auf dem Debüt, im Song "Idiot the Chef" shoutet Maguire gar vereinzelt. Das Hintergrundrauschen des Vorgängers ist dankenswerterweise verschwunden, obschon auch der Zweitling wieder von Maguire selbst veröffentlicht wurde. 2009 stellt sich Rick Maguire auch erstmals eine Band zusammen. Matt Becker steigt als Bassist ein, Kris Kuss als Drummer. Im Oktober 2010 erscheint die dritte LP "Magic Isn't Real", das erste wirkliche Bandalbum. Die Instrumentierung wird fast zwangsläufig dichter, vereinzelte Gitarrensoli erhalten Einzug in die Musik Piles. Unvermittelte Wechsel von melancholischen, ruhigen Passagen zu wütenden, rockigen Parts (wie etwa im Opener "Uncle Jill") werden zu einem Markenzeichen der Band. Die Band bleibt unberechenbar. Nach nur einem Jahr überlässt Matt Becker Namensvetter Matt Connery den Bass und übernimmt stattdessen die Rolle des Zweitgitarristen neben Frontmann Maguire. Nachdem Maguire die ersten drei Alben seiner Band selbst veröffentlichte, unterschreibt er für "Dripping" beim Indielabel Exploding in Sound. Das im Oktober 2012 erschienene vierte Opus überzeugt mit eleganter als zuvor vollzogenen Harmoniewechseln als bis dato bestes Album der Band. Zu einem Fan Favorite auf Konzerten entwickelt sich der "Prom Song" mit seinem genialen Gitarrensolo. Auf die Frage, ob es sich bei ihm um den meistgewünschten Song der Band handele, antwortet Pile in einem Interview mit der Musikwebsite Treblezine im Februar 2023, der Song werde in der Tat häufig angefragt. Im Juni 2015 zieht es die Band erstmals für Konzerte nach Europa. Gigs erfolgen u. a. in Paris, London und Glasgow. Für die Hörerinnen und Hörer hat die Band ein heftig rockendes Album im Gepäck: "You're Better Than This" überrascht einmal mehr mit Post-Hardcore. Nach der Tour zum sechsten Album "A Hairshirt of Purpose" verlassen die beiden Matts die Band. Chappy Hull ersetzt Becker als (Zweit)Gitarristen, Alex Molini beerbt Connery am Bass. Auf das recht atmosphärische und vergleichsweise ruhige "A Hairshirt of Purpose" folgt 2019 das sperrigere und rockigere "Green and Gray", das mit einem lupenreinen zweiminütigen Metaltrack aufwartet. Auf "The Soft Hands Of Steve Miller" versucht sich Rick Maguire am Growlen. Und dann? Folgt nach dem wilden "Green and Gray" die Coronapandemie – und ein Ambientalbum. Auf "In the Corners of a Sphere-Filled Room" betreten Maguire und Co. Genreneuland, nutzen erstmals elektronische Klänge und klingen plötzlich wie Brian Eno. Das Überraschende: Auch dieser vorübergehende Genrewechsel, großteils entstanden im Rahmen von Improvisationen während der Arbeit an "Green and Gray" in einem Zeitraum von 25 Monaten, kann sich hören lassen. "In the Corners of a Sphere-Filled Room" bleibt nicht die einzige Veröffentlichung Piles im Jahr 2021. Am 20. August präsentiert Rick Maguire unter dem Namen seiner Band mit "Songs Known Together, Alone" – nomen est omen – eine Sammlung von rearrangierten Pile-Songs in minimalistischen Versionen. Die erstmalige Synthesizer-Nutzung auf dem Vorgängeralbum färbt auf den Klang der ersten Hälfte von "Songs Known Together, Alone" ab. Durch den extremen (wohl dem Aufnahmeort geschuldeten) Hall, Maguires Intonation, den Lo-Fi-Klang und die sparsame Instrumentierung erinnert das Album frappierend an die frühen My Morning Jacket. Am 10. Februar 2022 folgt ein Soloauftritt Maguires in der Church of the Covenant in seiner Heimat Boston, bei dem er die neu arrangierten Songs mit Gitarre und Synthesizer vorträgt. Vier Monate später performt die gesamte Band auf den Primavera Sound Festivals in Barcelona und Porto. Im Februar 2023 veröffentlicht die Band ihr Album "All Fiction", auf dem sie erstmals Rock mit Elektronik verbindet. Abseits der recht gefälligen Single "Loops" legen Pile die wohl sperrigste LP ihrer Diskografie vor, auf der kaum ein Song dem Strophe-Refrain-Schema folgt und die Harmoniewechsel so abrupt wie selten zuvor zelebriert werden. Am 5. Januar 2024 präsentieren sich Pile mit ihrer "Hot Air Balloon EP" ausgerechnet nach der Veröffentlichung ihres sperrigsten Albums so zugänglich wie noch nie – und überzeugen einmal mehr. Kein Album Piles klingt wie das vorherige, mitunter aber ähnlich wie das vorletzte. Die beständige musikalische Unbeständigkeit bleibt neben den abrupten Harmoniewechseln eine Konstante Piles. Eine für die Vermarktung der eigenen Musik nicht unwichtige Genreverortung erweist sich somit als nahezu unmöglich. Somit deutet vieles darauf hin, dass die hervorragende Bostoner Band über den Status des ewigen Geheimtipps und Kritikerlieblings nicht hinauskommen wird. Rick Maguire bleibt indie im besten Sinne.
© Laut

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