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Marcia Griffiths

Eines kann zweifelsfrei konstatiert werden: Seit jeher ist Reggae mit all seinen Spielarten ein von Männern dominierter musikalischer Tummelplatz, auf dem es sehr gern auch mal deftiger, straight und machohaft hergeht. Nichtsdestoweniger (oder vielleicht gerade deshalb) gibt es immer wieder Reggae- und Dancehall-Chanteusen, die es verstehen, das Publikum für sich zu gewinnen. So zum Beispiel Phyllis Dillon in den Sechzigern und Siebzigern oder Lady Saw, die in neuerer Zeit mit ihren teils expliziten Texten von sich reden macht. Eine Sängerin, die sich 2005 schon seit 40 Jahren erfolgreich in dieser Männerdomäne behauptet, ist Marcia Griffiths, eine Ausnahmeerscheinung in diesem Biz. 1949 in Kingston geboren, besucht sie später die Kingston Senior School und singt nebenher im Kirchenchor. Und gerade diese Institution ist ein gewichtiger Grund für die Masse an gut ausgebildeten Sängerinnen und Sängern auf dem kleinen karibischen Eiland. Griffiths wirkt an Schulaufführungen mit und singt auch in ihrer Freizeit mit Freundinnen. Bei einer solchen Gelegenheit macht sie die Bekanntschaft des Freundes einer älteren Freundin, des Sängers Phillip "Boasie" James von den Blues Blusters. Dem wiederum gefällt die Stimme der jungen Marcia und so schleppt er sie mit zu Byron Lee, dem Bandleader der Dragonaires. Über diese Connection landet sie bei einem der zahlreichen Talentwettbewerbe im Kingstoner "Carib Theatre". Dort gibt sie den Carla Thomas-Song "No Time To Loose" zum Besten, woraufhin das Publikum prompt nach einer Zugabe verlangt. Ihre Performance kommt sogar dermaßen gut an, dass sie am selben Abend in einem JBC-Studio ihr Fernsehdebüt gibt. Es heißt, sowohl Byron Lee als auch Studio One-Chef Coxsone Dodd hätten daraufhin um die Unterschrift des Vaters gebuhlt, denn Marcia ist zu diesem Zeitpunkt nach jamaikanischem Recht nur eingeschränkt geschäftsfähig. Weil aber Marcia Herrn Dodd gut leiden mag, bekommt dieser das väterliche Autogramm. Unter Dodds Ägide nutzt sie das Studio One als eine Art Music College, nimmt 1966 mit "Wall Of Love" ihre Debütsingle auf und landet schließlich 1968 ihren ersten Numero Eins-Hit, den Evergreen "Feel Like Jumping". In diesem Umfeld kommt sie zu jener Zeit mit Songwriter und Sänger Bob Andy in Kontakt. Einige ihrer richtig guten Tunes dieser Zeit stammen aus seiner Feder und sie beginnen als Bob And Marcia Duette aufzunehmen. 1969 feiern sie mit ihrer Neuinterpretation von Nina Simones "Young, Gifted And Black" für den Produzenten Harry J so große Erfolge, dass sogar der UK-Markt auf sie aufmerksam wird. Nachdem die beiden 1970 mit besagtem Song bereits die dortigen Charts entern, gelingt ihnen mit "Pied Piper" 1971 ein weiterer Hit. Eine England-Tournee bringt allerdings nicht den erhofften Ruhm. Somit kehren beide wieder nach Jamaika zurück und beginnen dort ihre eigenen Karrieren zu forcieren. Bald kommt es zu einer Ladies-Kooperation der ersten Stunde: Marcia Griffiths landet beim High Note Label der Produzentin Sonia Pottinger. Ein ganz gewichtiger Schritt in Griffiths' Laufbahn ergibt sich durch die Abgänge von Bunny Wailer und Peter Tosh aus dem Reigen der Wailers um Bob Marley. Der spätere Reggae-Superstar sieht sich nun gezwungen, diesen Aderlass durch eine Top-Background-Sektion zu kompensieren. Mit Bobs Frau Rita Marley, Judy Mowatt und eben auch mit Marcia Griffiths gründet man die I-Threes. Welche Auswirkungen die Zusammenarbeit mit Bob Marley auf den Bekannheitsgrad der Künstlerin hat, muss wohl nicht näher ausgeführt werden. Obwohl Marcia ihre Solokarriere neben den Aufnahmen, Proben und Tourneen mit den I-Threes und Marley nicht aufgibt, ist Solomaterial aus der folgenden Zeit eher spärlich gesäht. Nach Marleys Krebstod im Jahre 1981 releasen die I-Threes noch zwei Alben und einige Singles. Ausgestattet mit der Reputation, mit Marley gearbeitet zu haben, steht einer erfolgreichen Fortführung ihres Schaffens nichts im Wege. In den 80er Jahren ist Marcia äußerst produktiv, legt etliche Alben und Hitsingles vor, wobei ihr das 1982 aufgenommene "Electric Boogie" auch in den USA einen Top-Seller beschert. Zudem hat sie mit der Digitalisierung des Reggae und der dadurch entstehenden Umwälzungen und Strömungen weniger Probleme als andere Artists ihrer Generation. Dies belegt unter anderem die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Produzent Donovan Germaine vom Penthouse-Label Ende der Achtziger bis hinein in die Neunziger Jahre. Mittlerweile haftet Marcia Griffiths der Titel "Queen Of Reggae" an, was angesichts ihrer Musik-Geschichte nicht weiter verwundert. Denn bis zum heutigen Tag hält sie einen konstanten Output und ihre Singles finden sich immer wieder auf hohen Positionen in den Reggaecharts weltweit ein. Im Jahre 2004 feiert sie ihren vierzigsten musikalischen Geburtstag und unterstreicht mit dem 2005er Album "Shining Time" erneut ihren Status und ihre Qualitäten. Pünktlich zum Erreichen des Rentenalters begibt sich die Grande Dame im Frühjahr 2019 auch wieder ins Studio. Sie arbeitet unter anderem an einem Ska-Medley mit Toots & The Maytals. Das Album mit zahlreichen Liebessongs merken die Plattenhändler für den 14. Juni 2019 vor. Das Trojan-Label sammelt für seine Serie "Essential Artist Collection" 47 Aufnahmen aus der Zeit vor den Wailers bzw. I-Three und vermittelt somit einen der wenigen guten Best Of-Überblicke, wobei man damit schon einen Großteil von Marcias frühen Releases in Händen hält. Darunter befinden sich alleine 14 Duette mit Bob Andy, zum Beispiel die oben erwähnten Hits "Pied Piper" und "Young, Gifted And Black". Allgemein kennzeichnet Griffiths' frühe Releases, dass so mancher Soul-, Pop- und Jazz-Tune mit One Drop-Offbeat eine neue Verkleidung bekam. Auch an Marcias Klassiker "Feel Like Jumping" und "Steppin' Out Of Babylon" erinnert die Collection. Kurz darauf verpasst Shaggy ihrem alten "Electric Boogie" einen freshen Remix mit einem bunten Tanzvideo, in dem sie mit drei jungen Kolleginnen, Jamila Falak, Moyann und Amber Lee, performt. Im Sommer 2023 tourt die Elder Stateswoman Jamaikas wieder durch Europa und macht etliche Stops in Deutschland, bei manchen teilt sie sich die Bühne mit Tanya Stephens. Anfang August wird bekannt, dass Griffiths als Ehrenbürgerin ihrer Heimat vom 'Commander'-Rang "OD" ("Order of Distinction") zum "OJ" ("Order of Jamaica") aufsteige. Zur entsprechenden Ehrung reisen Staatsvertreter am Nationalfeiertag der Insel ins norddeutsche Dorf Bersenbrück, da sie an jenem Tag dort spielt. Am 8. September desselben Jahres erscheint eine neue Produktion unter dem Titel "Golden" und der Regie des New Yorkers Adrian Donsome Hanson, der seit langem ihr Konzert-Booker ist. Die Sounds überraschen durch einen für Marcia-Verhältnisse ungewohnt modernen Klang. Etliche der Tunes veranlassen zu sofortigem Mitsummen. Auf dem nur digital erscheinenden Album platziert sich der Track "Let's Talk About Music". Er basiert auf dem "Three Blind Mice"-Riddim von Lee 'Scratch' Perry, Max Romeo hatte mit dem Original 1975 einen kleinen Hit, den er für immer in der Setlist behielt. Den neuen Text "Let's Talk About Music" verfasste Marcias einstige Mitstreiterin Annette Brissett. Darin erklärt Griffiths, warum sie mit 78 immer noch auf vielen Hochzeiten zwischen Tour und Studio tanzt: "The music is my therapy!".
© Laut

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