Death
Die mit Abstand prägendste Band im Death Metal dürfte ohne Zweifel Death sein.
Chuck Schuldiner (voc/g) gründet 1983 mit seinen High School-Freunden Kam Lee (dr) und Rick Rozz (g) die Truppe Mantas. Mit ihr bringt er ein paar Demos raus, wobei auf dem ersten noch Kam für den Gesang zustädnig ist. Noch in der Demophase benennt Chuck die Band in Death um und schließlich werden Combat Records auf die Jungs aufmerksam. 1987 erscheint das Debüt "Scream Bloody Gore", eines der All-Time Death Metal Highlights. Auf dieser Scheibe findet Herr Schuldiner Unterstützung in John Hand (g) und Chris Reifert (dr), welche auf "Leprosy" jedoch schon Bill Andrews (dr) und Terry Butler (b) weichen müssen. Außerdem kehrt Rick Rozz zurück.
Rozz bleibt aber nicht lange dabei und taucht erst einige Jahre später mit Massacre wieder auf. So spielt die zweite Gitarre auf "Spiritual Healing" ein gewisser James Murphy ein, der inzwischen auch schon für Bands wie Cancer, Obituary oder Testament und unzählige andere Bands tätig war, von seinen beiden Soloscheiben ganz zu schweigen. Doch auch sein Auftritt beschränkte sich auf eine Platte.
Dann steht großer Zoff im Hause Death an. Chuck streitet sich mit Terry Butler und Bill Andrews und taucht auch ohne Angabe von schlüssigen Gründen nicht auf der Europatour im Vorprogramm von Kreator auf. Terry und Bill wollen diese Tour aber unbedingt fahren und treten kurzerhand mit dem Gitarristen von Terrorizer und ihrem Drumroadie als Sänger auf. Die "Fuck Chuck"-Chören, welche sie auf der Bühne anstimmen, finden regen Zulauf.
Da Meister Schuldiner mit dieser Aktion viele deutsche Fans schwer enttäuscht hatte, muss das neue Album einiges wieder gut machen, was es letztendlich auch tut. Mit neuer Backline, die sich aus Drummer Sean Reinert, Gitarrist Paul Masvidal (beide von Cynic) und Skott Carino (b) zusammensetzte, trümmert er "Human" ein, das allein vom Technischen her die Latte für die folgenden Alben verdammt hoch legt. Die beiden Cynic Jungs begleiten ihn auch auf der Euopatour, nur am Bass steht Steve DiGiogio von Sadus.
Da alle beteiligten Musiker jedoch Verpflichtungen in ihren Hauptbands haben, muss sich das Death Mastermind für die folgende Scheibe "Individual Thought Patterns" Andy LaRoque (g) von King Diamond, Steve DiGiorgio und das Drum-Tier schlechthin engagieren: Gene Hoghlan, der seine Spuren maßgeblich bei Dark Angel, Strapping Young Lad und auch Testament hinterlassen hat.
Dieser lässt es sich auch nicht nehmen, auf "Symbolic" den Takt anzugeben, wobei sich das Album vor allem durch die Weiterreichung von Bass und Gitarre an Kelly Conlon und Bobby Koelble vom Vorgänger unterscheidet. Musikalisch waren sich die Scheiben relativ ähnlich, offenbaren doch beide, um welch begnadestes, musikalisches Genie es sich bei dem exzentrischen Chuck Schuldiner handelt.
Ist auf "Individual Thought Patterns" schon eine Veränderung in Chucks Deathgrowls auszumachen, wird der Gesang auf "The Sound Of Perseverance" noch gewöhnungsbedürftiger. Die Growls sind verschwunden und Chuck verscuht es eher mit einem nervigen Gekreische. Außerdem, wer hätte das gedacht, hat er die Band komplett ausgewechselt. Shannon Hamm übernimmt die zweite Klampfe, Richard Christy (u.a Iced Earth, Howard Stern Band) setzt sich hinter die Kessel und Scott Clendenin greift in die vier Saiten.
Christy und Hamm spielen auch auf Schuldiners Side Projekt Control Denied mit, auf dem DiGiorgio nochmals am Bass zu hören ist und mit Tim Aymar sich zum ersten Mal nicht Chuck selbst hinters Mikro stellt. Der Titel "The Fragile Art Of Existance" scheint beinahe so etwas wie ein böses Omen zu sein, denn bei Chuck diagnostizieren die Ärzte kurze Zeit später einen Gehirntumor, welcher zunächst operabel schien. Nachdem sich aber Komplikationen mit einigen Medikamenten ergeben, verschlimmert sich sein Zustand wieder und macht weitere OPs und kostspielige Medikamente notwendig, die Schuldiner aus eigener Tasche nicht bezahlen kann.
Zwar beantragt seine Familie mehrere Kredite, Fans spenden freiwillig und auch diverse Benefizkonzerte werden veranstaltet, doch letztendlich kommt jede Hilfe - so denn sie kommt - zu spät. Auch das Thrash Of The Titans Festival, welches ursprünglich für den ebenfalls an Krebs erkrankten Chuck Billy von Testament veranstaltet wird, kann die erforderlich Summe nicht einbringen. Dank des amerikanischen Gesundheitssystemes, welches nur für den Patienten arbeitet, wenn er es sich leisten kann, verliert die Metalszene eine ihrer genialsten und interessantesten Persönlichkeiten: Chuck Schuldiner stirbt am 13. Dezember 2001. R.I.P brother!
© Laut
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