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David Grimal

In seinem Film Prova d’orchestra von 1978 stellte Federico Fellini die Frage nach Notwendigkeit und Nutzen eines Dirigenten an der Spitze dieses Mikrokosmos, denn Musiker sind durchaus in der Lage zusammenzuspielen, ohne von einer Person geführt zu werden. Der Film gibt darauf keine eindeutige Antwort, denn nach einem Aufstand gegen den Dirigenten und die Institution, sowie nach hitzigen Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften geben die Musiker klein bei und kehren zur gewohnten Routine zurück.


Der talentierte Geiger David Grimal hätte ebenfalls klein beigeben können und eine geradlinige Karriere verfolgen. Aber dieser junge Mann lehnte sich auf und weigerte sich, das seiner Meinung nach festgefahrene Geschäft mit der klassischen Musik zu unterstützen. Neben Bühnenauftritten als Solist oder in Kammermusik-Ensembles gründete er 2004 "Les Dissonances", ein Künstlerkollektiv ohne Dirigenten, mit dem Ziel ein breites Repertoire zu erarbeiten. Wenn das Konzept zunächst utopisch erschien, so kann man heute nach mehr als zehn Jahre feststellen, dass es tatsächlich möglich ist, nicht nur Haydn oder Mozart ohne Dirigent zu spielen (das wusste man bereits im 18. Jahrhundert), sondern Repertoire und Besetzung mit Beethoven, Brahms, Bruckner (Sinfonie Nr. 7), Schönberg zunehmend zu erweitern, bis hin zum überdimensionierten Sacre du printemps von Strawinsky, das mehr als 100 Musiker erfordert und dessen technische Realisierung sich als sehr delikat erweist.


Es stellt sich auch die Frage nach der Konzeption eines Werkes durch einen einzigen kreativen Kopf, womit das ganze Problem der Gesellschaft und des Zusammenlebens neu durchdacht und in Frage gestellt wird. Wie passt die rechtliche und moralische Realität eines Unternehmens zum künstlerischen Ideal, das von kommerzieller Spekulation weit entfernt ist? Für David Grimal repräsentiert das Ensemble Les Dissonances „das Individuum im Dienst einer Gemeinschaft, die ihrerseits der Selbstverwirklichung des Individuums dient.“ Er wünscht sich, dass die klassischen Institutionen durch dieses Modell zu Neuerungen angeregt würden. Wenn sie auch weiterhin mit Dirigenten arbeiten, so sollten Orchester dennoch die Gelegenheit bekommen, regelmäßig anders Musik zu machen, in gleichberechtigter Zusammenarbeit und durch gegenseitiges Zuhören, von einer einzelnen Person begleitet, aber nicht geführt, so wie es David Grimal an seinem Posten als Konzertmeister praktiziert.


Dieses Orchester lebt ein spannendes Abenteuer. Wir können die Früchte seiner Arbeit dank der Einspielungen für das orchestereigene Label genießen. Dank der sorgfältig ausgewählten, ausgezeichneten Musiker, die dieses ungewöhnliche Projekt mittragen, sind die Interpretationen von großer Lebendigkeit und verleihen oft mit einer gewissen Routine gespielten Werken neuen Schwung und jugendliche Frische (z.B. eine fantastische 5te von Beethoven!). Ein spannendes Projekt, das es weiter zu verfolgen gilt.


 François Hudry / Oktober 2017

Diskografie

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