Big Ups
"Stinksauer aber Spaß dabei!" So treffend beschreiben die Big Ups aus Brooklyn ihre Songs. Während die Texte nimmer müde alle politischen Missstände und den Unbill des Lebens thematisieren, springt einem die Musik von Joe Galarraga (Vocals), Amar Lal (Gitarre), Carlos Salguero, Jr. (Bass) und Brendan Finn (Drums) bereits mit voller Wucht ins Gesicht. Zorn ist ihre Energie.
Mit dieser legen sie einen Sound aufs Parkett, der sich nicht nur gewaschen hat, sondern aus vielen Vorbildern ein ganz eigenes Ding kreiert. Für die einen klingen sie wie die härteste Alternative-Versuchung seit Big Black. Andere erblicken in den New Yorkern eine Zierde modernen Postcores, garniert mit einer ordentlichen Portion Minor Threat/Fugazi. Beide Empfindungen stimmen zu gleichen Teilen. Alle drei Urgestein-Combos gehören zu den erklärten Vorbildern des Quartetts.
Zur Abrundung dieses extravaganten Gemischs rühren sie einen ordentlichen Happen gut abgehangenen Postpunk dazu. Die Erfindung des sehr speziellen Klangbildes entwickelt sich zwischen der Bandgründung im Jahr 2010 und ihrer tollen zweiten Scheibe "Before A Million Universes" (2016) in mehreren Schritten. Gestartet als Punk-Truppe, merken die vier recht schnell, dass ihnen dieser Stil als Schublade viel zu eng ist. Komplexer und abgefahrener soll es sein. Warum also aus den eigenen Helden keine neue Musik erschaffen?
So nehmen sie 2013 ihr Debüt "Eighteen Hours Of Static" in nur drei Tagen auf. Ein paar Klopper für die Live-Ochsentour sind bereits dabei. Das Ergebnis klingt insgesamt dennoch recht durchwachsen und zeigt, wie sehr die Big Ups auf der Suche nach eigenem songwriting und Arrangements sind. Mehr als ein Achtungserfolg ist ihnen damit in der Szene nicht beschieden.
Mehr als zwei Jahre lang sammeln sie daraufhin ausgiebige Konzert-Erfahrung. Das zahlt sich hörbar aus. Studioplatte Nummer zwei "Before A Million Universes" hievt sie aus dem Status einer Band unter vielen hinauf an die Spitze des NYC Postcore-Undergrounds. Momente zerkratzter Langsamkeit treffen auf wild tanzende Ausbrüche. Der Bass haut gern dazwischen. Und mit den Vocals transportiert Galarraga einen sehr szenetauglichen Spagat zwischen Aggression, Sarkasmus und Verwundung.
Galarraga: "Der Wechsel von sehr direkten Texten und Musik hin zu subtileren Bildern und Strukturen war alles andere als Zufall und sehr bewusst von uns vollzogen."
© Laut
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