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TOOL

Was ist eigentlich so mysteriös an der L.A.-Band Tool? Schon in der Frühzeit des Internets um 1999 (also noch vor der Veröffentlichung von "Salival") kursieren seitenlange FAQs auf Fanseiten. Eine Band, bestehend aus vier Kreativ-Hirnen, die einst alle aus den verschiedensten Ecken Amerikas nach Los Angeles gekommen sind, um im Entertainment-Biz (vorrangig Film) Fuß zu fassen, und dann später allesamt als Musiker auf der Bühne stehen. Sie verstecken sich hinter Zeichen und Symbolen und geben bei den wenigen Interviews zu Beginn ihrer Karriere meist nur ein "Yes" und ein "No" von sich. Das fängt schon bei der Namensgebung an: zuerst sollten sie Toolshed heißen, weil der unartige Sänger Maynard James Keenan als Kind in den Geräteschuppen gesperrt wurde, im Stile des Michel von Lönneberga. Aber Maynard war auch bei der Army, wo jene Jungs als Tools bezeichnet werden, die nur Befehlen nachrennen und nicht zum selbständigen Denken fähig sind. Womit auch zwei Geheimnisse gelüftet wären, die gleichzeitig zwei Grundmessages der Band umfassen: Inspiration durch Schmerz (Shouten und in die Klampfe dreschen statt Holzpuppen schnitzen) und ein gesundes "Zwischen-den-Zeilen-lesen". Hohe Ansprüche. Schön und gut. Werden sie denen auch gerecht? Seit 1991 sind Tool zusammen (1995 Trennung vom Original-Bassisten Paul d'Amour), ruhelos und immer in der Band aktiv, ob im Studio oder auf Tournee. Vier fette Platten ("Opiate", "Undertow", "Ænima", "Lateralus"), die die Fundamente der Rockwelt bis in die oberen Etagen erschüttern. Dabei sind die Songs immer kleine bedeutungsschwangere Kunstwerke, die erst in einem größeren Gesamtzusammenhang Sinn machen. Inspirative und hypnotische Hymnen an den Schmerz, voller melodischer Aggression und Dynamik. Verschwörung, Verrat und Vergewaltigung verziert mit dem furiosen Gewitter-Soundtrack der Toolköpfe. Jedes Bandmitglied hat außer Tool auch Nebenprojekte am laufen. Vor allem der eigentliche Kopf der Band, Gitarrist Adam Jones, der schon beim Film als Maskenbildner erfolgreich war, und zwar gleich bei so hochkarätigen Effects-Streifen wie "Terminator 2" und "Predator 2". Er ist es auch, dessen begabten Händchen die grandiosen Stop-Motion-Videos zu "Sober", "Prison Sex" und "Stinkfist" entsprungen sind, die seinerzeit jedem MTV-Junkie das Fürchten lehrten. Auch sonst gestaltet er die unheimlichen Plattencover und Stage-Sets selbst. Maynard, der elegisch leidende Sänger "duettierte" bereits mit Tori Amos für einen guten Zweck und lässt seine Fans im Jahre 2000 mit der ersten "A Perfect Circle"-Scheibe "Mer de Noms" an einer bislang unbekannten, ruhigeren Seite teilhaben. Ende 2000 erscheint erstmals nach vier Jahren wieder Tool-Material in Form einer Compilation alter Songs und Live-Tracks unter dem Arbeitstitel "Salival". Im Folgejahr flutet dann "Lateralus" als regulär neuer Longplayer die Plattenregale, steigt auf Platz fünf in die deutschen Charts ein und erntet die unterschiedlichsten Kritiken: von 'eingängig' bis 'unhörbar' sind alle Meinungen vertreten. Die Live-Gigs im Frühsommer werden zu Happenings für Tool-Fans. Zu diesem Zeitpunkt sind Tool bereits die Everybody's Darlings der Alternative-Gemeinde. Ihren Konzerten fiebern die Fans mit schon fast sakraler Ehrfurcht entgegen und auch die Verkaufszahlen dürften die Mannen um Manyard zufrieden stellen. Am 4. März 2003 erhält die Band dreifaches Platin für das alte Meisterwerk "Ænima". Künstlerisch stehen sie im US-Rock-Segment ohnehin weitgehend auf einer eigenen Stufe, was die Visuals und ihre Videos immer wieder beweisen. Im Januar 2006 - zu einer Zeit, da jeder schon sehnsüchtig das neue Studioalbum erwartet - erscheinen zunächst zwei DVD-Singles zu "Schism" und "Parabola". Neben den Videos findet man dort noch einen Remix und diverse Audiokommentare u.a. von Jello Biafra. Während Adam in L.A. am Video für die neue Single "Vicarious" arbeitet, kommen Maynard, Danny und Justin im Februar 2006 nach Deutschland, um der Presse bei einer Prelistening-Session und anschließenden Interviews einen Vorgeschmack auf das neue Album zu geben. Denn am 28. April 2006 erscheint tatsächlich "10.000 Days", ein neues Album-Monster, gleichzeitig das letzte für sehr lange Zeit. Keenan konzentriert sich fortan auf sein ironisches Spaß-Projekt Puscifer und entdeckt die Weinlese. Denn das Wühlen in der Erde schätzt der Sänger mittlerweile mehr als das ermüdende Touren. Weinherstellung, Weingenuss und Weinkritik halten ihn derart auf Trab, dass statt neuer Tool-Musik 2011 ein Film über sein neues Lieblingsthema erscheint: "Blood Into Wine". 2014 erzählt Drummer Danny Carey einem neuseeländischen Radiosender, dass Tool in Hollywood "täglich" am neuen Album arbeiten würden. Doch es passiert nichts. Nur Maynard stichelt immer wieder über das Schneckentempo seiner Kollegen, das es ihm unmöglich mache, über ein neues Album überhaupt nachzudenken. Dieses Ping-Pong-Spiel zieht sich so in die Länge, dass selbst die hartgesottensten Fans alle Hoffnung aufgeben. Keenan veröffentlicht 2018 mit "Eat The Elephant" ein neues Album mit A Perfect Circle. Im Oktober 2018 dann der Paukenschlag: Tool spielen 2019 Konzerte in Europa, darunter Rock am Ring und Rock im Park. In all den Jahren das wahrscheinlichste Indiz dafür, dass 2019 auch tatsächlich neues Studiomaterial der Prog-Metal-Kings erscheinen könnte. Und diesmal stimmt es sogar: Die Band projiziert auf ihren Konzerten vor dem Zugabe-Block zur großen Freude ihrer Fans das Datum "30. August" auf die Screens. Als das Datum näher rückt, zerbröselt allmählich auch der letzte "Chinese Democracy"-Gag auf Tools Kosten. Der Nachfolger von "10,000 Days" heißt "Fear Inoculum" und erscheint am 30. August 2019, damit also nur 13 Jahre nach dem Vorgänger. Guns N' Roses benötigten noch vier Jahre länger. Die Scheibe erscheint allerdings ausschließlich als teures, von Adam Jones konzipiertes Sammlerstück, was nicht alle Fans begeistert. 80 Euro muss man berappen, um ein opulentes CD-Package zu erhalten, das einen wiederaufladbaren 4"-HD-Screen mit exklusivem Video-Footage beinhaltet, ein Ladekabel, zwei Watt-Lautsprecher sowie ein 36-seitiges Booklet samt digitaler Download-Card. Die Limited Edition ist bereits Anfang Oktober vergriffen, "Fear Inoculum" feiert weltweit Chartserfolge und wird zu Tools kommerziell erfolgreichstem Album. Kurz vor Weihnachten 2019 erscheint dann eine neue Version, um den HD-Screen abgespeckt und daher mit 50 Euro auch günstiger. Eine reguläre CD-Veröffentlichung ist nicht geplant, Vinylfreunde dürfen sich aber weiter Hoffnungen machen.
© Laut

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