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Giorgio Moroder

"New York, London, Paris, Munich - Everybody's talking about Pop music": Dass die Stadt München im Klassiker "Pop Muzik" der britischen Band M von 1979 Erwähnung findet, geht maßgeblich auf die Verdienste des Produzenten Giorgio Moroder zurück. Aus heutiger Sicht ist es nur noch schwer vorstellbar, dass es eine Zeit gab, als die Welt zu den Beats eines enorm schnauzbärtigen Südtirolers ausflippte und Künstler wie David Bowie, Freddie Mercury, Van Halen oder Barbra Streisand vor seiner Haustüre in München Schlange standen. Moroders bahnbrechende Idee: Den Rhythmus eines Songs stärker in den Vordergrund stellen und alte Songschemata aufbrechen. Diese visionäre Formel pulsiert im siebenminütigen und für damalige Hörgewohnheiten endlosen Donna Summer-Song "Love To Love You Baby" ihrem Höhepunkt entgegen und macht den Neffen von Luis Trenker 1975 schlagartig zum neuen Disco-Mogul. Aufgrund seiner Pionierleistungen als Beatbastler zählt Moroder heute zusammen mit Kraftwerk zu den Vätern von Elektropop und Techno. Auch Hi-NRG, Italo Disco und Eurodance gehen auf sein Konto. Kurioserweise ist sein Name noch immer vorwiegend in Musiker- und DJ-Kreisen bekannt - im Gegensatz etwa zu dem weltweit weniger erfolgreichen Frank Farian. Dies sollte sich erst 2013 schlagartig ändern, als ihn Daft Punk auf ihrem Album "Random Access Memories" als Stargast prominent in Szene setzen. Am 26. April 1940 kommt Hansjörg Moroder als Sohn einer Bergbauernfamilie im Grödnertal zur Welt. Mitten im Herzen der Dolomiten wird es ihm jedoch bald zu langweilig und so tingelt der gelernte Bassist als 20-Jähriger lieber mit einer Tanzkapelle quer durch Europa. Mitte der 60er Jahre frickelt er an den ersten erhältlichen Vierspur- und simpelsten Effektgeräten herum. Hier entdeckt der Livebühnen-Hasser seine spätere Berufung. Sein Interesse für neue Techniken und sein Gespür für Harmonien und neue Sounds machen aus ihm den Prototyp des eremitischen Studiotüftlers. Er ergattert einen Job bei einer Plattenfirma und fährt bald erste Erfolge als Komponist ein: Der unter dem Namen Giorgio veröffentlichte Schlager-Popsong "Looky, Looky" wird 1969 sein erster Millionenseller. Es folgt "Mendocino" von Michael Holm. Als einer der ersten in Deutschland setzt der Südtiroler 1970 einen Moog-Synthesizer ein. Mitte des Jahrzehnts richtet er mit seinem Assistenten Pete Bellotte in der bayerischen Metropole im Arabella Park sein legendäres Musicland-Studio ein. Zum damaligen Zeitpunkt noch Produzent beim Label Phonogram, lässt er seinen Vertrag auslaufen, nachdem er niemanden in der Firma vom Hitpotenzial seines neuen Produkts "Love To Love You Baby" überzeugen kann. Am Mikrofon steht mit Donna Summer eine farbige Backgroundsängerin, Musical-Darstellerin ("Hair") und alleinerziehende Mutter. Im Stile der erotischen Birkin/Gainsbourg-Nummer "Je t'aime (moi non plus)" vollbringt Moroder das Kunststück, die sehr religiöse Sängerin über einen strophen- und refrainlosen Electrofunk-Teppich sieben Minuten lang über Liebe singen und stöhnen zu lassen. Casablanca Records-Boss Neil Bogart ist begeistert, bekniet Moroder aber, den Song in einer längeren Fassung nochmal aufzunehmen. Summer ist zunächst gar nicht begeistert, doch Moroder und Bellotte können sie überzeugen. Das Aufnahmestudio wird verdunkelt und Summer stöhnt sich zur Zufriedenheit ihrer Hitmacher durch eine 17-Minuten-Version. Die Nummer treibt die Temperaturen in New Yorks hippen Discotempeln zum Siedepunkt, das Time Magazine zählt 22 Orgasmen. "Sie machte es in einem einzigen Take", erzählte Moroder später gerne. Der Sound of Munich ist geboren. 1976 wiederholt der Produzent dieses Soundkonzept, ein Vorläufer des Loops, auf dem noch größeren Summer-Hit "I Feel Love", der den zuvor ausschließlich in Homosexuellendiscos angesagten Sound weltbekannt macht. Die in den 80er Jahren in Mode kommenden "Extended Versions", die das Format Maxi-Single kreieren, erleben hier ihre Geburtsstunde. 1982 blüht der Song in DJ Patrick Cowleys 17-Minuten-Remix neu auf. Ende der 70er zieht es den Disco-Revoluzzer nach Los Angeles, wo er ein gefeierter Soundtrack-Komponist wird. Er produziert "Midnight Express" (erhält den Oscar), "Scarface", "American Gigolo", "Flashdance" und "Top Gun". Außerdem legt er Hand an Alben der Sparks, Elton John und Janet Jackson. Für die Olympischen Spiele von Los Angeles 1984 komponiert er mit "Reach Out" den offiziellen Song, ebenso für die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul ("Hand in Hand"). Als einer der wenigen Flops in Moroders langer Karriere gilt die Neuvertonung von Fritz Langs Klassiker "Metropolis", worauf auch die Freddie Mercury-Kollaboration "Love Kills" zu finden ist (Queen borgen sich im Gegenzug Ausschnitte für ihren "Radio Gaga"-Videoclip). In Erinnerung bleibt er jedoch für seine Verdienste um die elektronische Klangerzeugung. Er inspiriert zahllose Bands und DJs, darunter die Pet Shop Boys, Bronski Beat, Madonna, DJ Hell, Felix Da Housecat und nicht zuletzt seine späten Karriere-Schubkräfte Daft Punk, dank denen er 2015 auch ein Album-Comeback auf großer Bildfläche feiert ("Deja-Vu"). Moroders früherer Arrangeur Harold Faltermeyer macht in den 80ern selbst Karriere. Ein Leitspruch seines Lebens ist: "Kunst machen kann jeder. Aber Kunst zu machen, die sich auch verkauft, das ist wahre Kunst." Giorgio Moroders Vermögen wird im Jahr 2010 auf 300 Millionen Dollar geschätzt.
© Laut

Diskografie

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