Singing Secrets

Albumbeschreibung

Den bald 90-jährigen Per Nørgård darf man als den bedeutendsten Komponisten Dänemarks bezeichnen. Seine großen Meisterwerke, die er vor allem ab den 1970er-Jahren schrieb, sind längst auf CD verfügbar. In letzter Zeit kümmert sich Dacapo verstärkt darum, auch die Frühwerke einzuspielen. Ein ganz besonderes Highlight aus dieser Zeit ist das 1952/53 entstandene „Kvintet“ für Flöte, Violine, Viola, Cello und Klavier, das Nørgård zu seinem Opus 1 adelte. Hier erklingt es (neben „Vintersalme“, „Zwei Saiten, eine Stimme“ und „Cantica“) als Weltersteinspielung. Es ist mit rund 28 Minuten das längste Werk des Albums – und man möchte es trotz der gewaltigen Konkurrenz, die von den anderen beiden längeren Stücken ausgeht („Sonata“ und „Cantica“, beide rund 14 Minuten), als die eigentliche Entdeckung dieses an Überraschungen wahrlich nicht armen Albums bezeichnen. Auch wenn das Kvintet noch unter der Obhut von Nørgårds einstigem Lehrer Vagn Holmboe entstanden ist: Der 26-Jährige hat mit diesem nordisch-rauen Werk eine starke und sehr eigene „Duftmarke“ gesetzt, die ganz dezidiert nicht nach italienischem Belcanto und französischem Impressionismus „riecht“. Ganz anders – weich, verführerisch und mit einem Hauch fernöstlicher Exotik parfümiert – präsentiert sich die 1992 für die Bratschistin Nobuko Imai geschriebene „Sonata“. „Cantica“ für Cello und Klavier (1977, revidiert 2004) komponierte Nørgård, als er mit den Fibonacci-Zahlen und dem „goldenen Schnitt“ experimentierte. Das Stück saugt den Hörer förmlich ein. Die Darbietungen aller Werke können intensiver, engagierter und besser kaum sein. Top!
© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de