Reger: Sämtliche Choralkantaten

Albumbeschreibung

Obwohl Johann Sebastian Bach gleich einen ganzen Jahrgang an Choralkantaten komponiert hat, sollte sich die Assoziation bei den Werken von Max Reger eher auf Mendelssohn oder Heinrich von Herzogenberg richten. Bei ihnen stehen nicht allein die Choräle im Zentrum, sondern mehr noch die aus dem zugrundeliegenden Text abgeleiteten Stimmungsbilder. Diese Ästhetik inspirierte auch den katholisch getauften, doch in nahezu lutherischer Weise der Vokalmusik verbundenen Max Reger. Das schöpferische Ergebnis ist eine kleine Sammlung von insgesamt fünf Kantaten für Solisten, Chor, Gemeindegesang, Instrumente und Orgel, den Ausgangspunkt bildet die 1903 entstandene Kantate über „Vom Himmel hoch“. Seltsam berühren diese Kantaten, die man sich heute in einem liturgischen Kontext nicht mehr recht vorstellen kann, obwohl sie eine schier unendlich anmutende Gestaltungsfülle aufweisen und dabei keineswegs langatmig wirken – im Gegenteil wird man gar seinen musikalischen Spaß haben, wenn Reger zum Lutherchoral „Vom Himmel hoch“ das gefühlige „Stille Nacht“ anklingen lässt. Davon abgesehen haben sich alle Ausführenden, darunter auch eine dem Reger’schen Maximalanspruch vollauf gerecht werdende Phalanx von Leipziger Laienchören, der klanglich nicht leicht einzufangenden Werke mit geradezu werbendem und alles andere als quastigem Impetus angenommen. Schon den akustischen Anforderungen ist schwierig gerecht zu werden: Benötigen Orgel, Chor und Gemeindegesang den weit tragenden sakralen Raum, so verlangen die kammermusikalischeren Partien wie in „O Haupt voll Blut und Wunden“ weitaus mehr Nähe und Präsenz. Hier hat die klug waltende Tontechnik Reger einen großen Dienst erwiesen – auch wenn dabei deutlich wird, dass selbst die im Schatten stehenden Mittelstimmen präzise ausgeführt werden müssen. Auch für bekennende Regerianer eine Entdeckung!
© Kube, Michael / www.fonoforum.de